EarFun Air Pro 2 im Test: ANC-In-Ears für derzeit unter 50 Euro

Frank Hüber
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EarFun Air Pro 2 im Test: ANC-In-Ears für derzeit unter 50 Euro

Die EarFun Air Pro 2 bieten für derzeit unter 50 Euro erneut sehr viel, unter anderem ANC und Wireless Charging. Auch wenn der Klang insgesamt gut ist, stören im Alltag die träge Bedienung und Trageerkennung sowie das viel zu rutschige Ladecase.

Die EarFun Air Pro 2 sollen die aktive Geräuschunterdrückung kabelloser In-Ear-Kopfhörer für unter 100 Euro neu definieren, so der eigene Anspruch des Herstellers. Im Test muss der Nachfolger der EarFun Air Pro (Test), der auch beim Design vollständig überarbeitet wurde und nicht mehr auf Treiber von Edifier setzt, nicht nur dies unter Beweis stellen, sondern auch seine klanglichen Fähigkeiten, die Sprachqualität und die Alltagstauglichkeit der Touch-Bedienung.

Im Vergleich zum Vorgänger fällt die unverbindliche Preisempfehlung mit 69,99 Euro noch einmal 10 Euro niedriger aus. Dafür erhält der Kunde neben den kabellosen In-Ear-Kopfhörern und dem Ladecase mit Wireless Charging ein USB-C-auf-USB-A-Ladekabel und sechs verschiedene Silikon-Aufsätze, die sich in je drei Paare identischer Größe, aber unterschiedlicher Härte aufteilen. EarFun nennt sie schlicht A und B, wobei A die etwas härteren Silikon-Aufsätze sind.

EarFun Air Pro 2
EarFun Air Pro 2

Die EarFun Air Pro 2 sind seit dem 31. August über Amazon erhältlich*. Derzeit werden sie mit einem Rabatt von 10 Prozent angeboten, weitere 20 Prozent Nachlass erhalten Leser zum Verkaufsstart mit dem Code AIRPROCP, der ComputerBase von EarFun ohne Gegenleistung mitgeteilt wurde. Aktuell sind sie somit für 48,99 Euro erhältlich.

Technische Daten und Funktionen der Air Pro 2

Bluetooth 5.2 mit AAC

Beim Funkstandard setzt EarFun mit Bluetooth 5.2 auf die aktuellste Version. Der Hersteller nennt den Chipsatz Airoha AB1562A. Neben dem Audiocodec SBC wird auch AAC unterstützt. Ein HD-Codec fehlt den Kopfhörern somit, was in dieser Preisklasse aber die Regel ist. Auch auf Google Fast Pair für das schnellere Koppeln mit einem Android-Endgerät muss verzichtet werden.

„Bluetooth Multipoint“ bieten die EarFun Air pro 2 ebenso wenig. Es ist somit nicht möglich, die Ohrhörer mit mehr als einem Endgerät zur selben Zeit zu verbinden, um zwischen diesen nahtlos wechseln zu können. Soll von einem auf ein anderes Endgerät gewechselt werden, muss die aktuelle Bluetooth-Verbindung zunächst manuell getrennt werden, bevor eine neue aufgebaut werden kann. Das zweite Endgerät selbst kann das Trennen der aktiven Verbindung nicht initiieren.

10-mm-Treiber, sechs Mikrofone, ANC und Transparenz

Die dynamischen Treiber in den Ohrhörern messen 10 mm im Durchmesser. Sechs Mikrofone, drei an jedem Ohrhörer, sollen für eine gute Telefonie sorgen, bei der Umgebungsgeräusche gefiltert werden. Im Transparenzmodus soll eine spezielle Winderkennung zudem dafür sorgen, dass Windgeräusche nicht an die Ohren des Trägers weitergeleitet werden. Die hybride aktive Geräuschunterdrückung soll die Umgebung um bis zu 40 dB dämpfen. Dies wäre tatsächlich eine überdurchschnittliche Geräuschreduzierung, wenn sie sich in der Praxis bewahrheitet, was die Tests noch zeigen müssen.

EarFun Air Pro 2
EarFun Air Pro 2

Ladecase mit Wireless Charging

Mit Abmessungen von 52,0 × 65,0 × 31,8 mm fällt das Ladecase der EarFun Air Pro 2 zwar minimal kleiner aus als beim Vorgänger, bei dem es auf 55,0 × 67,0 × 31,0 mm kommt, es ist jedoch deutlich größer als das 34,6 × 63,9 × 28,2 mm messende Exemplar der Jabra Elite 3. Dafür bietet es anders als dieses aber auch Wireless Charging nach Qi-Standard. Alternativ steht an der Rückseite ein USB-C-Anschluss zur Verfügung. Über diesen lädt das Ladecase in circa 2 Stunden, die Ohrhörer benötigen für eine vollständige Ladung etwas über eine Stunde. Mit 43 g ist das Case der Air Pro 2 angenehm leicht, fällt aber auch 10 g schwerer aus als das Ladecase der Jabra Elite 3.

Auch wenn sich die Ohrhörer leicht entnehmen lassen und magnetisch sicher im Ladecase halten, fällt die Oberfläche des Ladecases sehr glatt und rutschig aus, weshalb es sich vergleichsweise schlecht öffnen lässt. Selbst am schmalen Spalt findet der Finger kaum Halt.

Mit rund 5,5 g fallen die Ohrhörer angenehm leicht aus. Sie beherbergen jeweils einen Akku mit 45 mAh, der Energiespeicher im Ladecase weist eine Kapazität von 500 mAh auf.

Knapp 6 Stunden mit ANC

Die Akkulaufzeit der EarFun Air Pro 2 liegt laut Hersteller bei 7 Stunden ohne ANC. Über das Ladecase lässt sich diese um 27 Stunden auf insgesamt 34 Stunden verlängern. Wird dauerhaft ANC genutzt, gibt EarFun bis zu 6 Stunden Musikwiedergabe an. Im Test ließen sich mit ANC bei mittlerer Lautstärke und buntem Musikmix 5:45 Stunden erreichen. Kein überragender, aber ein guter Wert, der sich auch vor Modellen wie den AirPods Pro nicht verstecken muss. Ein Schnelllademodus sorgt nach 10 Minuten für eine Akkulaufzeit von rund 2 Stunden.

EarFun Air Pro 2 Jabra Elite 3 EarFun Air Pro
Bluetooth-Standard: 5.2 5.0
Audio-Codecs: SBC, AAC SBC, aptX SBC, AAC
Bedienung: Touch Tasten Touch
Akkulaufzeit der Ohrhörer: 7,0/6,0 (ANC) h 7,0 h 9,0/7,0 (ANC) h
Akkulaufzeit mit Ladecase: 34,0 h 28,0 h 32,0 h
Wireless Charging: Ja
ANC: Ja Ja
Einzelnutzung: Ja
IP-Zertifizierung: IPX5 IP55 IPX5
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: 5,5/42,0 g 5,0/33,0 g 6,5/41,0 g
USB-Ladeanschluss: USB-C
Abmessungen Ladecase: 52,00 × 65,00 × 31,80 mm 34,60 × 63,90 × 28,20 mm 31,00 × 67,00 × 55,00 mm
Preis: 69,99 € 79 € 79,99 €

Eine IPX5-Zertifizierung garantiert, dass die EarFun Air Pro 2 auch bei Regen getragen werden können und beim Sport durch Schweiß keinen Schaden nehmen. Wasserdicht sind sie aber nicht, weshalb sie nicht untergetaucht werden dürfen.

Touch-Steuerung und träge Trageerkennung

Die EarFun Air Pro 2 setzen auf eine Touch-Steuerung und Infrarot-Sensoren an der Innenseite der Ohrhörer, die erkennen, wenn ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen und wieder eingesetzt wird. Wird ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen, pausiert die Wiedergabe. Wird er wieder eingesetzt, setzt auch die Wiedergabe fort. Dies funktioniert zwar zuverlässig, aber mit einer deutlichen Verzögerung von rund 2 Sekunden, wenn ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen wird. Das Einsetzen der Musik, wenn ein Ohrhörer wieder eingesetzt wird, geht hingegen deutlich schneller und ohne störende Verzögerung vonstatten.

Die Touch-Steuerung unterscheidet zwischen ein-, zwei- und dreifachem Tippen sowie dem Gedrückthalten der Touch-Fläche. Die Wiedergabe wird über zweifaches Tippen auf einen beliebigen Ohrhörer gestartet und pausiert. Dreifaches Antippen springt rechts zum nächsten Titel, links hingegen einen Titel zurück.

Die Anpassung der Lautstärke ist über einmaliges Antippen umgesetzt. Auf dem rechten Ohrhörer wird sie so erhöht, auf dem linken reduziert.

Der Sprachassistent des verbundenen Smartphones kann aufgerufen werden, indem die Touch-Fläche am rechten Ohrhörer für rund 2 Sekunden gedrückt gehalten wird. Auf dem linken Ohrhörer schaltet diese Geste durch die verschiedenen Geräusch-Modi: „ANC“, „Transparenzmodus“ und „Normal“. Bei diesen erfolgt jeweils eine Ansage, welcher Modus gerade aktiviert wurde.

Das richtige Timing ist nicht ganz einfach

Die Steuerung ist somit vollständig, hat in der Praxis aber mit einer leichten Verzögerung nicht nur bei der Trageerkennung zu kämpfen. Auch das Starten/Pausieren und das Ändern der Lautstärke erfolgen etwas verzögert, da die EarFun Air Pro 2 zunächst warten, ob eine weitere Eingabe durch den Nutzer erfolgt, bevor sie die Eingabe umsetzen. Die richtige Geschwindigkeit für die Tippfolge zu finden, bedarf etwas Übung und ist nicht immer zielsicher umzusetzen. Im Test wurde so häufiger die Lautstärke verändert, obwohl die Wiedergabe pausiert werden sollte, da anstatt des zweifachen Tippens ein einfaches erkannt wurde. Positiv ist, dass diese Art der Fehleingabe relativ geringe Konsequenzen hat, da eben nur die Lautstärke verändert, nicht aber jedes Mal die Wiedergabe unterbrochen wird.

Gute Einzelnutzung

Die EarFun Air Pro 2 lassen sich problemlos einzeln nutzen. Das Auto-Pause beim Herausnehmen führt jedoch zu einer Unterbrechung der Musikwiedergabe – es sei denn, man ist schneller als die Trageerkennung der Kopfhörer, was durchaus möglich ist. Beim Wechsel von Mono auf Stereo erfolgen hingegen weder eine Unterbrechung noch eine Ansage oder ein Signalton, dieser Wechsel ist also nahtlos. Die Steuerung wird durch die Einzelnutzung nicht angepasst, es stehen dann also nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung, beispielsweise zur Lautstärke und zum Wechseln der Titel.

EarFun hat weiterhin keine App

EarFun hat weiterhin keine optionale App für das wachsende Angebot an eigenen Kopfhörern. So sind weder Firmware-Updates möglich, mit denen Verbesserungen per Software umgesetzt werden könnten, noch lassen sich Equalizer-Profile auf den Ohrhörern abspeichern, die dann geräteunabhängig genutzt werden können. Anpassungen an der Intensität des ANCs oder des Transparenzmodus sind so ebenfalls nicht möglich.

Angenehmes Tragegefühl, aber etwas Druck

Die EarFun Air Pro 2 setzen auf ovale Silikon-Einsätze, die den Gehörgang abdichten, ohne in diesen gedrückt zu werden. Dies hat ein angenehmes Tragegefühl zur Folge, anders als bei den AirPods Pro kommt es aber nicht gänzlich ohne Druckgefühl aus.

Für sportliche Aktivitäten ließen sich die In-Ears beim Tester nicht dauerhaft nutzen, da sie beispielsweise beim Joggen an Halt verlieren und ständig nachjustiert werden müssen, um nicht herauszufallen.

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