Killing Floor 2 im Test: Gore-Fest goes Early Access

 3/3
Max Doll
60 Kommentare

Bewegungszwänge

Lieblingspositionen verwandelt Tripwire außerdem durch das dynamische Lichtsystem in gefährliche Orte, was eine sich übersichtliche und leicht zu verteidigende U-Bahn-Station mit zunehmender Zerstörung der Leuchtquellen in den anhaltenden Feuergefechten Stück für Stück zu einer Dunkelkammer macht. Da nur die wenigsten – schwächsten – Waffen mit einer Lampe ausgestattet sind, zwingt Tripwire nachdrücklich zum Stellungswechsel. Das brennende Paris bei Nacht, der Outpost in einer Eiswüste und eine überarbeitete Version des Biotics Lab setzen dieses neue Spielelement aber nur punktuell ein, was mit Blick auf die noch kommenden Karten Raum für Verbesserungen lässt. Von mehr taktische Spielereien mit der Umgebung und interaktiven Karten kann das Spielprinzip nur profitieren, bleibt diesbezüglich aber derzeit noch blass.

Kettensäge und viele Lebenspunkte machen diesen Zed zu einem gefährlichen Gegner
Kettensäge und viele Lebenspunkte machen diesen Zed zu einem gefährlichen Gegner

Die vier derzeit verfügbaren Klassen – Berserker, Support, Commando und Medic – sind lediglich die Standardbesetzung eines jeden Koop-Shooters und fast schon der Inbegriff von „Team“ in Videospielen. Was sich anfangs nur durch den Namen unterscheidet, wird erst durch das Freischalten von fünf Fähigkeiten über 25 Level langsam zu einer echten Rolle. Da bei jedem Skill eine Wahlmöglichkeit gegeben ist, werden zugleich verschiedene Spielstile ermutigt. Größere Magazine oder höherer Schaden für die Sekundärwaffe zwingen zu Entscheidungen, die gleichwohl nach jedem Match geändert werden dürfen.

Statt teils sehr spezieller Anforderungen wird das Levelsystem überdies in klassische Strukturen überführt. Getötete Gegner sind nun die primäre Quelle der Erfahrungspunkte. So wird der Schwerpunkt des Spiels durch das Abschwächen des Grinding-Faktors stärker auf das Spielen selbst verlagert. Durch das neue Nahkampfsystem, das zwei Angriffe, die durch Bewegungstasten variiert werden können, sowie neuerdings Blocken kennt, wird auch der Berserker zu einer interessanteren Rolle. Der Button-Masher verwandelt sich damit erfolgreich in einen effektiveren „Tank“. Auch bei der Auswahl der Waffen bauen die Entwickler Hürden ab. Anstatt einer Beschränkung auf Klassen gilt nun ein allgemeines Gewichtslimit, unterstützt von spezifischen Boni auf spezielle Waffentypen.

Zeds töten wird gut bezahlt: Zwischen den Wellen darf neue Ausrüstung gekauft werden
Zeds töten wird gut bezahlt: Zwischen den Wellen darf neue Ausrüstung gekauft werden

Das erlaubt in Summe die Art von Zusammenspiel, das der Schwierigkeitsgrad voraussetzt. Allzu eng zusammenstehen sollten Spieler jedoch nicht: Viele Zeds drängen das Team mit AoE-Angriffen (Area of Effect) in verschiedene Richtungen; ein Tank mit kreisend schwingender Kettensäge zerstreut Spieler auf die ein oder andere Weise schnell in alle Winde. So greifen viele kleine Räder ineinander und fordern taktische Flexibilität als einzige Konstante ein. Obwohl das Zusammenspiel mit kleinen Mechaniken, welche die Unterstützung anderer Spieler subtil belohnen, motiviert wird, hängt der Spaß wie bei Koop-Spielen üblich von den Nutzern selbst ab.

Wer sich bis zum Ende der letzten Welle durchschlägt, macht Bekanntschaft mit einem Patriarchen. Bislang treffen Spieler in dieser Funktion lediglich auf Hans Volter, einen durchgedrehten Nazi-Doktor, der Killing Floor in einer Komplettwendung auf den Kopf stellt: Statt zahlreichen einzeln schwachen Zombies tritt ein einzelner, extrem gefährlicher Gegner auf, der das gesamte Team als geschlossene Einheit fordert – einzelne Überlebende oder schlechte Teams verfrühstückt Hans schon auf dem untersten Schwierigkeitsgrad ohne mit der Wimper zu zucken. Wie Claptrap, der kultige Borderlands-Roboter, bereiten ihm Treppen aber noch (Wegfindungs-)Probleme. Etwas Arbeit haben die Entwickler also auch Abseits des Balancings noch vor sich.

Hans Volter, Endboss eines Matches, hat einiges auf dem Kasten
Hans Volter, Endboss eines Matches, hat einiges auf dem Kasten

Ein SDK zum Erstellen von Mods und Maps ist bereits verfügbar, weshalb Nutzer bereits an weiteren Karten arbeiten. Hilfestellungen zum SDK sowie zum Spiel im Allgemeinen bietet die Community in Form einer Wiki an. In der EULA-Klausel der Endnutzervereinbarung untersagt Tripwire zudem ausdrücklich das Anbieten kostenpflichtiger Modifikationen – eine Reaktion auf die kurzzeitige Einführung von Bezahloptionen für Fan-Inhalte auf Steam. Über den Serverbrowser lassen sich weiterhin auch Server ansteuern, die von den vorgegebenen Settings abweichen und zum Beispiel mehr als sechs Spieler gleichzeitig und entsprechend viele Zeds in die Karten entlassen.

Ausblick

Dass Tripwire mit Killing Floor 2 potentiell ein heißes Eisen im Feuer hat, konnten Kenner des Vorgängers im Prinzip vorhersagen. Tatsächlich kann auch die Umsetzung bislang überzeugen: Das größere Team und das aufgestockte Budget haben Früchte getragen, während die Entwickler das Konzept mit den richtigen Entscheidungen voranbringen. In den offiziellen Foren wird folglich über Kleinigkeiten diskutiert. Killing Floor 2 macht als einfacher, aber gut inszenierter und schwerer Koop-Shooter schon jetzt eine Menge Spaß – trotz des geringen Umfangs lockt das Geschehen ein ums andere Mal in die nächste Runde. Da gleichzeitig eine Testplattform ohne größere Fehler angeboten wird, fällt die Risikobewertung günstig aus: Wer Setting, Konzept oder den Vorgänger mag, muss nicht zwingend auf die Veröffentlichung des fertigen Spiels warten.

Killing Floor 2 – Early Access

Plattformen & Jugendschutz

Killing Floor 2 wird für Windows-PCs, Steam OS sowie die PlayStation 4 entwickelt. Weitere Plattformen werden von Tripwire „evaluiert“. Die Early-Access-Version ist lediglich auf dem PC verfügbar und funktioniert ausschließlich über Steam. Zur Aktivierung ist daher einmalig eine Internetverbindung nötig; ein Wiederverkauf ist durch die Bindung an das Steam-Konto nicht möglich. Eine Einstufung von Killing Floor 2 als USK-18-Titel kann im günstigsten Fall als wahrscheinlich angenommen werden. Aufgrund des Gewaltgrades ist jedoch davon auszugehen, dass in Deutschland nur eine stark geschnittene Version verkauft werden kann.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.