Windows 10 Mobile: Build 10166 macht Lust auf mehr, lässt aber Fragen offen

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Nicolas La Rocco
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Fazit

Windows 10 Mobile für Smartphones ist nach Windows Phone 8 der zweite große Schritt nach vorne für Microsoft. Das Betriebssystem profitiert insbesondere von der optischen Überarbeitung, die das Design nicht nur frischer wirken lässt, sondern auch für eine bessere Übersichtlichkeit sorgt. Besonders stark wird dies am neuen Menü für Einstellungen deutlich. Auch die Veränderungen am Action Center wie die erweiterten Schnelleinstellungen und die Option der Sofortantwort auf Benachrichtigungen sind sinnvolle Ergänzungen. Zudem hat Microsoft den vorinstallierten Systemapps ein neues einheitliches Aussehen verpasst, das Abschied vom tristen Look aus weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund nimmt und das mit neuen Menüs am linken Bildschirmrand das mühselige horizontale Wischen beendet. An guten Universal Apps wie dem Kalender, der Mail-App oder der Karten-Anwendung geht das neue Konzept von Microsoft voll auf.

Windows 10 Mobile Build 10166
Windows 10 Mobile Build 10166

Continuum wird spannend

Spannend wird zudem Continuum für Smartphones. Wenn das Smartphone per Tastatur und Maus sowie großem Bildschirm zum fast vollwertigen Rechner wird, steht der Arbeitswelt langfristig womöglich der Abschied vom klassischen Büro-PC bevor. Im persönlichen Gespräch will Microsoft diese Szenario aber noch nicht sehen und spricht von einer Nischenlösung.

Mit Microsofts neuen Universal Apps gibt es in Zukunft in jedem Fall Anwendungen, die problemlos auf größere Display skalieren und Continuum sinnvoll nutzen können. Testen lässt sich Continuum allerdings noch nicht, erst im Herbst wird dies mit neuen Endgeräte möglich sein.

Entwickler und Microsoft sind gefragt

Damit dieses Konzept aufgeht, müssen Entwickler die Universal Apps annehmen und ihre Programme im Windows Store anbieten. Die größte Hürde könnte an dieser Stelle Windows 10 selbst sein. Windows ist nach wie vor ein alteingesessenes Desktop-Betriebssystem. Nutzer beziehen ihre Apps nicht aus dem Windows Store, sondern laden klassische Win32-Anwendung von der Website des Herstellers herunter und installieren diese wie eh und je mit altmodischen Installern. Die am häufigsten genutzten Programme sind nicht im Windows Store zu finden. Stattdessen handelt es sich dabei um über Jahre von Version zu Version gepflegte Programme, die mit Universal Apps wenig gemein haben. Mit Windows 10 gilt es für Microsoft, bei Entwicklern und Kunden gleichermaßen das Interesse an Universal Apps zu wecken.

ARM-Tablets profitieren kaum

Auf dem Tablet wiederum stellt sich die Frage, warum Hersteller überhaupt noch Tablets mit weniger als acht Zoll herstellen sollten. Der einzige Grund könnten niedrigere Lizenzkosten für Windows 10 Mobile als Windows 10 sein. Abseits dessen gibt es wenig, das für Windows 10 Mobile auf kleinen Tablets spricht. Während das Betriebssystem auf Smartphones noch Sinn ergibt, erscheint der Sprung auf acht Zoll in Kombination mit einem x86-Prozessor der bessere Weg für Tablets zu sein. Nutzer profitieren so von der selben Auswahl an Apps zuzüglich aller bisherigen Anwendungen, die sie vom Desktop kennen, und können bei Bedarf dennoch zwischen der Desktop-Umgebung und dem Tablet-Modus wechseln. Auf einem Tablet ab acht Zoll wird das beste aus beiden Welten vereint. Mit immer größeren Smartphones spielen Tablets mit 7-Zoll-Display ohnehin kaum noch eine Rolle.

Offene Fragen und ungewisser Ausblick

Auf dem Smartphone ist Windows 10 Mobile deshalb das deutlich gelungenere Betriebssystem, das im Herbst mit interessanten neuen Geräten auf den Markt kommen dürfte. Nach der Neuausrichtung der Smartphone-Sparte kurz vor der Bekanntgabe der letzten Quartalszahlen wird es in Zukunft deutlich weniger Geräte von Microsoft geben. Microsoft will drei Kundenkreise ansprechen: Business-, Value- und Flaggschiff-Kunden. Zu rechnen ist deshalb mit einem aufgeräumten Sortiment.

Unklar ist, welche anderen Hersteller Windows 10 Mobile annehmen werden. Auch ungewiss ist, wie erfolgreich Windows 10 Mobile trotz der genannten Verbesserungen werden kann. Denn dass ein stetig besseres Betriebssystem trotzdem nicht zu Erfolg führt, hat Windows Phone über Jahre bewiesen. Seit fünf Jahren versucht Microsoft mit Windows Phone Fuß zu fassen, das Ergebnis nach all dieser Zeit ist ein globaler Marktanteil von nicht einmal drei Prozent.

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