US-China-Handelskrieg: ASML gerät nun doch zwischen die Fronten

Update 2 Volker Rißka
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US-China-Handelskrieg: ASML gerät nun doch zwischen die Fronten
Bild: ASML

Vor wenigen Wochen ging ASML noch davon aus, dank bestehender Ausnahmen trotz Handelsembargo weiterhin Lithografiesysteme aus den Niederlanden nach China verkaufen und reparieren zu dürfen. Doch eine Neuauflage der Sanktionen könnte zusätzliche Handelsrestriktionen für Halbleiterausrüstung bringen, forciert durch die USA.

ASML dachte, China als Markt halten zu können

Noch vor knapp drei Wochen wurde das Gegenteil als Erfolgsmeldung verkauft. Die zuständige Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, Liesje Schreinemacher, erklärte, dass sich die Niederlande nicht einfach und pauschal den US-Restriktionen gegenüber China beugen werden. Später wurde das Thema sogar in Den Haag zur Sprache gebracht und damit letztlich auch die EU ins Boot geholt:

It is important that we defend our own interests -- our national safety, but also our economic interests. If we put that in an EU basket and negotiate with the US and in the end it turns out we give away deep ultraviolet lithography machines to the US, we are worse off.

Liesje Schreinemacher am 22. November

Die Niederlande waren sich ihrer Position sehr gut bewusst. Denn ohne die Technik von ASML geht nicht nur in Chinas Halbleiterwerken nichts, sondern auch bei den Verbündeten in der westlichen Welt, die auf diese Chips vertrauen.

Doch die US-Delegation wollte den erneuten Rückschlag bei ihren Bemühungen in den Niederlanden nicht hinnehmen, schließlich kochte das Thema hinter den Kulissen bereits seit Monaten. Also wurde noch einmal nachverhandelt, nun scheinbar mit mehr Erfolg: Bereits zum Beginn des neuen Jahres könnten die Bestimmungen für die Ausfuhr der Halbleitertechnik und -technologie noch weiter verschärft werden. Und dann würde es auch ASML treffen, heißt es in Medienberichten nun.

Bei EUV tun Sanktionen ASML bis dato nicht weh

Die exakten Details sind noch unklar, doch nun könnte es die zweitbesten Systeme treffen. Bisher hat sich ASML nur bei der aktuellsten Technologie gebeugt und liefert keine EUV-Belichtungsmaschinen an China mehr. Die Nachfrage nach diesen teuren Maschinen für die allerbeste Fertigung ist allerdings ohnehin bei den Branchenriesen wie TSMC, Samsung, Intel, Micron, SK Hynix und anderen höher als alles das, was ASML in den kommenden Jahren noch fertigen kann, sodass dieser Einschnitt keinen finanziellen Nachteil für den Konzern zur Folge hat.

Bald könnte auch DUV betroffen sein

Doch mit klassischen Immersionsscannern (DUV) hat ASML auch zuletzt noch mit China Geschäfte gemacht. Sie werden auch für Chips beispielsweise aus der 14-nm-Technik eingesetzt – und genau das brauchen chinesischen Halbleiterhersteller nun vermehrt. Denn darauf setzen sie, unter anderem Huawei plant mit einigen Partner die Rückkehr ins Geschäft.

Für ASML ist es auch eine wirtschaftliche Frage. Zwar kommen bisher nur rund 15 Prozent des Umsatzes aus China und andere Halbleiterhersteller haben die Handelsrestriktionen deutlich schwerer getroffen, doch genau in diesen Punkten dürfte die niederländische Regierung gewisse Zusagen und Sicherheiten einfordern. Die USA nannten die Verhandlungen nun weit fortgeschritten mit einem „sehr positiven Ergebnis“.

I don’t expect any other country to say ‘Hey, we’re going to come in and let the United States dictate our policies and our plans.’ However, these countries, our allies, share our values. They share the same threats that we see.

Alan Estevez, Under Secretary of Commerce for Industry and Security
Update

Die Thematik ist für ASML noch nicht gegessen. In einem Interview mit einem niederländischen Magazin erklärte ASML-CEO Peter Wennick, dass die Firma schon genug geopfert habe und nicht so schnell klein beigeben wird. Dabei spielt er sogar die Karte aus, dass amerikanische Firmen davon profitieren würden, wenn ASML an die Kette gelegt wird. Laut Wennick sind zudem die US-Aussagen, dass in China alles für das Militär genutzt wird, zwar nicht komplett falsch, doch setzt das Militär in der Regel auf 10 bis 15 Jahre alte Techniken der Chip-Fertigung, die lange erprobt sind. Und genau diese kann China aktuell so oder so fertigen.

Update

Die Niederlande wollen nun doch auf die meisten Forderungen der USA eingehen, was AMSL und ein Ausfuhr-Verbot von DUV-Systemen nach China einschließt, berichtet die Financial Times. Laut ASML stehe die exakte Definition über die betroffenen Geräte noch aus, erwartet aber zeitnah keine größeren Auswirkungen auf das Geschäft.