Mobilfunkpreise: Deutschland bei Industrie­länder-Vergleich im Mittelfeld

Andreas Frischholz
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Mobilfunkpreise: Deutschland bei Industrie­länder-Vergleich im Mittelfeld

Deutschland befindet sich bei den Mobilfunkpreisen im Mittelfeld, besagt eine Studie, die der IT-Branchenverband Bitkom heute veröffentlicht hat. Ein Ergebnis, das ein Stück weit überrascht. Generell gelten die Preise in Deutschland eher als hoch. Allerdings unterscheidet sich die Methodik auch von anderen Studien.

Die Vergleichsstudie von Mobilfunkmärkten in zwölf Ländern führte das Marktforschungsunternehmen Tarifica im Auftrag des Bitkom durch. Untersucht wurden die Preise in Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, der Niederlande, Österreich, Schweiz, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Hinzu kommen Japan, Südkorea und die USA als Industriestaaten außerhalb Europas, die den amerikanischen und asiatischen Markt abdecken sollen. Die Tarifdaten wurden im April 2022 erfasst, für Deutschland wurden die Angebote von der Telekom, Vodafone und O2 analysiert.

Für die Studie nutzt Tarifica sechs Nutzungsprofile, die das gesamte Spektrum des typischen Mobilfunk-Verhaltens abdecken sollen. Die Spannweite reicht von Gelegenheitsnutzern bis Streaming-Begeisterten, die hohe Datenvolumen verbrauchen. Mit diesem Ansatz soll die Komplexität von Mobilfunk-Angeboten stärker berücksichtigt werden, als es bei Vergleichen wie den Kosten pro GB oder der verfügbaren Datenvolumen der Fall wäre. Bei solchen Studien schneidet Deutschland traditionell schwächer ab.

Deutschland im Mittelfeld

Dementsprechend überraschend ist daher zunächst auch das Ergebnis. Bei den Mobilfunkpreisen befindet sich Deutschland laut den Studienergebnissen im Mittelfeld, quer über alle sechs Nutzungsprofile hinweg.

Übersicht des Ländervergleichs: Nutzungsprofile von XS bis L; Rang 1 mit preiswertestem Angebot
Übersicht des Ländervergleichs: Nutzungsprofile von XS bis L; Rang 1 mit preiswertestem Angebot (Bild: Bitkom-Mobilfunkstudie)

Tendenziell preiswerter sind in Deutschland eher die Angebote für Nutzungsprofile, bei den die Anforderungen geringer sind. So kostet der günstigste verfügbare Tarif in Deutschland 5 Euro pro Monat. In Italien ist ein solches Angebot für 2,60 Euro pro Monat zu haben, in den USA sind es hingegen mindestens 17 Euro monatlich. Berechnet wird der Preis anhand des besten Angebots, das der Nutzer in einem Profil über einen Zeitraum von 24 Monaten zahlen würde.

Bei den 5G-Angeboten profitiert Deutschland laut der Studie, weil insbesondere die Deutsche Telekom und Vodafone diesen Standard in allen Tarifen anbieten. So ist 5G nicht nur im High-End-Bereich, sondern auch in Tarifen mit geringem und mittlerem Datenvolumen verfügbar.

Wie erwähnt ist die Studie auf zwölf Länder beschränkt. Es ist also kein EU-Vergleich, wie es etwa bei der vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) präsentierten Studie im Jahr 2021 der Fall war. Diese attestierte Deutschland noch vergleichsweise hohe Mobilfunkpreise.

Bitkom: Mobilfunkausbau beschleunigen

Angesichts der Studienergebnisse bezeichnet der Bitkom die deutschen Mobilfunkpreise als im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig. Nichtsdestotrotz müsse der Ausbau beschleunigt werden. Aktuell stocke der Ausbau jedoch an mehr als 1.000 Standorten. Zu den Gründen zählen langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine fehlende Akzeptanz vor Ort und mangelnde Baukapazitäten. „Deutschland braucht ein großes Entbürokratisierungs- und Beschleunigungspaket, das die Ausbaubremsen löst“, so Bitkom-Präsident Achim Berg.

Entsprechende Schritte hat die Bundesregierung in den kürzlich veröffentlichten Gigabit- und Digitalstrategien angekündigt. So sollen etwa die Antrags- und Genehmigungsverfahren bis 2025 digitalisiert werden.