Logitech G935 & G635 im Test: Solider Klang trifft auf schlechtes Mikrofon

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Michael Schäfer
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Klang

Logitech verspricht vor allem beim G935 einen „überragenden kabellosen Sound“ sowie einen „runden Klang“. Das trifft auch auf das G635 zu, teilen sich doch beide Headsets die gleiche technische Basis bestehend aus zwei Pro-G-Audiotreibern (50 mm), die laut Hersteller einen für Kopfhörer und somit auch für Headsets typischen Frequenzgang von 20 Hz bis 20.000 Hz bieten.

Klanglich aufbereitet

Gegenüber dem Vorgänger hat Logitech wirklich ordentlich an der Klangschraube drehen können. Klangen diese noch recht grell und neigten schnell zu Verzerrungen, wirken G935 und G635 in dieser Hinsicht durch die größeren Treiber deutlich angenehmer und gehen auch hörbar tiefer in den Frequenzen runter. Dennoch wird schnell wieder deutlich, dass es sich hier um zwei Gaming-Headsets handelt, was bedeutet, dass Logitech den Fokus auf das Bassfundament legt. Damit sorgen beide Testaspiranten beim Spielen zwar für das nötige „Grummeln“ sowie für die Verdichtung der Atmosphäre und machen auch bei Filmen noch eine recht gute Figur, bei Musik wird es dann aber kritisch, weil gerade im Mittenbereich einiges fehlt. Hier machen das HyperX Cloud Mix (Test) und vor allem das beyerdynamic Custom Game (Test) eine deutlich bessere Figur.

Einen Klangunterschied zwischen der digitalen und analogen Nutzung konnte im Test nicht beobachtet werden, hier klingen beide Headsets gleich.

Logitech G935
Logitech G935

Surround

Logitech wirbt bei beiden Headsets mit 7.1-Raumklang, der mittels der DTS-Technologie Headphone X besonders hochwertig ausfallen soll. Doch wie so oft hält die Realität nur selten, was die Werbung verspricht: Zwar erhält der Klang durch Hinzuschalten der Funktion wirklich eine höhere Räumlichkeit, die aber eher mit der im Audiobereich bekannten Simulierung verschiedener Räume vergleichbar ist – eine bessere Ortung bedeutet das nicht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern gibt Logitech über den G HUB dem Nutzer die Möglichkeit an die Hand, für jeden Kanal die Lautstärke separat einzustellen, um so zumindest den Raumklang an die eigenen Wünsche anzupassen.

Mikrofon

Das nierenförmige Mikrofon des G935 wie auch des G635 wird wie bei seinen Vorgängern bei Nichtnutzung komplett und fast unsichtbar in der linken Ohrmuschel verstaut. Beim Herunterklappen wird dies automatisch aktiviert. Eine rote LED zeigt zudem an, wann das Mikrofon stummgeschaltet ist. Dann misst dieses komplett herausgezogen rund 10 cm, lässt sich mit gerade einmal 3 cm langem Schwanenhals jedoch nur sehr begrenzt zum Mund ausrichten. Der Frequenzbereich soll sich laut Logitech von 100 Hz bis 10.000 Hz erstrecken.

Schlechter als der Vorgänger

Der neu entwickelte und auf 6 mm angewachsene Klangaufnehmer soll vor allem bei der Funkversion laut Logitech für eine bessere und kristallklare Kommunikation sorgen. Von diesem Anspruch ist es aber weit entfernt. Konnte bereits das G633 im damaligen Vergleichstest auf ComputerBase in Sachen Mikrofonqualität nur wenig überzeugen, verschlechtert sich diese in den neuen Modellen noch einmal. Schon beim Vorgänger wurde eine Klangqualität „wie bei einer Audio-Übertragung mit geringer Bandbreite“ attestiert, beim G635 klingen die Aufnahmen gar so, als würde das Headset mit höchster Stufe und deutlichem Klangverlust Störgeräusche herausfiltern wollen – und das, obwohl die Funktion gar nicht aktiviert ist. Gleichzeitig zeigt die Funktion im Hinblick auf das Filtern der wirklichen Störgeräusche keine Wirkung.

Die Mikrofone beider Headsets können nicht überzeugen
Die Mikrofone beider Headsets können nicht überzeugen

G935 analog mit hohem Rauschen

Im reinen Analogmodus, also beim Anschluss per Klinkenstecker an eine externe Sound Blaster X-Fi HD, kann zumindest das G635 einigermaßen überzeugen und präsentiert hier die bessere Sprachqualität der beiden im Test. Das G935 fällt dagegen vor allem mit einem hohen Grundrauschen und einer sehr dünnen Stimme auf.

Abschließend sei zu attestieren, dass die Mikrofonqualität einem Headset in den jeweils aufgerufenen Preisklassen absolut nicht entspricht. Hier bietet selbst das Mikrofon des LX55 von Lioncast mit reinem Klinke-Anschluss für nicht einmal 60 Euro UVP eine mit Abstand bessere Klangqualität, wobei dieses den möglichen Frequenzbereich zudem besser ausnutzt. Sowohl beim G935 wie auch beim G635 kommen die tieferen Frequenzen fast gar nicht zum Tragen.

Logitech G935

Logitech G935 – Clean
Logitech G935 – Clean, Reduktion Störgeräusche
Logitech G935 – Störgeräusche
Logitech G935 – Störgeräusche, Reduktion Störgeräusche
Logitech G935 – Analog – Clean
Logitech G935 – Analog – Störgeräusche

Logitech G635

Logitech G635 – Clean
Logitech G635 – Störgeräusche
Logitech G635 – Clean, Reduktion Störgeräusche
Logitech G635 – Störgeräusche, Reduktion Störgeräusche
Logitech G635 – Analog – Clean
Logitech G635 – Analog – Störgeräusche

Logitech G633

Logitech G633 Clean
Logitech G633 Störgeräusche
Logitech G633 Störgeräusche, Reduktion Störgeräusche

Lioncast LX55

Lioncast LX55 Clean
Lioncast LX55 Störgeräusche

Lioncast LX55 USB

Lioncast LX55 USB Clean
Lioncast LX55 USB Störgeräusche
Lioncast LX55 USB Analog Clean
Lioncast LX55 USB Analog Störgeräusche

Fazit

Logitech macht sowohl beim G935 wie auch beim G635 einiges richtig, patzt jedoch an entscheidenden Stellen.

Gute Verarbeitung und interessante Ideen

Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben und auch wenn hauptsächlich Kunststoff zum Einsatz kommt, sind beide Headsets sehr stabil gefertigt. Der Sitz ist dank der guten Polsterung bequem, obwohl der Druck nach einer gewissen Zeit manchem Nutzer zu stark werden könnte. Positiv zu bewerten ist, dass Logitech im Gegensatz zu zahlreichen anderen Herstellern den verbauten Akku des G935 lediglich hinter der linken, leicht abzunehmenden Abdeckung unterbringt und dieser damit einfach zu wechseln ist. Dadurch wird die Nutzungsdauer des Headsets deutlich erhöht. Auch dass in der anderen Hörmuschel der USB-Dongle bei Nichtnutzung verstaut werden kann, ist löblich. Dass viele Einstellungen über diverse Regler direkt am Headset selbst erfolgen können, kommt der Benutzerfreundlichkeit zugute.

Besser, aber nichts für den Musikgenuss

Auch klanglich legt der Hersteller gegenüber den Vorgängern noch eine Schippe drauf: Die beiden neuen Sets gehen deutlich tiefer in den Frequenzen runter und verzerren nicht so schnell. Dennoch sind diese nach wie vor eher für Spiele und Filme geeignet, Musikfreunde werden bei beiden Exemplaren nur wenig auf ihre Kosten kommen. Dafür sorgen die neuen Audiotreiber für einen deutlichen „Grummelfaktor“ und damit für eine gute Atmosphäre bei Spielen und Filmen. Die Raumklang-Funktion kann aber auch hier, wie von der Konkurrenz gewohnt, nicht überzeugen.

Logitech G935 und G635 im Test

Günstigere Headsets mit besserem Mikrofon

Alle positiven Aspekte werden am Ende jedoch von den für die Preisklasse schlechten Mikrofonen zerstört. Konnte der Vorgänger G633 in dieser Hinsicht schon nicht überzeugen, hat sich die Klangqualität der neuen Aufnahme-Einheiten sogar noch einmal verschlechtert. Im Vergleich weisen selbst manche Billigheimer eine bessere Qualität auf. Diese ist zu den geforderten Preisen von 189 Euro und 149 Euro völlig indiskutabel. Beim G635 hat es den Anschein, dass die Rauschunterdrückung permanent aktiviert ist und das G935 weist beim Anschluss über den Klinkenstecker ein hohes Grundrauschen auf. Doch auch außerhalb der genannten Punkte kann die Sprachqualität mit einer viel zu grellen und tiefenlose Stimme nicht überzeugen.

Bleibt am Ende die Frage, für wen sich eines der beiden Headsets bei solch konträr laufenden Eigenschaften lohnt. Wer Wert auf einen guten Klang bei Spielen und Filmen legt und für den die Mikrofonqualität eine untergeordnete Rolle spielt, der kann ruhig einen Blick auf die beiden Aspiranten werfen. Aber selbst dann werden es die neuen Logitech-Vertreter schwer haben, denn in der Preisklasse gibt es Konkurrenz, die auch mit besseren Mikrofonen ausgestattet ist.

Logitech G935
Produktgruppe Headsets, 27.02.2019
  • Verarbeitung
    +
  • Klangqualität
    +
  • Mikrofonqualität
  • gute Verarbeitung
  • guter Klang für Spiele und Filme
  • bequemer Sitz
  • schlechtes Mikrofon
  • Mikrofon mit hohem Grundrauschen bei analogem Anschluss
Logitech G635
Produktgruppe Headsets, 27.02.2019
  • Verarbeitung
    +
  • Klangqualität
    +
  • Mikrofonqualität
  • gute Verarbeitung
  • guter Klang für Spiele und Filme
  • bequemer Sitz
  • schlechtes Mikrofon

ComputerBase wurden das G935 sowie das G635 für den Test von Logitech zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme seitens des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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