Unfairer Wettbewerb: Spotify reicht Kartell­beschwerde gegen Apple ein

Frank Hüber
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Unfairer Wettbewerb: Spotify reicht Kartell­beschwerde gegen Apple ein
Bild: Spotify

Spotify hat Kartellbeschwerde gegen Apple bei der EU-Kommission eingereicht, in der der Musikstreaming-Anbieter dem Unternehmen einen unfairen Wettbewerb vorwirft. Apple habe die Regeln des App Stores in den letzten Jahren so angepasst, dass sie bewusst die Auswahl für Kunden einschränken und Innovation behindern würden.

Dies geschehe nicht nur zum Schaden von Konkurrenten wie eben Spotify, sondern sei auch nachteilig für die Nutzer, so Spotify-CEO Daniel Ek. Indem Apple sowohl als Konkurrent als auch als Schiedsrichter auftrete, benachteilige Apple andere App-Entwickler absichtlich. Nachdem Spotify versucht habe die Probleme direkt mit Apple zu klären, dies aber gescheitert sei, wende man sich nun an die Europäische Kommission, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen.

„Steuer“ im App Store Auslöser für Beschwerde

Spotify ist dabei insbesondere die App-Store-Gebühr, die an Apple gezahlt werden muss, ein Dorn im Auge. Denn – wie für alle derartigen digitalen Stores, wie etwa auch den Google Play Store, Steam und den Epic Games Store, üblich – muss jeder Entwickler 30 Prozent der App-Erlöse an Apple für die Dienstleistungen und das Hosting im App Store abführen; selbst bei rein digitalen Käufen direkt in der App. Bei Abonnements reduziert sich diese Gebühr auf 15 Prozent im zweiten Jahr des Abonnements. Durch diese „Steuer“, wie es Spotify nennt, werde der Musikanbieter gezwungen, den eigenen Dienst künstlich teurer (12,99 € vs. 9,99 €) anzubieten als es möglich wäre, wodurch Spotify als Konkurrent zu Apple Music benachteiligt werde. Um aber konkurrenzfähig gegenüber Apple Music zu bleiben, könne Spotify diese Gebühr nicht an die Kunden weitergeben und den Preis erhöhen, weshalb keine Premium-Upgrades mehr über die Spotify-App durchgeführt werden können, um der Apple-Gebühr zu entgehen – wie es auch Netflix inzwischen handhabt.

Apple sperrt sich bei Siri und dem HomePod

Darüber hinaus werde die Kommunikation mit den Spotify-Kunden eingeschränkt, sofern nicht die Dienste von Apple genutzt werden, und gleichzeitig verhindere Apple geplante Verbesserungen von Spotify wie eine Siri- und HomePod-Unterstützung, um Konkurrenten zu benachteiligen. In einer Timeline hat Spotify den Werdegang des App Stores und der Restriktionen anschaulich dargestellt, wobei auch öffentlich darauf eingegangen wird, dass Apple mehrfach Updates der Spotify-App abgelehnt habe und man bereits seit 2015 versucht habe, Spotify auf die Apple Watch zu bringen, was erst im November 2018 dann tatsächlich umgesetzt werden konnte.

Gleiche Regeln für alle, nicht nur für Uber

Spotify wolle dabei nicht bevorzugt werden, sondern eine Gleichbehandlung aller Akteure und Konkurrenten im App Store erreichen. Uber und Deliveroo unterlägen beispielsweise nicht der „Apple-Steuer“, so Spotify. Auch Apple Music selbst solle den Beschränkungen des App Stores unterliegen, sofern Apple nicht bereit sei, diese für andere aufzuheben. Zudem fordert Spotify, dass der Kunde selbst die Zahlungsmethode und den Zahlungsweg wählen könne, ohne zwingend an Apple gebunden zu sein. Als dritte Forderung möchte Spotify durchsetzen, dass der App Store keine Restriktionen beim Marketing und Rabatten, die Kunden Vorteile verschaffen, auferlegen könne.

Durch einen fairen Wettbewerb sollen alle Konkurrenten getrieben werden, Innovationen und Mehrwerte für die Nutzer zu schaffen, was derzeit durch künstliche Beschränkungen seitens Apple verhindert werde.