CES 2022

Mercedes-Benz Vision EQXX: Effizienzmeister mit 1.000 km Reichweite und 8K-Cockpit

Nicolas La Rocco
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Mercedes-Benz Vision EQXX: Effizienzmeister mit 1.000 km Reichweite und 8K-Cockpit
Bild: Mercedes-Benz

Der von Mercedes-Benz zur CES 2022 gezeigte Vision EQXX ist Visionsfahrzeug, Technologieträger und Ausblick auf mögliche Umsetzungen in der Serie. Mit Formel-1-Technologie bestückt und auf maximale Effizienz getrimmt soll der EQXX über 1.000 km elektrische Reichweite bieten. Das Cockpit dominiert ein riesiges Mini-LED-Display.

Der EQXX ist ein Einzelstück mit Straßenzulassung, unter dem Blechkleid stecken allerdings ein halbes Formel-1-Auto und eine Portion AMG Project One. Damit ist nicht die Leistung gemeint, die mit 150 kW (204 PS) auf normalem Niveau liegt, sondern Bereiche wie Leichtbau (1.750 kg) und Batterietechnologie. Das Entwicklungsziel war maximale Effizienz, die im Falle des EQXX bei 95 Prozent von der Batterie bis zu den Rädern liegt, sodass der Autobauer für das mit knapp 100 kWh Energie bestückte Fahrzeug zur CES mit einer elektrischen Reichweite von über 1.000 km werben kann.

Dicht gepackte Batterie wie in der Formel 1

Das elektrische Antriebssystem im EQXX ist eine eigenständige Einheit aus Elektromotor, Getriebe und Leistungselektronik mit einer neuen Generation von Siliziumkarbiden. Der Wechselrichter basiert auf dem des kommenden AMG Project One. High Performance Powertrains (HPP), die für die Formel-1-Motoren verantwortlich sind, stand als Partner für die Entwicklung eines leichteren Batteriepaketes zur Seite. Erreicht wurde eine Energiedichte von 400 Wh/l, sodass der Akku eines EQS halb so groß und 30 Prozent leichter ausfällt.

Mercedes-Benz erklärt, die Chemie der Anoden habe großen Anteil an der gesteigerten Energiedichte. Ihr höherer Siliziumgehalt und ihre Zusammensetzung erlauben es, mehr Energie zu speichern als die bisher verfügbaren Anoden. Im Vergleich zu Serienfahrzeugen wie dem EQS wurde die Spannung von 800 auf 900 Volt angehoben. Insgesamt wiegt die Batterie rund 495 kg, einschließlich der OneBox für die elektrischen und elektronischen Komponenten. Das elektrische System, das viele Nebenaggregate im EQXX mit Strom versorgt, bezieht Energie zusätzlich aus 117 Solarzellen auf dem Dach, die bis zu 25 km zusätzliche Reichweite beisteuern.

Cw-Wert auf nur noch 0,17 reduziert

Für einen reduzierten Cw-Wert von nur noch 0,17 (EQS: 0,20) sorgen eine strömungsförmige Grundform mit einer aerodynamisch neutralen Kühlplatte am Unterboden sowie passive und aktive Aero-Elemente an der Karosserie. Im Heck sitzt zum Beispiel ein ausfahrbarer Diffusor, der ab 60 km/h zum Einsatz kommt. Die Stirnfläche des Autos fällt klein aus, kleiner sogar als beim heutigen CLA oder Smart. Es wird auch mit Tricks wie einer 50 mm schmaleren Spur hinten gearbeitet, damit diese im Windschatten der Vorderräder steht.

Neues Cockpit mit 8K-Mini-LED-Display

Das Cockpit kann als konsequente Weiterentwicklung des MBUX 2 in der S-Klasse (Test) und des MBUX Hyperscreen im EQS betrachtet werden. Schon der Hyperscreen setzt auf ein zusammenhängendes Bildschirmelement für Fahrer, Mittelkonsole und Beifahrer, zum Einsatz kamen aber noch getrennte Panels für jeden Bereich. Im EQXX erstreckt sich hingegen ein 47,5 Zoll großes Display durchgehend von einer A-Säule bis zur anderen. Der Bildschirm arbeitet in der Horizontalen mit 8K-Auflösung und kommt auf 7.680 × 660 Pixel, die von einem Mini-LED-Backlight mit mehr als 3.000 lokalen Dimmingzonen ausgeleuchtet werden. Die Benutzeroberfläche wird erstmals über eine Game Engine gerendert, erklärt der Hersteller, Details dazu fehlen aber noch.

Für den riesigen Bildschirm wurde die mit NAVIS-Automotive Systems entwickelte Navigation angepasst, die mit einer Satellitenansicht bis zu einer Höhe von zehn Metern samt 3D-Städtedarstellung arbeitet. In der Stadt soll eine abstrakte Visualisierung umliegender Gebäude bei der Orientierung auf dicht befahrenen Straßen helfen, während auf der Autobahn oder offener Straße der Detailgrad bewusst reduziert wird. Das Auto sammelt Informationen zu Energiefluss und Batteriestatus, Topografie, Richtung und Intensität von Wind und gibt Empfehlungen für eine besonders effiziente Fahrweise. Der Einfluss von aktueller Beschleunigung, Steigung, Wind und Rollwiderstand auf den Energieverbrauch wird in Echtzeit angezeigt.

Zoomen statt Untermenüs

Das Interface ist eine Weiterentwicklung des sogenannten Zero-Layer-Konzepts des EQS, denn auf Untermenüs wird vollständig verzichtet. KI-gestützt soll die Benutzeroberfläche proaktiv agieren und dem Fahrer stets das anzeigen, was gebraucht wird, wenn es gebraucht wird. Zusätzliche Menüpunkte gibt es allerdings doch, wenngleich Mercedes diese hinter einer Zoomfunktion versteckt, die alle Funktionen des Fahrzeugs offenbart. Der Beifahrer erhält eine eigene Zoomfunktion und einen eigenen Entertainment-Bereich, der bei Fahrten alleine deaktiviert werden kann.

Akustik unterstützt visuelles Erlebnis

Neben den visuellen Informationen nutzt der EQXX seine Lautsprecher und Bass-Exciter (Körperschallwandler) für akustisches respektive haptisches Feedback sowie Warnungen. Das Unternehmen spricht deshalb auch beim EQXX von einem 4D-Erlebnis, nachdem mit diesem Begriff bereits in der aktuellen S-Klasse bei Auswahl des teuersten Soundsystems von Burmester geworben wird. Von den 31 Lautsprechern inklusive Subwoofer und 8 Körperschallwandlern in den Sitzen der S-Klasse sind für den EQXX aus Gründen der Effizienz jedoch nur zwei Breitbandlautsprecher in jeder Kopfstütze und ein Bass-Exciter pro Sitz übrig geblieben. Mercedes wollte den Weg der Schallwellen reduzieren und damit auch den Bereich Audio auf Effizienz trimmen.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Mercedes-Benz unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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