Verschlüsselungsstreit: Trump attackiert Apple wegen gesperrter iPhones

Andreas Frischholz
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Verschlüsselungsstreit: Trump attackiert Apple wegen gesperrter iPhones

US-Präsident Donald Trump mischt nun beim Verschlüsselungsstreit zwischen dem amerikanischen Justizministerium und Apple mit. Auf Twitter fordert er, der Konzern müsse den Sicherheitsbehörden helfen, verschlüsselte iPhones zu entsperren.

Der Twitter-Beitrag erfolgt in Trumps typischem Duktus. Die US-Administration helfe Apple die „ganze Zeit“ beim Handel sowie weiteren Themen. Dennoch verweigere sich der Konzern, die iPhones von Mördern, Drogenhändlern sowie anderen Kriminellen zu entsperren. Deswegen müsse Apple sich nun an die Arbeit machen und dem Land helfen.

Auslöser für Trumps Attacke war ein Terror-Angriff auf einen Marinestützpunkt in Florida am 6. Dezember des letzten Jahres, bei dem drei Menschen getötet und mehrere verletzt wurden. Im Zuge der Ermittlungen wollten die Behörden auf zwei iPhones des Täters zugreifen. Man wolle herausfinden, mit wem und über was der Täter vor dem Anschlag kommuniziert hat, erklärte US-Justizminister William Barr am Sonntag. Doch das FBI scheiterte demnach bei dem Vorhaben, ohne Passwort ließen sich die iPhones nicht entsperren.

Apple kontert Vorwürfe des Justizministeriums

Barr verband die Stellungnahme mit Vorwürfen an Apple, trotz Anfrage habe der Konzern keine „substantielle Hilfe“ geleistet. Die Situation verdeutliche daher, wie entscheidend es sei, dass Ermittler einen Zugang zu digitalen Beweisen erhalten, wenn ein Gerichtsbeschluss vorliegt. „Wir fordern Apple und weitere Technologie-Unternehmen auf, uns bei der Suche nach Lösungen zu unterstützen“, so Barr. Lösungen für den Zugang zu digitalen Beweisen – es sind die Schlagwörter, die im Kern auf eine Forderung nach Hintertüren in den Verschlüsselungssystemen hinauslaufen.

Apple bestreitet derweil die Vorwürfe. In einer gestern veröffentlichten Stellungnahme erklärt der Konzern, die Antworten auf die Behördenanfragen erfolgten stets rechtzeitig und gründlich, oftmals sogar binnen Stunden. Dabei erhielt das FBI etwa das iCloud-Backup, Kontoinformationen sowie sämtliche weiteren Informationen, die Apple hatte. Dass es aber etwa noch ein zweites iPhone gebe, habe Apple erst am 6. Januar erfahren. Aber auch in diesem Fall wurden dem FBI die Daten umgehend bereitgestellt.

Rechtlicher Showdown bahnt sich an

Was Apple also zusagt, ist Unterstützung für das FBI – soweit das möglich ist, ohne die Verschlüsselungstechnologien zu schwächen. „Wir haben immer gesagt, dass es keine Hintertür nur für die Guten gibt“, heißt es in der Stellungnahme. Denn sobald Hintertüren existieren, könnten sie Personen und Gruppen ausnutzen und damit sowohl die nationale Sicherheit als auch die Datensicherheit der iPhone-Nutzer bedrohen. Nötig seien Hintertüren Apple zufolge auch nicht. Ermittlungsbehörden könnten schon heute auf mehr Daten als jemals zuvor zugreifen. Auf die Daten auf einem iPhone hat Apple keinen Zugriff, da die Verschlüsselung vollständig offline auf dem Gerät über das SoC und die Secure Enclave stattfindet.

Es ist der andauernde Konflikt um Verschlüsselungen, der 2016 mit dem Streit um die gesperrten iPhones seinen Höhepunkt hatte, seitdem aber stetig weiter köchelt. In den vergangenen Monaten hat er wieder Fahrt aufgenommen. Auch von weiteren Tech-Konzernen wie Facebook erwartet das Justizministerium, dass Sicherheitsbehörden die Inhalte der Nutzer unverschlüsselt erhalten können, wenn Ermittlungen laufen.

Dass die Debatte weiterlaufen wird, verdeutlichte aber die Stellungnahme von Justizminister Barr. Bereits im letzten Jahr erfolgten Anhörungen vor dem US-Kongress, bei dem Vertreter der Tech-Konzerne befragt wurden. Noch sprechen Vertreter der US-Administration nur von Lösungen, die die Unternehmen liefern sollen. Wenn aber kein gemeinsamer Nenner gefunden wird, könnte in diesem Jahr eine Gesetzesinitiative folgen. Der Kampf um Verschlüsselungen würde dann auf einen Höhepunkt zusteuern.