Sony WH-CH710N im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Angenehmer Klang

Der Klang des Sony WH-CH710N ist angenehm abgestimmt, voluminös, warm und unaufgeregt. Die Bässe werden dabei etwas in den Vordergrund gerückt, während die Höhen etwas weniger ausgeprägt sind. Der Kopfhörer spielt aber alles unaufgeregt ab, was man ihm hinwirft, ohne dabei mit Basswummern blenden zu wollen. Der Bass wird auch bei niedriger Lautstärke gut ausgespielt.

Am besten kommen beim WH-CH710N die Mitten zur Geltung, die bei jeder Lautstärke am präsentesten und klarsten sind. Die Verständlichkeit von Gesang und Sprache ist somit sehr gut. Die Bässe und Höhen klingen insgesamt gut und driften selbst bei maximaler Lautstärke wenig ab, insbesondere die Höhen werden nicht hart. Allerdings fehlt sowohl den Bässen als auch den Höhen das letzte bisschen Prägnanz und Klarheit, wenn es hoch hergeht und sich viele Frequenzen überlagern. Denn Details werden durchaus ausgespielt und gehen nicht verloren, es fehlt ihnen dann nur der letzte Schliff Klarheit.

Allerdings ist dies Kritik auf hohem Niveau und immer im Vergleich zum sehr guten WH-1000XM3 zu sehen. Denn schlussendlich bietet der WH-CH710N einen Klang, der im Alltag und gerade unterwegs überzeugt und insbesondere auch aktuelle Popmusik zur vollsten Zufriedenheit wiedergibt.

Gutes ANC mit Grenzen

Während die Wiedergabe ohne ANC von keinerlei Rauschen begleitet wird, führt die Aktivierung von ANC zu einem leisen, leichten Rauschen, das bei leiser Wiedergabe und Podcasts wahrnehmbar ist. Bei der Musikwiedergabe ist es aber nicht störend, da die Eliminierung der Umgebungsgeräusche positiv überwiegt – ohne ANC sind die Umgebungsgeräusche störender als das leise Rauschen durch ANC. In leisen Umgebungen kann ANC hingegen deaktiviert werden, um die beste Klangqualität zu erzielen.

Allerdings wirkt sich ANC positiv auf den Bass bei leiser Wiedergabe aus, denn dieser wird dann etwas präsenter. Auf die übrigen Frequenzen ist weder ein positiver noch ein negativer Effekt festzustellen. Zudem erweist sich ANC auf dem WH-CH710N als nicht übermäßig windanfällig, anders als prinzipbedingt der Transparenzmodus, der bei starkem Wind unangenehme Geräusche ans Ohr weiterleitet.

Die Leistung des ANCs in Bezug auf die Unterdrückung störender Umgebungsgeräusche ist insgesamt gut, aber bei Weitem nicht so effektiv wie beim teureren WH-1000XM3, der ständig auf die Umgebung reagiert, statt möglichst intelligent Filter anzuwenden. Der Unterschied mit aktiviertem und deaktiviertem ANC ist bei entsprechenden Umgebungsgeräuschen aber auch beim WH-CH710N sofort wahrnehmbar, wobei vor allem tiefe, dröhnende Geräusche eliminiert werden, jedoch in Summe nicht so umfassend wie beim WH-1000XM3. Dass Sony Filter über die Umgebung legt, anstatt ständig die Gegengeräusche anzupassen, zeigt sich im Grad der Eliminierung. Durch ANC wird man unter dem WH-CH710N nicht völlig isoliert. Beispielsweise Gespräche in der Umgebung sind trotzdem zu erfassen und auch Vogelgezwitscher dringt weiterhin an die Ohren.

Akzeptable Telefonie

Für gelegentliche Telefonate kann der Sony WH-CH710N durchaus genutzt werden, für ausgedehnte Telefonkonferenzen ist er jedoch nicht die erste Wahl. Die Verständlichkeit ist gut und Hintergrundgeräusche werden gut gefiltert. Vom lauteren Straßenlärm ist in der Aufnahme so gut wie nichts mehr zu hören, nur einzelnes Vogelgezwitscher dringt noch an den Gesprächspartner. Allerdings hat diese Filterung immer ihren Preis und wirkt sich auch auf die Sprache aus. Die Filterung führt zu einem teilweise etwas blechernen Klang der Stimme und zu etwas Rauschen rund um die Sprache.

Sony WH-CH710N – Mikrofonqualität
iFrogz Airtime Vibe – Mikrofonqualität
Sony WH-1000XM3 – Mikrofonqualität
Bowers & Wilkins PX5 – Mikrofonqualität
Montblanc MB 01 – Mikrofonqualität
Beyerdynamic Amiron wireless copper – Mikrofonqualität
Marshall Monitor II A.N.C. – Mikrofonqualität

Latenz im Vergleich

Bei der Latenz bereitet der Sony WH-CH710N keine Probleme. Die Verzögerung liegt bei den für den Audio-Codec AAC üblichen 160 bis 180 ms. Das Aktivieren von ANC wirkt sich nicht spürbar negativ auf die Latenz aus.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
Kopfhörer Latenz
Sony WH-CH710N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
iFrogz Airtime Vibe 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WH-1000XM3 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Bowers & Wilkins PX5 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Montblanc MB 01 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sennheiser Momentum 3 Wireless 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Marshall Monitor II A.N.C. 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
beyerdynamic amiron wireless copper 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC)

Fazit

Angenehmer Klang und hoher Tragekomfort

Der Sony WH-CH710N bietet für rund 140 Euro – in einzelnen Angeboten ist er kurzzeitig auch für unter 100 Euro zu haben – einen angenehmen, voluminösen Klang, der bei den Höhen zwar etwas zu wenig Prägnanz und bei Bass und Höhen etwas Klarheit vermissen lässt, insgesamt aber gut ist.

Der Komfort ist hoch und das Gewicht gering, so dass man den ANC-Kopfhörer auch über Stunden tragen kann. Gepaart wird dies mit einer sehr guten Akkulaufzeit, mit der man den Kopfhörer problemlos mehrere Wochen etwa für den Weg zur Arbeit im Zug nutzen kann, ohne ihn laden zu müssen.

Gutes ANC bleibt hinter dem WH-1000XM3 zurück

Das ANC liefert solide, aber keine überragenden Ergebnisse. Tiefes Brummen wird gut ausgeblendet. Mischen sich hier aber noch höhere Frequenzen darunter, bleiben sie als helles Rauschen zurück. Hier ist der WH-1000XM3 deutlich überlegen, dennoch ist das ANC eine gute Ergänzung, wenn man darauf nicht gänzlich verzichten möchte – zumal das Grundrauschen leiser als bei den meisten günstigen Konkurrenten ausfällt.

Die Haptik könnte besser sein

Auch der Transparenzmodus ist ein im Alltag sinnvolles und willkommenes Extra, das nicht jeder Kopfhörer in dieser Preisklasse bietet. Einschränkungen muss man für den im Vergleich zum WH-1000XM3 (Test) und zum neuen WH-1000XM4 günstigeren Preis nicht nur beim Lieferumfang hinnehmen, da kein Reise-Etui und -Adapter mitgeliefert werden, sondern auch bei der Haptik und Verarbeitung. Auch wenn man keineswegs den Eindruck hat, dass der WH-CH710N den Alltag nicht problemlos meistert, klappern die Gelenke und Ohrmuscheln und die Haptik des Kunststoffes ist nicht mit der des WH-1000XM3 zu vergleichen. Darüber hinaus lässt sich der WH-CH710N nicht so klein zusammenklappen wie das teurere Modell.

Als Alltagsbegleiter für rund 100 Euro überzeugend

Abschließend lässt sich somit festhalten: Wer auf der Suche nach einem Kopfhörer mit bestmöglichem ANC ist, greift zum WH-1000XM3 oder neuen WH-1000XM4, muss dafür aber auch bereit sein, einen deutlichen Aufpreis zu zahlen. Wer hingegen einen günstigeren Kopfhörer für den Alltag sucht, der auch ANC beherrscht, wird mit dem WH-CH710N glücklich. Gerade, wenn dieser für nur rund 100 Euro erhältlich ist, ist er als Alltagsbegleiter, bei dem es nicht auf höchste Klarheit ankommt, eine sehr gute Wahl, mit der man nichts falsch macht.

ComputerBase wurde der WH-CH710N leihweise von Sony zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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