Broadcom: Qualcomm lehnt neues Übernahmeangebot ab

Update 3 Nicolas La Rocco
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Broadcom: Qualcomm lehnt neues Übernahmeangebot ab
Bild: Qualcomm

Die Übernahme von Qualcomm durch Broadcom geht in die nächste Runde. Broadcom hat sein Angebot von bisher 103 Milliarden US-Dollar auf 121 Milliarden US-Dollar erhöht, Qualcomm lehnt aber auch dies in Anbetracht der Zukunftsperspektiven erneut ab.

Wie Reuters auf Basis von Aussagen von angeblich mit den Plänen von Broadcom vertrauten Personen berichtet, wird Broadcom im Laufe des Tages gegenüber Qualcomm das Übernahmegebot um 17 Milliarden US-Dollar erhöhen. Statt 70 US-Dollar pro Aktie sollen nun zwischen 80 und 82 US-Dollar geboten werden.

Qualcomm sah sich unterbewertet

Dem neuen Angebot gehen zwei Monate des Hin und Her zwischen beiden Konzernen voraus. Anfang November des letzten Jahres hatte Broadcom sein Erstgebot von 103 Milliarden US-Dollar offiziell gemacht. Qualcomm hatte daraufhin bestätigt, ein Angebot der Übernahme zu den genannten Konditionen erhalten zu haben. Der Vorstand des Unternehmens sowie Finanzberater und Justitiare wollten das Angebot prüfen, um im besten Interesse der Aktionäre fortfahren zu können. Broadcoms Angebot wurde schließlich wie vorhergesagt mit der Begründung, Qualcomm werde unterbewertet, abgelehnt.

Broadcom will Vorstand austauschen

Broadcoms Pläne, den Vorstand von Qualcomm durch eigene Kandidaten austauschen zu lassen, um eine feindliche Übernahme in die Wege zu leiten, konterte Qualcomm mit einer Forderung an die Aktionäre, im Rahmen der nächsten Hauptversammlung am 6. März den bisherigen Vorstand von Qualcomm wieder zu wählen. Qualcomm hält die von Broadcom vorgeschlagenen Kandidaten, die von der Kapitalbeteiligungsgesellschaft Silver Lake Partners ausgewählt wurden, für nicht qualifiziert genug, um einen derart großen und komplexen Halbleiterhersteller, wie Qualcomm es sei, zu führen.

Broadcoms Aussage, die Übernahme könne innerhalb von zwölf Monaten abgeschlossen werden, hält Qualcomm zudem für nicht glaubhaft. Regulatorische Hürden, die zu nehmen seien, würden mindestens 18 Monate in Anspruch nehmen.

NXP-Übernahme nähert sich dem Abschluss

Qualcomm befindet sich derzeit noch selbst inmitten einer diffizilen Übernahme. Der niederländische Halbleiterhersteller NXP soll seit anderthalb Jahren für 38 Milliarden US-Dollar an Qualcomm gehen. Nachdem letzten Monat die europäische Aufsichtsbehörde ihr OK gegeben hat, fehlt nur noch eine regulatorische Zustimmung aus China.

Qualcomm muss 1 Mrd. Euro Strafe zahlen

Unterdessen hat die Europäische Kommission gegen Qualcomm eine Geldbuße in Höhe von 997 Millionen Euro wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung im Sektor der LTE-Basisband‑Chipsätze verhängt. Die EU sieht es als erwiesen an, dass Qualcomm Konkurrenten durch Zahlungen an Apple am Wettbewerb auf diesem Markt gehindert hat. Qualcomm muss den Regeln der EU-Kommission zufolge die geforderte Geldbuße innerhalb von drei Monaten nach der Entscheidung bezahlen.

Update

Broadcom bietet 82 US-Dollar pro Aktie

Per Pressemitteilung lässt Broadcom mitteilen, dass der Konzern 82 US-Dollar pro Qualcomm-Aktie und somit rund 121 Milliarden US-Dollar für den Konzern bietet. Das Angebot setzt sich aus 60 US-Dollar pro Aktie in bar und dem Restbetrag in Broadcom-Aktien zusammen. Broadcom erklärt, dies seien 56 Prozent Aufschlag auf den letzten Aktienkurs von Qualcomm, bevor die Übernahmegerüchte starteten. Es sei das höchste und finale Angebot, das Broadcom machen werde. Die Übernahme ist davon abhängig, dass Qualcomm den Kauf von NXP wie geplant für höchstens 110 US-Dollar pro Aktie abschließen oder aufgeben wird und die Hauptversammlung am 6. März nicht vertagen wird.

Update

Qualcomm hat auch das zweite Angebot von Broadcom in Höhe von 121 Milliarden US-Dollar ausgeschlagen. Das Unternehmen argumentiert gegenüber Broadcom, dass es erneut deutlich unterbewertet werde und dass Broadcom die NXP-Übernahme, den erwarteten Ausgang der aktuellen Lizenzstreitigkeiten und die Aussichten im Bereich 5G nicht mit in das Angebot einbezogen hätte. Außerdem sieht Qualcomm die für die Übernahme zu nehmenden regulatorischen Hürden als extrem hoch an. Würde die Übernahme fehlschlagen, würde dies Qualcomm irreparabel schädigen, argumentiert der Konzern. Der Qualcomm-Vorstand habe sich deshalb gegen das Angebot entschieden, sei aber bereit dazu, in einem Treffen mit Broadcom-CEO Hock Tan offene Fragen zu klären.

Update

In einer Stellungnahme zu Qualcomms Ablehnung des neuen Angebots bekräftigt Broadcom-CEO Hock Tan noch einmal, dass das Unternehmen für die Übernahme nicht mehr als 82 US-Dollar pro Aktie bieten werde. Das Angebot sehe zudem vor, dass Broadcom sich beim Scheitern der Übernahme aus regulatorischen Gründen zu einer Zahlung von 8 Milliarden US-Dollar an Qualcomm verpflichtet. Für jedes Jahr Verzögerung der Übernahme aus regulatorischen Gründen will Broadcom zudem 6 Prozent des Cash-Anteils der Übernahme zahlen. Das entspricht nach aktuellem Angebot etwa 5,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Am Dienstag kommender Woche wollen Broadcom und Qualcomm die Übernahme in einem Meeting weiter besprechen.

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