R9 Nano: AMD bringt Fiji-Vollausbau auf 15 cm mit 175 Watt

Wolfgang Andermahr
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R9 Nano: AMD bringt Fiji-Vollausbau auf 15 cm mit 175 Watt
Bild: AMD

AMD spricht schon seit mehreren Monaten von der Radeon R9 Nano und die Gerüchteküche machte in letzter Zeit deutlich, dass die Vorstellung kurz bevor steht. Nun ist sie da, die Radeon R9 Nano. Erste Tests zu der laut AMD „energieeffizientesten Mini-ITX-Grafikkarte“ wird es jedoch erst nächsten Monat geben.

Die technischen Spezifikationen der nur 15 Zentimeter langen Grafikkarte (AMD spricht von sechs Zoll) gleichen fast der des Flaggschiffes Radeon R9 Fury X: Es kommt die volle Fiji-GPU mit 4.096 Shadereinheiten zum Einsatz und die Taktrate liegt bei maximal 1.000 MHz. Der HBM-Speicher, ohne den ein derart kleines PCB nicht möglich gewesen wäre, weist eine Größe von 4.096 MB auf und arbeitet mit 500 MHz, sodass dieser identisch ist. Die Rohleistung der Radeon R9 Nano ist entsprechend gerade einmal fünf Prozent niedriger als die der Radeon R9 Fury X.

Allerdings gibt es Umstände, durch die die tatsächliche Spieleleistung niedriger ist. Ein Grund ist in der „Typical Board Power“ zu suchen, die AMD bei der Radeon R9 Nano mit 175 Watt angibt und die bei der Radeon R9 Fury X deutlich höhere 275 Watt beträgt. Dementsprechend kann sich die kleine Grafikkarte nicht so viel Energie genehmigen und erzielt dies dadurch, dass sich die Frequenz verringert, wenn das Power Target überschritten wird. Laut AMD beträgt der Takt im Durchschnitt ungefähr 900 MHz – in einigen Titeln mehr, in anderen weniger. Der Radeon-Entwickler hat sich zu diesem Schritt entschlossen, da ein niedrigerer Takt mit einer geringeren Spannung mehr Stromersparnis bringt als eine reduzierte Anzahl an Ausführungseinheiten – was nur wenig Energie einspart.

AMD Radeon R9 Nano – Produktbilder

Die Radeon R9 Nano soll schlussendlich in etwa so schnell arbeiten wie eine Radeon R9 Fury. Wem das zu langsam ist, der braucht die Grafikkarte nicht zu übertakten, sondern erhöht einfach im Treibermenü das Power Target. Denn dann soll die Grafikkarte durchweg mit den vollen 1.000 MHz arbeiten, wobei sowohl Leistungsaufnahme als auch Lautstärke dadurch deutlich ansteigen sollen. Im Standard-Modus soll es sich um die energieeffizienteste Mini-ITX-Grafikkarte und damit auch energieeffizienteste High-End-Grafikkarte handeln. AMD spricht von einer verdoppelten Energieeffizienz zur Radeon R9 290X aber auch von einer deutlich besseren Effizienz als bei der Radeon R9 Fury X. Ein Acht-Pin-Stromstecker ist für den Betrieb notwendig, sodass die Karte nach Spezifikationen maximal 225 Watt ziehen kann – praktisch ist aber auch deutlich mehr möglich.

Apropos Lautstärke: Laut AMD kommen auf der Radeon R9 Nano nur hochwertige Bauteile als Kühlmaterial zum Einsatz, da ansonsten das auf 15 Zentimeter verkürzte und angepasste PCB auf der geringen Größe nicht mit einer akzeptablen Lautstärke zu kühlen sei. Der Kühler setzt sich aus einem massiven Alu-Block mitsamt mehreren Lamellen, einer Kupferplatte, zwei Heatpipes und zusätzlich noch einer Vapor-Chamber zusammen. Die Stromversorgung erhält zudem eine eigene Heatpipe. Als Lüfter ist mittig ein Axial-Exemplar in den Kühlblock eingelassen, dessen Durchmesser unbekannt ist. Unter Spielelast soll der Lüfter mit 2.700 Umdrehungen pro Minute arbeiten und damit 42 Dezibel erzeugen. AMD spricht von einem leisen Betrieb.

AMD Radeon R9 Nano – Präsentationsfolien

Das Kühlsystem soll die Radeon R9 Nano in den meisten Fällen bei einer GPU-Temperatur von 75 Grad Celsius halten können, was jedoch gehäuseabhängig ist. Das Temperature Target liegt bei 85 Grad Celsius, vorher taktet der 3D-Beschleuniger nicht herunter. Optisch kommen auf der 15 Zentimeter langen Dual-Slot-Grafikkarte dieselben Materialien wie auf der Radeon R9 Fury X zum Einsatz, sodass das Aussehen ähnlich ist. Gleich geblieben sind auch die Monitoranschlüsse: Ein HDMI-1.4- sowie drei DisplayPort-1.2-Ausgänge sind vorhanden.

AMD sieht die Radeon R9 Nano als ebenbürtiges Flaggschiff zur Radeon R9 Fury X mit einer etwas anderen Zielgruppe. Wer die maximale Geschwindigkeit in einem klassischen Gehäuse haben möchte, soll zur Radeon R9 Fury X greifen. Wer dagegen auf etwas Geschwindigkeit verzichten kann, dafür jedoch ein deutlich energieeffizienteres und auch kleineres Produkt haben möchte, das auch problemlos in Mini-ITX-Gehäuse passt, greift zur Radeon R9 Nano.

Den Premiumstatus lässt sich AMD jedoch gut bezahlen. So wird die Grafikkarte mit 649 US-Dollar (vor Steuern!) gleich viel wie die Radeon R9 Fury X kosten, was einen Euro-Preis von etwa 700 Euro vermuten lässt. Am heutigen Tag wird sich die Radeon R9 Nano jedoch noch nicht kaufen lassen. Ab der Woche vom 7. September wird die Grafikkarte verfügbar sein und zunächst nur im Referenzdesign angeboten werden. Partnerkarten mit unterschiedlichen Kühlsystemen sollen aber zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

AMD Radeon R9 Nano AMD Radeon R9 Fury AMD Radeon R9 Fury X
Chip: Fiji Fiji / 2 × Fiji
Transistoren: ca. 8,9 Mrd.
ca. 8,9 Mrd.
Variante
ca. 17,8 Mrd.
Fertigung: TSMC 28 nm HP
Shader-Einheiten: 4.096 3.584
4.096
Variante
8.192
Basis-Chiptakt:
Variante
Maximaler Chiptakt: 1.000 MHz
1.050 MHz
Variante
1.000 MHz
TFLOPs (FP32): 8,2 TFLOPs 7,2 TFLOPs
8,6 TFLOPs
Variante
16,4 TFLOPs
TFLOPs (FP16): ?
KI-Kerne: ?
TFLOPs (FP16) mit KI: ?
Raytracing: ?
ROPs: 64
64
Variante
128
Pixelfüllrate: 64 GPix/s
67 GPix/s
Variante
128 GPix/s
TMUs: 256 224
256
Variante
512
Texelfüllrate: 256 GTex/s 224 GTex/s
269 GTex/s
Variante
512 GTex/s
DirectX (Feature-Level): 12_0
Speichergröße: 4 GB HBM 4 / 8 GB HBM
Speichertakt: 500 MHz
Speicherinterface: 4.096 Bit
Speicherbandbreite: 512 GB/s
Leistungsaufnahme Typisch/Maximal: 175 Watt/? 275 Watt/?
275 Watt/?
Variante
350 Watt