Night Sight verfügbar: Google macht die Nacht mit Pixel-Smartphones zum Tag

Nicolas La Rocco
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Night Sight verfügbar: Google macht die Nacht mit Pixel-Smartphones zum Tag

Night Sight oder „Nachtsicht“ wird ab sofort als Update für die Kamera-App des Pixel, Pixel 2 und Pixel 3 verteilt. Google macht damit ein wenig die Nacht zum Tag, indem mehrere Bilder miteinander kombiniert und das zur Verfügung stehende Licht intensiviert wird. ComputerBase konnte Night Sight auf einem Pixel 3 XL ausprobieren.

Die Pixel-Kamera erhält ab sofort ein bereits zur Ankündigung der Pixel 3 versprochenes Update für den Nachtsichtmodus Night Sight. Nicht nur das neue Pixel 3 und Pixel 3 XL (Test) erhalten das Update, sondern auch die Pixel-Smartphones des letzten und vorletzten Jahres. Auf den Pixel 3 sollen die Ergebnisse jedoch am besten aussehen, wie Google der Redaktion im Rahmen eines Briefings vor gut einer Woche erklärte.

Night Sight ist ein neuer Modus der Kamera-App, der sich zum einen klassisch über den Reiter „Mehr“ aufrufen lässt, wo auch Photo Sphere, die Zeitlupe, Playground, Lens und weitere Modi zu finden sind, oder der von selbst im Sucher des Standardmodus' in Erscheinung tritt, sobald schlechte Lichtverhältnisse herrschen. Ein kleiner Hinweis am unteren Rand des Suchers weist dann auf den empfohlenen Wechsel zu Night Sight hin.

Night Sight im Reiter „Mehr“
Night Sight im Reiter „Mehr“

Night Sight knipst viele Bilder im Burst-Modus

Bei der Verwendung von Night Sight geht die Kamera-App anders als im klassischen Modus vor. Anstatt das wenige zur Verfügung stehende Licht über eine längere Belichtungszeit, die potenziell unscharfe Bilder zur Folge hat, oder eine höhere Empfindlichkeit, die das Rauschen verstärkt, zu kompensieren, nimmt Night Sight im Burst-Verfahren viele Fotos auf, die für sich alleine betrachtet dunkel, dafür aber scharf und vergleichsweise rauschfrei sind. Diese Aufnahmen kombiniert Night Sight miteinander, um ein helles und scharfes Endresultat mit wenig Rauschen zu erhalten.

Dennoch agiert Night Sight nicht bei jeder Aufnahme gleich. Über eine direkte Verbindung mit kurzen Signalwegen zu einem dedizierten Gyroskop misst das Smartphone die Handbewegungen des Nutzers. Stellt Night Sight geringe Bewegungen fest, nimmt sich der Modus mehr Zeit für die Belichtung. Bewegen sich Personen oder Objekte während der Aufnahme, kann Night Sight diese Veränderungen im kleinen Maße ausgleichen. Google gibt folgende Tipps für die Nutzung von Night Sight:

  • Personen sollten ein paar Sekunden vor und nach Drücken des Auslösers still halten.
  • Das Smartphone sollte möglichst ruhig gehalten werden, am besten an einem stabilen Objekt angelehnt.
  • Sicherstellen, dass die Kameralinse nicht verschmutzt ist.
  • Manuelles Fokussieren bei extrem wenig Licht verwenden.
  • Kamera nicht in grelles Licht halten, das kann zu unerwünschten Reflexionen führen.
  • Night Sight funktioniert nicht in vollständiger Dunkelheit.

Googles Machine Learning kommt bei Night Sight ebenfalls zum Einsatz. Auf Basis von Millionen von für das Training verwendeten Aufnahmen mit korrekter Farbdarstellung führt Google bei den Nachtaufnahmen eine Farbkorrektur durch. Dadurch lassen sich selbst bei fast vollständig fehlender Beleuchtung noch Aufnahmen mit korrekter Farbdarstellung erzeugen. Wie die nachfolgende Galerie zeigt, gehen Googles Korrekturen dabei manchmal jedoch einen Schritt zu weit. Das grüne Licht des Notausgangsschildes (Bild 4) verwandelt Google kurzerhand zu weißer Beleuchtung.

Selbst bei außerordentlich schlechten Lichtbedingungen wie bei den Aufnahmen 3, 10 und 11 ist mit Night Sight noch etwas erkennbar, wenngleich der Autofokus beim Extrembeispiel der Aufnahme 11 versagt. Von diesen drei Beispielen abgesehen gelingen mit Night Sight ansehnliche Nachtaufnahmen, die selbst frei aus der Hand geknipst noch Details wie Wolken und sogar Sterne am Himmel zum Vorschein bringen.

Night Sight spiegelt nicht die Realität wider

Klargestellt werden muss allerdings, dass Night Sight keine realistische Abbildung des Motivs zum Ziel hat, die wahren Lichtbedingungen sind eher bei den Standardaufnahmen des Pixel 3 XL und iPhone Xs Max vorzufinden. Night Sight ermöglicht stattdessen Aufnahmen, die im normalen Modus so nicht möglich wären sowie Fotos in Situationen, in denen normalerweise überhaupt keine Aufnahme möglich wären.

Der Rollout von Night Sight beginnt ab sofort über ein kostenfreies Google-Play-Update der Kamera-App für Pixel-Smartphones der ersten bis dritten Generation. Wie üblich werden nicht alle Geräte auf einmal versorgt, sondern in mehreren Wellen über die kommenden Tage.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Google unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der Veröffentlichungszeitpunkt.