Grafikkarten mit 450+ W TDP: Fazit

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Update 2 Wolfgang Andermahr
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450 Watt TDP und mehr werden ein Problem

Die Abwärme einer 300-Watt-Grafikkarte können die meisten aktuellen Gehäuse noch zufriedenstellend abführen: Die Gehäuseinnentemperatur bleibt niedrig genug, so dass gute GPU-Kühler leise agieren können und andere Komponenten wie CPU, RAM oder SSD nicht zu heiß laufen. Im Phanteks Enthoo Evolv X, in dem das GPU-Testsystem der Redaktion steckt, gab es bis Anfang 2022 keine Probleme. Dann kam die GeForce RTX 3090 Ti (Test).

Mit dieser 450-Watt-Grafikkarte gab es massive Probleme in Folge eines Hitzestaus und wenn die Next-Gen-Modelle tatsächlich noch mehr Energie benötigen, wird es umso schwerer. Einen Ausblick darauf lieferte dieser Artikel.

Die Probe aufs Exempel in diesem Test hat dabei ergeben: Von den drei unterschiedlichen Gehäusen Fractal Design Torrent (Rückruf zum Lüfterhub), be quiet! Silent Base 802 und Phanteks Enthoo Evolv X in insgesamt vier verschiedenen Gehäusekonfigurationen hat es nur ein Proband tatsächlich geschafft, der 450-Watt-Grafikkarte und den restlichen Komponenten ein perfektes Arbeitsumfeld zur Verfügung zu stellen, während die anderen mehr oder weniger an der Aufgabe verzweifeln.

Torrent vs. Silent Base 802 vs. Evolve X

Für das Fractal Design Torrent (z.b. bei Alternate*) sind die 450 Watt der GeForce RTX 3090 Ti keine große Herausforderung, selbst bei geringer Drehzahl der Gehäuselüfter kühlt das Gehäuse die 450 Watt weg wie nichts. Resultat ist neben den niedrigsten GPU-Temperaturen im Testfeld die geringe Lüfterdrehzahl bei der Grafikkarte und somit die mit Abstand geringste Lautstärke beim Spielen. Als i-Tüpfelchen werden zusätzlich noch die höchsten GPU-Taktraten erzielt und auch die übrigen PC-Komponenten wie CPU, Arbeitsspeicher und M.2-NVMe bleiben kühl, was das Endergebnis nur umso beeindruckender macht.

Das Testsystem im Fractal Design Torrent
Das Testsystem im Fractal Design Torrent

Auch wenn bei den anderen Probanden die Drehzahlen maximiert werden, rütteln sie nicht einmal im Ansatz an dem Spitzenplatz des Torrent. Damit ist das Torrent das einzige Gehäuse im Test, dem man dem Betrieb einer zukünftigen 600-Watt-Grafikkarte ohne gravierende Probleme zutrauen kann.

Das be quiet! Silent Base 802 kommt mit einer 450-Watt-Grafikkarte so halbwegs zurecht, aber das gilt nur in der Mesh-Konfiguration und bei recht hohen Gehäuselüfterdrehzahlen. „Zurechtkommen“ bedeutet in dem Fall, dass zwar die Temperatur bei Grafikkarte und übrigen Komponenten ordentlich ist, die GeForce aber dennoch hohe Drehzahlen benötigt und damit laut ist. 450-Watt-Grafikkarten funktionieren in dem Gehäuse entsprechend mit Einschränkungen, eine noch höhere Leistungsaufnahme wäre aber zu viel.

Das Testsystem im be quiet! Silent Base 802
Das Testsystem im be quiet! Silent Base 802

Apropos zu viel: Wird das be quiet! Silent Base 802 in der werkseitig ausgelieferten Silent-Konfiguration mit dem gedämmten Topcover und der gedämmten Front betrieben, ist es selbst mit hohen Gehäuselüfterdrehzahlen nicht ratsam, eine 450-Watt-Grafikkarte zu betreiben, da letztere dann nicht nur warm, sondern auch sehr laut wird. In dem Fall ist das Silent Base 2 trotz Silent-Konfiguration lauter als in der offenen Mesh-Konfiguration. Und bei niedriger Gehäusebelüftung muss man gar aufpassen, gerät doch zusätzlich der im Test eingesetzte Core i9-12900K ins Temperaturlimit und taktet herunter – dasselbe gilt für die Grafikkarte. Und die M.2-NVMe spuckt sogar schon Warnmeldungen aus.

Ebenso wenig für eine 450-Watt-Grafikkarte geeignet ist das Phanteks Enthoo Evolv X, das sich zwischen dem Silent Base 802 mit der Silent- und der Mesh-Konfiguration platziert. Die Temperaturentwicklung in dem Gehäuse geht zwar noch in Ordnung, doch müssen die Grafikkartenlüfter derart hochdrehen, dass der Geräuschpegel unangenehm laut ist.

Das Testsystem im Phanteks Enthoo Evolv X
Das Testsystem im Phanteks Enthoo Evolv X

Nur das Fractal Design Torrent hat mit der GeForce RTX 3090 Ti und damit einer 450-Watt-Grafikkarte kein Problem und wird vermutlich auch mit einer 600-Watt-GPU noch ordentlich zurechtkommen. Alle anderen getesteten Gehäuse sind dazu gar nicht erst in der Lage und tun sich schon mit einer 450-Watt-Grafikkarte schwer, was in hohen Temperaturen und vor allem sehr hohen Lautstärken endet. Da ist es dann auch egal, wie gut der Grafikkarten-Lüfter ist, denn wenn er nur mit warmer Luft arbeiten kann, bringt der beste Kühler nichts. In dem Fall bestimmt fast ausschließlich das Gehäuse darüber, wie leise der Rechner beim Spielen sein wird.

Neue Netzteile... und neue Gehäuse

Und damit werden es auch die meisten im Handel verfügbaren oder bei Spielern eingesetzten Gehäuse schwer mit einer 450-Watt-Grafikkarte haben und an einem zukünftigen 600-Watt-Modell schlicht scheitern. Denn eine so gute Gehäusebelüftung wie beim Fractal Design Torrent ist selten zu finden. Doch nur mit einem solchen Gehäuse wird aller Voraussicht nach möglich sein, eine Radeon RX 7000 oder GeForce RTX 4000 vom oberen Leistungsende überhaupt erst und vor allem halbwegs leise zu betreiben. So ist die eingesetzte Asus GeForce RTX 3090 Ti TUF OC nur im Torrent recht leise und wird sowohl im be quiet! Silent Base 802 als auch im Phanteks Enthoo Evolv X zum Radaumacher – obwohl die Grafikkarte eigentlich zu deutlich Besserem in der Lage wäre.

Beim Kauf einer GeForce RTX 4000 oder Radeon RX 7000 wird neben einem möglicherweise neuen Netzteil somit automatisch auch ein sehr gut belüftetes Gehäuse auf der Einkaufliste stehen müssen, andernfalls wird es zwangsweise laut und Probleme aufgrund zu hoher Temperaturen sind nicht ausgeschlossen. Unabhängig vom verlangten Kaufpreis für die Grafikkarten könnte die nächste Generation folglich ein teures Unterfangen werden – zumindest, wenn ein Topmodell anvisiert wird.

ComputerBase hat das Be Quiet Silent Base 802 von Be Quiet, das Fractal Design Torrent von Fractal Design und das Phanteks Enthoo Evolv X von Caseking zum Testen erhalten – die Teststellungen liegen zu Teilen bereits Jahre zurück. Eine Einflussnahme der Hersteller auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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