Nvidia Turing: Angeblich drei Grafikkarten mit 120 bis 180 Watt geplant

Wolfgang Andermahr
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Nvidia Turing: Angeblich drei Grafikkarten mit 120 bis 180 Watt geplant

Man merkt, dass die Vorstellung von Nvidias neuen Spieler-Grafikkarten der Turing-Serie näher rückt, denn die Gerüchteküche brodelt immer mehr. Die neuesten Spekulationen von Wccftech zufolge wird Turing zunächst aus drei verschiedenen Modellen bestehen – mit 120, 150 und 180 Watt.

Das würde den TDP-Klassen der GeForce GTX 1060, GeForce GTX 1070 und der GeForce GTX 1080 entsprechen. Allerdings sollen die neuen Grafikkarten angeblich die alte Garde nicht ersetzen, sondern nach oben hin erweitern. Entsprechend soll die 120-Watt-Karte mit einer Preisempfehlung von 499 US-Dollar an den Start gehen, das 150-Watt-Modell mit 599 US-Dollar und die 180-Watt-Karte mit 699 bis 749 US-Dollar. Gleichzeitig will Nvidia angeblich den Preis der GeForce GTX 1080 um 50 US-Dollar und den der GeForce GTX 1080 Ti um 100 US-Dollar reduzieren.

Turing und Pascal als gemischtes Grafikkarten-Line-Up?

Das wäre ein ungewöhnlicher Schritt seitens Nvidia. Die GeForce-Entwickler haben normalerweise immer das gesamte Line-Up aktualisiert. Das hat sich zwar stets einige Wochen gezogen, doch dauerte es nie lange, bis die Mittel- und die Performance-Klasse ausgetauscht waren. Wenn die Spekulationen stimmen, würde Nvidia dagegen die alte Mittel- bis Performance-Serie am Leben erhalten und über diesen dann Turing ansetzen. Unklar wäre aber noch, wie die GeForce GTX 1080 Ti da hinein passt. Denn das schnellste Pascal-Modell ist wohl kaum langsamer als der kleinste Turing-Ableger.

Preislich soll Nvidia kaum Spielraum bleiben, da die Herstellungskosten kaum niedriger sein sollen als die angesetzten Preise. Falls dies so ist, kostet die – spekulierte – 12-nm-Fertigung vermutlich deutlich mehr bei TSMC als der altbewährte 16-nm-Prozess.

Die Namensgebung soll immer noch nicht final sein

Darüber hinaus soll Nvidia den Bordpartnern noch nicht die genauen Namen der drei Grafikkarten mitgeteilt haben. Ob GeForce GTX 1100 oder GeForce GTX 2000 sei immer noch offen, zudem wird wohl mit dem Gedanken gespielt, die Namensendung zu ändern. Ob zum Beispiel die 120-Watt-Karte mit „60“, „65“, oder „70“ enden wird, sei noch unklar.

Wccftech zufolge sollen die zwei kleineren Karten über einen 8.192 MB großen Speicher verfügen, das große Modell über 11 GB. Das würde erneut auf ein „krummes“ Speicherinterface wie auf der GeForce GTX 1080 Ti hindeuten; 352 Bit würden sich anbieten, wobei die GPU durchaus auch die vollen 384 Bit haben könnte und ein Speicherinterface für eine „Titan T“ nur deaktiviert wäre.

Alle drei Modelle sollen angeblich eng gestaffelt in den Handel kommen. Der schnellste Turing-Ableger mit 180 Watt soll in der ersten Septemberwoche erscheinen, das 150-Watt-Modell in der zweiten Septemberwoche und die 120-Watt-Grafikkarte in der letzten Septemberwoche. Die Verfügbarkeit soll, wie mittlerweile normal bei einer neuen Grafikkarte, zu Beginn begrenzt sein.

Eine eigene Einschätzung der Gerüchte

Vor allem, da sich kurz vor Launch von Turing die Gerüchte massiv häufen und sich diese teils widersprechen, stellt sich die Frage, inwieweit diese überhaupt realistisch sind. Zunächst sei gesagt, dass ComputerBase keine eigenen oder gesicherte Informationen zu den neuen GeForce-Grafikkarten vorliegen hat. Auch die Redaktion kann an dieser Stelle nur Gerüchte einschätzen.

Der Schritt, nur drei Turing-Grafikkarten einzuführen und Pascal weiterhin die Mittel- und Unterklasse bedienen zu lassen, wäre für Nvidia zwar ungewöhnlich, aber nicht unmöglich. AMD macht dies bereits seit mehreren Jahren so, auch wenn die Strategie für den Kunden eher Nachteile hat. Die Strategie wird aber von da an für Nvidia sinnvoll, wenn die 12-nm-Fertigung zu teuer ist, um diese effektiv und in größeren Mengen in die Mittel- und die Unterklasse zu bringen. Das würde erklären, warum es Turing nur in den gehobenen Preisklassen geben soll.

Auf der anderen Seite ergibt der angebliche Plan nur dann Sinn, wenn Nvidia nur eine oder allerhöchstens zwei Turing-GPUs anzubieten hat – und nicht die gewohnten drei beziehungsweise vier. Die kolportierten 11 Gigabyte Speicher für das Flaggschiff deuten auf eine GPU mit einem größeren Speicherinterface als 256 Bit hin. In Anbetracht der Vermutung, dass Turing GDDR6 nutzen wird, kann man aber als gesichert ansehen, dass die Performance-Modelle über ein 256-Bit-Interface verfügen werden. Damit müsste das schnellste Modell dann auf eine andere, größere GPU setzen als die zwei kleineren. Das würde für zwei GPUs sprechen. Allerdings passt dazu nicht so ganz die TDP-Klasse von 180 Watt. Die wäre in dem Fall extrem niedrig angesetzt. Die GeForce GTX 1080 Ti mit der großen GPU hat zum Beispiel 250 Watt, die GeForce GTX 1080 mit der kleineren 180 Watt.

Modelle mit GDDR5X werden sicherlich vom Markt verschwinden

Wenngleich manches dagegen spricht, dass die Gerüchte korrekt sind, spricht auch manches dafür. Pascal hat zum Beispiel viele Stärken und wenige Schwächen und ist zudem günstig zu produzieren – warum sollte Nvidia die alte Garde also nicht weiter verkaufen. Einzig die Modelle mit GDDR5X werden zwangsweise verschwinden. Doch sowohl GeForce GTX 1050 (Ti), GeForce GTX 1060 und GeForce GTX 1070 Ti können zum Beispiel problemlos weiter existieren, wenn es keine passenden Turing-Ableger geben wird.

Erwähnt werden muss jedoch, dass andere Gerüchte den neuen zumindest teilweise widersprechen. So hat angeblich ein Bordpartner leicht andere Erscheinungstermine für Turing genannt, auch wenn erneut von drei gestaffelten Modellen die Rede war.