KI-Suchmaschine: Microsoft präsentiert Bing und Edge mit ChatGPT-Integration

Update Andreas Frischholz
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KI-Suchmaschine: Microsoft präsentiert Bing und Edge mit ChatGPT-Integration
Bild: Microsoft

Microsoft will die OpenAI-Entwicklung ChatGPT nicht nur in die eigenen Produkte wie Azure, Microsoft 365 und Teams Premium integrieren, sondern auch in die Suchmaschine Bing. Durch die KI-Integration soll diese aufgewertet werden. Eine Preview liefert erste Einblicke.

Impressionen stammen von dem Designer Own Yin, der diese in einem Medium-Beitrag präsentiert. Wie andere Tester hat er eine Preview von Bing-ChatGPT erhalten. Microsoft selbst soll die neue Version der Suchmaschine aber nur das „neue Bing“ nennen. Im Kern wird die Bing-Suche um Funktionen ergänzt, die bereits aus der Web-App von ChatGPT bekannt sind.

Technische Grundlage ist GPT-4 – dieses ist das aktuelle Large Language Model (LLM), an dem die Entwickler von OpenAI derzeit arbeiten. Dieses Sprachmodell soll noch deutlich fähiger als GPT-3 bzw. GPT-3.5 sein, auf dem ChatGPT basiert.

Funktionen der neuen Bing-Suche

Microsoft will das neue Bing laut Yin als „Recherche-Assistent, persönlichen Planer sowie kreativen Partner“ positionieren. So wird etwa die bisherige Suchleiste durch eine Text-Box ersetzt, die bis zu 1.000 Zeichen umfassen kann. Nutzer können so präzisere Anfragen mit mehr Kontext und spezifischen Anweisungen eingeben – also ähnlich wie bei ChatGPT.

Microsoft Bing mit dem KI-Chatbot ChatGPT von OpenAI
Microsoft Bing mit dem KI-Chatbot ChatGPT von OpenAI (Bild: Medium)

Bing soll in diesem Kontext auch wie der Chat-Bot funktionieren und dementsprechend mit dem Nutzer interagieren. Microsofts KI-Suchmaschine soll auch in der Lage sein, komplexere Pläne zu erstellen. Als Beispiele nennt Yin etwa Reiserouten oder Essenspläne.

Möglich ist es auch weiterhin, die traditionelle Suche mit den Ergebnislisten zu verwenden. Nutzer sollen per Klick zwischen dem neuen und alten Bing wechseln können.

Bings Chat-GPT erhält aktuelle Daten und Quellen

Das Besondere: Die Bing-Version von ChatGPT wird auch auf aktuelle Daten zugreifen können. Bis dato nutzt die bei OpenAI verfügbare Web-App des Chat-Tools ein Modell, das mit Daten trainiert wurde, die nur bis zum Jahr 2021 reichen. Aktuellere Ereignisse wie den Ukraine-Krieg oder den Tod von Queen Elisabeth II. kennt ChatGPT derzeit noch nicht, dementsprechend kurios fallen entsprechende Suchanfragen aus.

Ein weiterer Vorteil, den die Bing-ChatGPT-Version verspricht: Nutzer sollen nicht nur in Textform dargestellte Informationen zu der jeweiligen Suchanfrage erhalten, sondern auch die Quellen, auf die sich die Chat-Suchmaschine bezieht. So sollen Nutzer selbst prüfen können, ob die Ergebnisse plausibel sind.

Googles ChatGPT-Konkurrenz steht in den Startlöchern

Microsoft betreibt eine enge Partnerschaft mit OpenAI. Vorausgegangen waren Investitionen von bis zu 10 Milliarden US-Dollar, nun sollen die Produkte sukzessive mit der KI-Lösung ausgestattet werden. Wann die neue Bing-Version für alle verfügbar ist, lässt sich noch nicht sagen. Laut Yin soll es erst eine Testphase geben, für die sich Interessierte dann anmelden können.

Neben Microsoft plant allerdings auch Google, entsprechende KI-Lösungen in die Suchmaschine zu integrieren. Im Fall von Google handelt es sich aber um das hauseigene LaMDA-Sprachmodell. Mit der Vorstellung des ChatGPT-Konkurrenten wird am Mittwoch, dem 8. Februar, gerechnet. Google hat für diesen Tag ein Event angesetzt, bei dem man Neuerungen für die Suche verkünden will. Der Stream wird auf YouTube übertragen.

Angedeutet wurde die Strategie der kommenden Woche und Monate bereits gegenüber den Aktionären und Investoren. So erklärte Googles CEO Sundar Pichai anlässlich der Veröffentlichung von Alphabets Quartalszahlen am 2. Februar: „In den kommenden Wochen und Monaten werden wir diese Sprachmodelle – angefangen bei LaMDA – bereitstellen, sodass die Nutzer direkt damit interagieren können.“ Mit dem Feedback und den Testläufen sollen weitere Verbesserungen einhergehen.

Update

Wie erwartet hat Microsoft gestern Abend sowohl die neue Bing-Suchmaschine als auch eine überarbeitete Version des Edge-Browsers offiziell vorgestellt. Beide nutzen das LLM-Modell von OpenAI. Während ChatGPT auf dem Sprachmodell GPT-3.5 basiert, setzen Bing und der Edge-Browser auf eine neuere Version mit aktuellen Daten. Microsoft nennt diese aber nicht GPT-4, sondern Prometheus.

Bing wird um die bekannten Funktionen ergänzt. Neu ist, wie das GPT-Sprachmodell in den Edge-Browser integriert wird. Dieser erhält ein neues Design mit Chat- und Eingabefunktionen. So soll es laut Microsoft etwa möglich sein, sich über die Edge Sidebar den Finanzbericht eines Unternehmens zusammenfassen zu lassen. Mittels der Chat-Funktion sind dann weitere Anweisungen wie der Vergleich mit einem anderen Unternehmen möglich. Ebenso soll Edge zum Beispiel Social-Media-Beiträge mit einem bestimmten Tonfall verfassen können.

Eine limitierte Preview der neuen KI-Lösungen ist derzeit auf Bing.com verfügbar. In den kommenden Wochen will Microsoft diese auf Million von Nutzer ausweiten. Interessierte können sich derweil auf einer Warteliste anmelden.

Paradigmen-Wechsel für Suchmaschinen

Von einem Paradigmen-Wechsel im Bereich der Suche spricht Microsoft-CEO Satya Nadella anlässlich der Präsentation. „Schnelle Innovationen werden kommen. Das Rennen beginnt heute“, so Nadella laut Casey Newton vom Platformer-Newsletter.

Newton berichtet als Branchenexperte von dem typischen Hype, den die Tech-Konzerne rund um die KI-Lösungen schüren. Allerdings erscheinen ihm die Microsoft-Führungskräfte in diesem Fall „aufrichtig begeistert“ von den neuen Entwicklungen.

Heute Nachmittag folgt Google mit einer Präsentation von ChatGPT-Konkurrenten „Bard“. Erste Informationen wurden bereits Montagabend vorgestellt.