Chipherstellung: Taiwan strebt Kooperation mit osteuropäischen Ländern an

Volker Rißka
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Chipherstellung: Taiwan strebt Kooperation mit osteuropäischen Ländern an
Bild: Bosch

Osteuropäische Länder könnten in Zukunft einen Anteil in der Lieferkette moderner Chips haben, es muss nicht gleich eine Gigafab sein. Denn während der mediale Fokus auf TSMC liegt, gibt es in der Lieferkette der Halbleiterindustrie noch unzählige weitere Rollen, die besetzt werden können.

Kung Ming-hsin, der Minister des National Development Council in Taiwan, erklärte nach seinem Besuch in den osteuropäischen Ländern Slowakei, Litauen und der Tschechischen Republik, dass diese Länder mit Taiwan zusammen an Chips arbeiten wollen. Arbeitsgruppen sollen nun herausfinden, was das im Idealfall sein kann, gleichzeitig will Taiwan Stipendien für technisches Training anbieten. Taiwan bedankt sich dabei für die teilweise diplomatische Anerkennung des Landes respektive Rückendeckung in den letzten Konflikten Taiwans mit China aber auch für die großzügigen Spenden an COVID-19-Impfstoff.

Europa will in Zukunft ein Wort in der Halbleiterindustrie mitreden, das wurde im letzten Jahr oft gesagt und im Sommer dieses Jahres in die Spur gebracht. Im Frühjahr keimte das erste Mal Hoffnung auf, TSMC könnte eine große Fabrik in Europa errichten, seitdem ist jedoch Funkstille eingetreten. Der größte mediale Auftritt kam zuletzt stets von Intel, zwei große Fabriken sollen in Europa entstehen, dafür haben sich über 70 Standorte aus einem knappen Dutzend Länder beworben – die Entscheidung soll eigentlich noch 2021 fallen.

Zuletzt hatte sich am gestrigen Tage auch die neue Ampel-Koalition der Aufgabe verschrieben, den Halbleiterstandort Deutschland zu fördern und auszubauen. Auch hier müssen nach den ersten vagen Worten dann entsprechend auch Taten folgen, die auch der EU-Kommissar vor zwei Wochen nach einem Treffen mit Olaf Scholz verlauten ließ.

Taiwans Charme-Offensive könnte in Brüssel wohlwollend aufgenommen werden, berichtet Reuters. Diplomatisch ist die Sache jedoch verzwickt, denn offiziell ist Taiwan nach wie vor von der EU nicht als Staat anerkannt, offiziell hält auch Deutschland keine diplomatischen Beziehungen mit Taiwan aufrecht, wenngleich die Angelegenheit nie völlig schwarz-weiß ist. Die EU will aber, wie alle anderen Länder mit ihren Offensiven in der Halbleiterindustrie, großzügig Fördergelder bereitstellen und das Know-How aus Taiwan auch gern in hiesigen Gefilden sehen. Doch während das zuletzt in Japan mit TSMC und Sony und den USA bei Samsung bereits Früchte trägt, muss die EU erst noch zeigen, wie ernst es ihnen mit dieser Angelegenheit letztlich wirklich ist.