Diablo 3: Reaper of Souls im Test: Das hat dem Spiel noch gefehlt

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Jirko Alex
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Reaper of Souls auf einen Blick (Fortsetzung)

Mindestens ebenso wichtig für das Vorankommen ist der Schmied, der mit Reaper of Souls endlich wirklich wertvoll wird. War er in den Anfangszeiten von Diablo 3 nur in den unteren Leveln überhaupt zu etwas gut, kann er jetzt tatsächlich einige der mächtigsten Gegenstände im Spiel herstellen. Zumindest, wenn ihm das richtige Rezept beigebracht und die notwendigen Zutaten bereitgestellt werden. Davon gibt es im neuen Craftingsystem haufenweise mehr als im Hauptspiel – die meisten davon sind nur für ganz bestimmte legendäre Gegenstände notwendig. Das hat zur Folge, dass nun auch wieder gezielte „Lootruns“ für spezielle Zutaten attraktiv werden, womit es neben der Kampagne und den unterschiedlichen Aufgaben im Abenteuermodus eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit für das Endgame gibt.

Um das Endgame hat sich Blizzard ohnehin intensiv gekümmert. Im Hauptspiel bestand die Aufgabe für hochlevelige Charaktere nur noch darin, das höchste Paragonlevel (100) je Charakter zu erreichen, die vier bekannten Akte zu farmen oder Überbosse zu erlegen. Das ist Looten und Leveln in Reinform. Problematisch wurde es, wenn die Paragongrenze erreicht wird – was vergleichsweise schnell ging. Dann versiegt die Lust schnell, wenn die Loot-Spirale sich mal nicht weiterdreht und der Spieler sich über längere Zeit nicht über neue Items freuen kann.

In Reaper of Souls funktioniert das besser. So gibt es zum einen keine harte Paragongrenze mehr, weshalb der Level-Aspekt nicht so schnell entfällt. Zum anderen können Spieler ihre Zeit nun abwechslungsreicher verbringen, ohne das Gefühl zu haben, von den effizienten Routen abzuweichen. Die Abwechslung wird ermöglicht, weil in Reaper of Souls knapp vier Dutzend größtenteils legendäre Crafting-Zutaten gefunden werden wollen. Außerdem hält der sogenannte Abenteuermodus Einzug ins Spiel. Er schließt sich an die Kampagne an und ermöglicht es, zwischen den aus den fünf Akten bekannten Spielgebieten nach Belieben umherzuspringen und kleine Missionen zu erfüllen („Töte 150 Monster“, „Läutere den verfluchten Schrein“). Außerdem bietet er die Möglichkeit, in einem „Endlos-Dungeon“, der streng genommen maximal zehn Ebenen umfasst, Beute und Blutsplitter zu erbeuten. Blutsplitter stellen dabei eine spezielle Spielwährung dar, die sich gegen zufällig gewürfelte Gegenstände eintauschen lässt. Auch das motiviert zu mehr Abwechslung bei der Wahl der Lootruns, auch wenn die Bedeutung der Blutsplitter noch ausgebaut werden muss. Zu guter Letzt wurden auch die Überbosse überarbeitet. Das Öffnen von Portalen zu diesen ist nun aufwendiger und die Überbosse sind entsprechend dem neuen Höchstlevel schwerer zu knacken.

Abenteuermodus in Diablo 3: Reaper of Souls
Abenteuermodus in Diablo 3: Reaper of Souls

Obwohl die neuen Möglichkeiten im Endgame lobenswert sind, täuschen sie nicht darüber hinweg, dass der neue fünfte Akt relativ kurz ausfällt. Verglichen mit den ersten vier Akten des Hauptspiels fällt er zwar nicht aus dem Rahmen und gehört eher sogar zum oberen Mittelfeld, was Spiellänge und Abwechslung angeht. Für ein Addon zum Vollpreis hätte es aber dennoch etwas mehr sein können. Das fällt insbesondere auch deshalb auf, weil die weitererzählte Geschichte relativ abrupt abbricht. Blizzard bereitet entweder die Werbetrommel für ein weiteres Addon oder für Diablo 4 vor. Das ist das Schicksal einer Spielereihe, aber es lässt sich auch etwas weniger offensichtlich lösen.

Neben dem neuen Spielmodus, dem fünften Akt sowie den überarbeiteten Spielmechaniken hält zudem eine neue Klasse mit Reaper of Souls Einzug: Der Kreuzritter. Zweifellos ist dieser Kämpfer den Rufen der Community nach seinem bekannten Zwillingsbruder – dem Paladin – entsprungen. Mehr noch: Da in Diablo 3 seit jeher nur eine Klasse mit dem Hauptattribut „Stärke“ vorhanden war, wohingegen jeweils zwei Klassen auf „Intelligenz“ oder „Geschicklichkeit“ setzten, scheint der neue Kämpfer seit Jahren festzustehen. Blizzard muss sich auch hier die Frage gefallen lassen, ob die Ur-Version von Diablo 3 ähnlich wie bei der Mystikerin nicht mit voller Absicht beschnitten wurde, um im ersten Addon „neue“ Spielinhalte liefern zu können. Immerhin gelingt die Integration und Balance des neuen Helden bereits jetzt sehr gut, wenngleich weiteres Feintuning insbesondere im Vergleich zur ähnlichen Barbarenklasse weiterhin angebracht ist. Doch Feintuning – das hat Blizzard mit den letzten Patches gezeigt – gelingt dem Unternehmen in Diablo 3 zunehmend besser.

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