Roccat Vulcan 120 Aimo im Test: Titan-Taster sind keine Kopie von Cherry MX

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Max Doll
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Nachsitzen für das Design

Das nicht bei allen Tasten identische Feedback fiel beim Schreiben aber nicht negativ auf. Taster und Einbettung in der Vulcan wirken insgesamt durchdacht; die geringere Höhe der Taster und die angehobene Handposition sind ergonomischer. Größe und Gestaltung der Handballenauflage sind dabei ebenso positiv hervorzuheben wie die einfache, magnetische Befestigung. Die (versteckten) Glanzelemente am Chassis hätte sich Roccat aber durchaus sparen dürfen.

Zusatz-Elemente

Mit Ausnahme des unnötig breiten Gehäuses erscheint das Grunddesign mit seinem Fokus auf den praktischen Nutzen ebenso wie das Layout gelungen. Ergänzungen sind es weniger: Die Mikrotaster unter den Zusatztasten sind zwar grundsätzlich eine solide Wahl, durch ihre geringe Fläche und den Gummiaufsatz aber schwammig. Unbeeindruckt waren die Hände des Testers auch von der Roccat-Umsetzung des Drehreglers. Durch die umliegenden Tasten und die geringe Höhendifferenz lässt er sich nur schlecht greifen. Finger bleiben häufiger an Tasten hängen, wenn der Regler nicht „mit spitzen Fingern“ gegriffen wird.

Bequem geht anders: Es hat gute Gründe, warum Corsair ein vertikales Rad nutzt und „Das Keyboard“ seinen Regler an die Außenseite der Tastatur verfrachtet. Dort lässt er sich vom äußeren Rand auch komfortabel greifen. Platz für eine solche Position hätte auch Roccat gehabt. Der Wechselschalter zur Wahl der Drehfunktion erscheint hingegen uneingeschränkt sinnvoll – Helligkeit und Lautstärke werden in der Regel nicht beide in gleichem Maße gesteuert. Per Software besteht außerdem die Möglichkeit, stattdessen die Abtastrate der Maus zu ändern, sofern sie von Roccat stammt.

Gute Software mit sinnlosen Gadgets

In der Software finden sich solche sinnvollen Optionen, aber auch vieles, was einfach nur Spielerei ist. Hinter der Aimo-Beleuchtung verbergen sich aktuell nichts anderes als ein paar dynamische Effekte und Ebenen. Intelligent ist das noch nicht. Ähnliches kann auch mit anderen Tastaturen realisiert werden, wenngleich die Effekte langsam abgespielt werden und durchaus schön anzusehen sind.

Künstliche Tastengeräusche als eine Art künstlichen Motorsound aus den Boxen schallen zu lassen, erscheint zudem peinlich. Erst recht, weil der Ton nicht immer zu den Anschlägen passt. Der Coolness-Faktor hat eine Lebensdauer von zwei Sekunden, der auch der Lebenszeit der Option entspricht. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wäre besser gewesen. Dann würde vielleicht auch der Link zur Aimo-Beleuchtung nicht ins Leere führen und der Drehregler mehr als eine alternative Funktion besitzen. Auch die Swarm-App für Smartphones wird offenbar kaum noch unterstützt, ohne dass ein Hinweis darauf erfolgt. Hier erscheint eine Entschlackung dringend nötig.

Tastatur besser als Software

Wie im Falle der Tastatur sind dies Randbemerkungen, die weniger wichtige Aspekte eines Eingabegeräts beziehungsweise der Software betreffen. Hier allerdings treten sie häufiger in Erscheinung: Solange lediglich Kernfunktionen genutzt werden, ist alles in Ordnung. Sobald über das Normale hinausgegangen wird, treffen Nutzer auf Stolpersteine und eine Kulisse, die (zu) viel verspricht. So hinterlässt Swarm gemischte Gefühle.

Fazit

Roccat bietet mit der Vulcan 120 Aimo eine grundsolide Tastatur an, die vor allem durch ihre Taster und die wohlüberlegte Umsetzung von Grundfunktionen eine Daseinsberechtigung hat. Hier kann sie sich positiv auch von verbreiteter Konkurrenz wie etwa den K70-Tastaturen abheben.

Sobald die Nutzung aber über das hinausgeht, was mit einer 105-Tasten-Standardtastatur mit durchschnittlicher Software möglich ist, treten Schwächen zu Tage. Dies betrifft Sonderfunktionen von Swarm sowie die Fokussierung auf Gadgets zu Lasten der Qualität, aber vor allem Zusatztasten und den Drehregler, der keinen sinnvollen Platz im Layout findet.

Rundum gut: Die Roccat Vulcan 120 Aimo
Rundum gut: Die Roccat Vulcan 120 Aimo

Kaufentscheidung von Tastern abhängig

Mit diesen Vorbemerkungen kann im Bewusstsein ihrer Schwächen durchaus trotzdem zur Vulcan 120 Aimo gegriffen werden. Voraussetzung ist, dass die Abstimmung der Taster den persönlichen Geschmack besser trifft als etwa Cherrys MX Brown, MX Blue oder weitere Taster in diesem Segment. Ansonsten lohnt ein Blick auf die K70-Modellreihe von Corsair, die Huntsman-Serie von Razer oder Logitechs weit günstigeren G-Tastaturen, die ein runderes Gesamtpaket anbieten können.

Konkurrenz stammt auch aus eigenem Haus. Die Vulcan 80 besitzt zwar keine Handballenauflage und keine RGB-Beleuchtung, aber statt Drehregler und schwammiger Gummitasten vier mechanische Zusatzschalter. Sie hat damit das beste Layout der neuen Serie und kann empfohlen werden, wenn der Preis von knapp 130 Euro in den zweistelligen Bereich fällt.

Roccat Vulcan 120 Aimo (Titan Tactile)
Produktgruppe Tastaturen, 26.11.2018
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    +
  • Ausstattung & Extras
    +
  • Software
    O
  • Eigenständig abgestimmte Taster
  • Sinnvolles Layout
  • Ausreichend dimensionierte Handballenauflage
  • Intuitiv nutzbare Software
  • Position & Feedback der Medientasten ungünstig
  • Drehregler sitzt zu dicht am Nummernblock
  • Chassis breiter als nötig
  • Software-Sonderfunktionen schlecht umgesetzt

ComputerBase hat die Vulcan 120 Aimo leihweise von Roccat zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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