Intel Apollo Lake: Spezial-CPUs für 15 Jahre Laufzeit und 125 Grad Celsius

Volker Rißka
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Intel Apollo Lake: Spezial-CPUs für 15 Jahre Laufzeit und 125 Grad Celsius
Bild: Intel

Für das Internet der Dinge (IoT), insbesondere aber auch den Fokus auf Automotive, sowie Video- und Industrie-Lösungen hat Intel weitere Apollo-Lake-Prozessoren aufgelegt. Die Atom E3900 bieten dabei das identische Grundgerüst wie die Desktop- und Notebook-Varianten, sind darüber hinaus aber flexibler aufgestellt.

Die neue Generation an Atom-Prozessoren alias Apollo Lake soll vierfach so viel Interesse hervorrufen wie der Vorgänger auf Basis von Bay Trail, erklärte Intel in der vergangenen Woche gegenüber Pressevertretern im Rahmen eines Vorab-Events zum IoT Solutions World Congress, der am heutigen Tage in Barcelona startet. Dies liegt unter anderem an dem großen Leistungssprung, den die neue Generation macht, aber auch an den zusätzlichen Einsatzgebieten, die Intel adressiert. Wurde bisher primär auf den Industrie-Sektor gezielt und eventuell noch einige Video-Bereiche mit abgedeckt, wächst durch das Internet of Things und die Automotive-Sparte das mögliche Einsatzumfeld deutlich an. Dies soll dafür sorgen, dass bisherige Kunden der Intel-Plattformen aufrüsten und somit erhalten bleiben, viele neue jedoch gewonnen werden konnten.

Atom E3900 für das Internet of Things
Atom E3900 für das Internet of Things (Bild: Intel)

49 Prozent gesteigerte IPC gegenüber dem Vorgänger

Herzstück der neuen Atom E3900 ist die Apollo-Lake-Plattform. Dort verbaut Intel in 14 nm kleinen Strukturen die neuen Goldmont-Prozessorkerne, maximal vier an der Zahl. Während der Hersteller zur Goldmont-Architektur bisher komplett schwieg, verriet er nun einige Details: Der IPC-Sprung soll bei gleicher Leistungsaufnahme bei bis zu 49 Prozent gegenüber dem Silvermont-Kern liegen, der im Jahre 2013 als erste neue Atom-CPU-Architektur seit vielen Jahren vorgestellt wurde. Darüber hinaus wurde an der Spannungsversorgung gearbeitet und weitere Sicherheitsfunktionen hinzugefügt.

70% mehr CPU-Leistung, 190% mehr GPU-Leistung

Die neuen Kerne werden gepaart mit Intels Gen9-Grafik, die bereits aus den Skylake- und nun auch Kaby-Lake-Prozessoren bekannt ist. Der Sprung von dieser gegenüber dem Bay-Trail-GPU-Teil ist ebenfalls ein riesiger, Intel spricht von 190 Prozent mehr Leistung in 3D-Anwendungen. Auf der Prozessorseite kommt laut Hersteller gar 70 Prozent mehr Leistung als beim direkten Vorgänger heraus, hier spielt die 14- statt 22-nm-Fertigung natürlich ebenfalls mit hinein.

Atom E3900 gegenüber Vorgänger E3800
Atom E3900 gegenüber Vorgänger E3800 (Bild: Intel)

Dreimal Atom für 15 heiße Jahre

Drei normale Modelle mit zwei oder vier Kernen, Atom x5-E3930, x5-E3940 und x7-E3950 wird Intel zum Start anbieten, darüber hinaus jedoch weitere Ableger für spezielle Einsatzbereiche. Unter anderem verlangt die Autoindustrie für ihre Produkte sehr lange Laufzeiten, während denen eine CPU voll funktionsfähig sein muss, und dies auch in einem Umfeld, in dem es extrem heiß werden kann. Derartige Prozessoren werden für eine Lebenszeit von bis zu 15 Jahren ausgelegt sein, maximal 125 Grad Celsius Kerntemperatur (Tjunc 110°C) aushalten können und darüber hinaus sogar noch etwas mehr Leistung bieten – exakte Details dazu bleiben aber unter Verschluss. Die normalen Modelle sind für mindestens sieben Jahre und Einsatzgebiete von -40 bis 85 Grad Celsius ausgelegt, ein bereits seit Jahren gängiger Standard im Embedded-Bereich.

Auf der Seite der Ausstattung und Features bietet Apollo Lake das bekannte Grundpaket inklusive Unterstützung für LPDDR4-2400-Speicher, nach wie vor ist die Plattform aber beim Massenspeicher extrem eingeschränkt: Nur zwei SATA-Ports stehen wie auch beim Vorgänger zur Verfügung. Von Apollo Lake soll in Zukunft auch noch ein Ableger (als Pentium/Celeron) für NAS erscheinen, inwiefern sich das dann ändert bleibt aber abzuwarten, diese Modelle werden auch nicht als E3900 erscheinen.

Neuer Zeitgeber für mehr Genauigkeit

Eine Neuheit haben die Apollo Lake dann aber noch mit im Gepäck: Hinter der Intel Time Coordinated Computing Technology (TCC Technology) verbirgt sich ein neuer Zeitgeber, der nicht nur intern die Abläufe synchronisiert, sondern auch für angeschlossene Komponenten genutzt wird. Diese können so anstatt auf derzeit rund 50 Mikrosekunden Genauigkeit auf bis zu 1 Mikrosekunde genau zusammenarbeiten. Dafür benötigt es jedoch ein entsprechendes Betriebssystem mit Echtzeitüberwachung, primär spielt dort Linux die gewichtige Rolle.