Der Nachfolger von PCI Express soll funken

Jan-Frederik Timm
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Der Nachfolger von PCI Express soll den Datenverkehr per Funk übertragen. Das fordern einflussreiche Kräfte im Konsortium PCI-SIG. Für Desktop-PCs aber auch Notebooks hätte das weitreichende Folgen. Probleme bei der Kompatibilität und der Sicherheit sind vorprogrammiert.

Die aktuell schnellste Ausbaustufe der Schnittstelle, PCI Express 3.0, überträgt auf einem Steckplatz mit 16 physischen Leiterbahnen mittlerweile zwar bis zu 15.754 MB/s – fast das Vierfache der 4.000 MB/s zum Start von PCI Express im Jahr 2003. Und trotzdem bleibt die Anbindung der Grafikkarte an den Rest des Systems ein Flaschenhals.

Erst in der vergangenen Woche hatte Nvidia mit „NVLink“ ein Feature vorgestellt, das „einen der wesentlichen Flaschenhälse“ in aktuellen Systemen umgehen soll. Nvidia verspricht Datenübertragungsraten, die zwei- bis fünfmal höher liegen als heutzutage. NVLink kommt mit „Pascal“ im Jahr 2016.

Funk kann auf begrenztem Raum, wie ihn Desktop-Gehäuse und Notebooks bieten, eine alternative Lösung sein“, heißt es aus dem Kreis der an der Weiterentwicklung des PCI-Express-Standards beteiligten Unternehmen. Hürden wie große Entfernungen, Hindernisse in der Funkübertragung oder Vorgaben zur maximalen Strahlungsintensität würden in einem geschlossen System keine Rolle spielen – den Übertragungsraten seien „fast keine Grenzen gesetzt“.

PCIe-x16-Slot: in Zukunft Daten über Funk?
PCIe-x16-Slot: in Zukunft Daten über Funk?

Da Erweiterungskarten per Kabel nur noch mit dem Strom- und nicht mit dem internen Datennetz verbunden werden müssten, ergäben sich darüber hinaus „völlig neue Möglichkeiten“ für die Anordnung der Hardware im Gehäuse – sei es für Desktop-PCs oder Notebooks. „Kleinere Rechner mit bisher ungeahnter Formgebung werden die Folge sein“, verspricht ein Befürworter der Entwicklung. Die Idee, Grafikkarten funken zu lassen, ist indes nicht neu. Bereits im Jahr 2010 hatte KFA² mit der Geforce GTX 460 WHDI eine Grafikkarte vorgestellt, die das Bild per Funksignal an den Monitor sendet.

KFA2 Geforce GTX 460 WHDI
KFA2 Geforce GTX 460 WHDI (Bild: kfa2.com)

Dass PCI Express in naher Zukunft funken wird, ist allerdings nicht gesichert, Kritiker im Konsortium haben sich bereits formiert. Neben der Befürchtung, dass nur extrem kleine Systeme mit sehr kurzen Entfernungen zwischen den Komponenten die maximalen Datenübertragungsraten liefern können, haben die Überlegungen auch Datenschützer auf den Plan gebracht. „Die Gefahr, dass Dritte den gesamten internen Datenverkehr eines Rechners aus der Ferne abhören können, ist groß“, mahnt eine mit dem Vorhaben vertraute Person. „In Zeiten der NSA-Affäre sollten wir alles vermeiden, was Lauschattacken Tür und Tor öffnet“, fordert auf Nachfrage von ComputerBase auch der Bundesdatenschutzbeauftragte.

Eine Entscheidung will das Konsortium nach Veröffentlichung der finalen Spezifikationen zu PCI Express 4.0 treffen. „Möglicherweise wird es einen ersten Testlauf mit PCI Express x1 und x2 geben“, so ein Insider. Er glaube nicht, „dass wir funkende Grafikkarten noch in diesem Jahrzehnt sehen werden“.

"PCI Express Wireless"-Logo
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Ergänzung vom 2.4.2014: April, April! ;-)