Smartphone im Eigenbau: iPhone 6s aus Ersatzteilen für 300 US-Dollar gebaut

Michael Schäfer
67 Kommentare
Smartphone im Eigenbau: iPhone 6s aus Ersatzteilen für 300 US-Dollar gebaut
Bild: Scotty Allen

Hochwertige Smartphones können bei einer Neuanschaffung ein großes Loch in die eigene Geldbörse schlagen. Dies hatte sich auch Scotty Allen gedacht und baute kurzer Hand ein iPhone 6S aus Ersatzteilen nach – Kostenpunkt: Rund 300 US-Dollar.

Dabei kam dem Softwareentwickler zu Gute, dass er sich momentan in der chinesischen Stadt Shenzhen aufhält, welcher als Sonderwirtschaftszone und technische Hochburg in den Bereichen Elektronik und Telekommunikation in China eine besondere Rolle zukommt.

Finden der Einzelteile als größtes Problem

Die eigentliche Herausforderung bestand nicht wie zunächst anzunehmen im filigranen Zusammenbau des Smartphones, sondern in der vorhergehenden Beschaffung der einzelnen Komponenten. Dies gestaltete sich nicht immer einfach: So musste Allen zum Beispiel das Display aus seinen Einzelteilen Display-Glas, der LCD-Komponente sowie der Hintergrundbeleuchtung aus defekten Bildschirmen und neuen Teilen zusammentragen. Auch wenn er die restlichen Komponenten des iPhone 6s selbst zusammenbauen konnte, überließ er die Zusammenführung der Display-Teile lieber den Experten.

iPhone 6s für 300 US-Dollar im Eigenbau
iPhone 6s für 300 US-Dollar im Eigenbau (Bild: Scotty Allen)

Aber auch das Auffinden der restlichen Teile erwies sich wie das Suchen der Eier zu Ostern, was besonders auf die Hauptplatine samt integriertem Fingerabdruckscanner zutraf: Der zunächst geplante eigene Zusammenbau des Logicboards aus einzelnen Komponenten wurde von Allen schnell wieder verworfen, die Gründe lagen neben der Fehleranfälligkeit beim Löten vor allem darin, dass Apple den Touch-ID-Sensor durch die eigene Sicherheitsarchitektur Secure Enclave fest an die Platine koppelt. Ein zuverlässiges Funktionieren des Sensors konnte damit nicht sichergestellt werden.

Zudem mussten immer wieder Teile aufgrund von Defekten oder Beschädigungen umgetauscht werden. Die Batterie stellte sich dabei mit 5 US-Dollar als die günstigste Komponente heraus, auch wenn sich Allen bis heute nicht sicher ist, ob es sich dabei wirklich um einen originalen Energiespeicher von Apple handelt – was auch für manch anderes Bauteil gilt. Das Gehäuse des iPhones soll laut dem Bastler wiederum am einfachsten zu beschaffen gewesen sein – hier entschied er sich für die Ausführung in Roségold.

Zwei Monate und 300 US-Dollar später ...

Am Ende benötigte Allen rund zwei Monate, viel Geduld und etliche Fahrtwege für die Beschaffung der Ersatzteile, Schrauben und Knöpfe – der Lohn war ein iPhone 6s für einen Gesamtpreis von rund 300 US-Dollar, also knapp 280 Euro. Damit ist das iPhone 6s in Eigenfertigung um mehr als die Hälfte günstiger als der Preis bei Einführung im September 2015. Zum aktuell erhältlichen 6s beträgt die Ersparnis immerhin noch knapp 370 Euro – auch wenn dieses mit 32 Gigabyte einen doppelt so großen Speicher aufweist.

Für Scotty Allen stand jedoch zu keiner Zeit die Preisersparnis im Vordergrund, sondern die Herausforderung des Projektes und dessen Umsetzung. Die Wahl zum iPhone 6s ist seiner Aussage nach auch dem Umstand geschuldet, dass es für dieses Modell aktuell noch viele und günstige Ersatzteile zu kaufen gibt. Im dazugehörigen Video gibt der Bastler zudem Einblicke in das teilweise skurril anmutende Projekt.