AMD Ryzen 3000 im Test: Overclocking der CPU und erstes RAM-OC

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Update Volker Rißka (+1)
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AMD bewirbt zum Start der neuen Ryzen 3000 ein aktualisiertes Feature: Precision Boost Overdrive (PBO). Das im BIOS als „Auto OC“ benannte Feature kann nicht nur bis zu 200 MHz per hartem OC bereitstellen, auch können die eigentlich für die CPU gesetzten Grenzwerte bei Leistung und Stromstärke überschritten werden. Wie hoch, das legt auch der Mainboard-Hersteller fest. Beeinflusst wird PBO durch die CPU-Temperatur und es gilt das gleiche wie beim manuellen Übertakten: Der Garantieanspruch geht verloren.

Diese Grenzen lassen sich mit PBO aushebeln
max. elektrische Leistung max. Stromstärke
(dauerhaft)
max. Stromstärke
(kurzfristig)
Ryzen 3000 65 Watt TDP 88 Watt 60 Ampere 90 Ampere
Ryzen 3000 105 Watt TDP 142 Watt 95 Ampere 140 Ampere

AMD garantiert keine Takterhöhung oder einen Leistungszuwachs, es sind alles „bis zu“-Angaben. Dies zeigt sich auch in den vom Hersteller bereitgestellten Ergebnissen: Ein Ryzen 7 3800X soll in Cinebench 20 im 1-Thread-Test lediglich drei Punkte gewinnen, wenn PBO aktiviert ist – die Punktzahl liegt aber schon jenseits der 500er-Marke. Der Zuwachs ist in dem Fall also kaum in Prozent zu messen. Auf dem Testsystem in der Redaktion zeigte sich bei ComputerBase in Single-Threaded-Anwendungen ebenfalls wenig, bei Multi-Thread-Apps blitzte es hier und da kurz auf.

Precision Boost Overdrive über das BIOS einstellen
Precision Boost Overdrive über das BIOS einstellen

Precision Boost Overdrive ist ein Effizienzkiller

PBO „versaut“ die Effizienz am Ende aber deutlich. Für einen Hauch mehr an Leistung von drei oder maximal vier Prozent bei Last auf allen Kernen steigt die Leistungsaufnahme um 20 Watt respektive 21 Prozent (im Rahmen eines kompletten Systems als Delta-Wert zwischen Idle und Volllast) an. Im Extremfall zeigt der Ryzen 7 3700X als 65-Watt-Lösung mit über PBO angehobenen Limits so eine Package Power von über 140 Watt statt zuvor maximal 90 Watt.

Unterm Strich lässt sich zusammenfassend sagen, dass PBO im Zusammenspiel mit den Ryzen 3000 nicht empfohlen werden kann. Die Leistung der CPUs ist „out-of-the-Box“ bereits so hoch, dass zusätzliche „bis zu“ 200 MHz kaum noch etwas ändern. Auf der anderen Seite aber können die Leistungsaufnahme und Temperatur zum Teil deutlich ansteigen, sodass am Ende primär ein wärmeres und dadurch eventuell lauteres System zurückbleibt, welches nahezu die gleiche Leistung bietet.

Manuelles Overclocking bleibt möglich

Alle AMD-Prozessoren der neuen Serie unterstützen aber auch weiterhin das klassische Overclocking, denn alle bieten wie gehabt einen frei bestimmbaren Multiplikator. Dieser kann einfach im BIOS gewählt werden. Der Turbo wird dann vollständig deaktiviert.

Beim 12-Kern-Prozessor werden aus einem Basistakt von 3,8 GHz so beispielsweise schnell 4,3 GHz, die nun aber immer anliegen. Das kann je nach Anwendung von Vorteil sein, die maximal mögliche Single-Core-Leistung wird so aber nicht mehr erreicht, denn ohne OC würde die CPU bis 4,6 GHz takten, wenn nur ein Kern benötigt wird.

AMD Ryzen 9 3900X mit allen Kernen bei 4,4 GHz
AMD Ryzen 9 3900X mit allen Kernen bei 4,4 GHz

Welche All-Core-Turbo-Taktraten mit welcher Kühlung auf welchem Ryzen 3000 möglich sind, werden die kommenden Wochen zeigen. Der Ryzen 7 3700X wollte im Test mit dem Luftkühler von Noctua gerade so bei 4,2 GHz für alle Kerne noch stabil arbeiten.

Vorläufiges Fazit: Ein Übertakten der CPU ist wie in den letzten Generationen wenig erfolgversprechend und auch kaum erstrebenswert. Das komplette intelligente Power-Management sowie die granularen Turbo-Stufen werden dabei nahezu komplett ausgehebelt. Zurück bleibt ein eventuell unter reiner Last auf allen Kernen minimal schnelleres System, welches dazu aber noch deutlich mehr Stromverbrauch und viel höhere Temperaturen zeigt. Die Ryzen 3000 sind mit ihrer sehr hohen Leistung bei hoher Effizienz im Werkszustand einfach besser aufgestellt.

Endlich einfaches RAM-Overclocking auch bei AMD

Am Speichercontroller hat AMD ebenfalls viele Änderungen vorgenommen, die nun auch in deutlich höheren DDR4-Taktraten münden sollen. „Default“ ist bei allen Modellen DDR4-3200, doch Grenzen nach oben gibt es laut AMD kaum. Ein erster Test mit einem DDR4-4133-Kit (dem schnellsten in der Redaktion) durch das einfache Laden des XMP-Profils war dann auch prompt von Erfolg gekrönt, das System bootete und zeigte im Anschluss keine Probleme.

DDR4-4133 läuft direkt aus dem stand ohne Probleme
DDR4-4133 läuft direkt aus dem stand ohne Probleme

In den kommenden Tagen und Wochen wird sich die ComputerBase-Redaktion noch mehr mit der Thematik RAM und RAM OC mit Ryzen 3000 auseinandersetzen. Ein schnelles DDR4-4700-Kit ist bereits unterwegs, doch auch die sinnvollen Abstufungen, vor allem angesichts des Preises, werden dann im Auge behalten. Offiziell unterstützt Ryzen 3000 die folgenden Modi bei einem Maximalausbau von bis zu 128 GByte über vier Bänke:

Maximaler Takt in Abhängigkeit von Modulanzahl und Rank bei Ryzen 3000 „Matisse“
Anzahl Module Modul-Typ maximaler Takt
2 von 2 Single Rank DDR4-3.200
2 von 2 Dual Rank DDR4-3.200
2 von 4 Single Rank DDR4-3.200
2 von 4 Dual Rank DDR4-3.200
4 von 4 Single Rank DDR4-2.933
4 von 4 Dual Rank DDR4-2.667

Ab DDR3600 + 1 MHz steigt die Latenz erst einmal an

Bis zu einem Takt von DDR4-3600 (und nicht DDR4-3733 wie ursprünglich von AMD gemeldet) arbeiten die internen Teiler des Speichertakts (mclk), des Speichercontrollertakts (uclk) sowie des Takts des Infinity Fabrics (fclk) mit 1:1:1. Darüber hinaus wird auf 2:1 mclk:uclk geschaltet, was eine „DRAM-Straf-Latenz“ von 9 ns nach sich zieht. Das Infinity Fabric verbleibt nun ab werk stets bei 1.800 MHz (was DDR4-3600 entspricht), kann manuell jedoch noch verändert werden, bis zu einem Maximum von 1.900 MHz respektive DDR4-3800. Doch hier werden die Grenzen auf das Extreme getestet, mit der Standard-Einstellung lohnen sich vermutlich DDR4-3733 und DDR4-3800 kaum, erst ab DDR4-4000 könnte wieder ein Bonus eintreten. AMD bewirbt deshalb zum Start auch DDR4-3600 als „Sweet Spot“ aus Leistung und Preis.

RAM-Latenzen
RAM-Latenzen (Bild: AMD)
Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!