KI-Hype ebbt ab: Erstmals rückläufige Nutzungszahlen für ChatGPT

Andreas Frischholz
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KI-Hype ebbt ab: Erstmals rückläufige Nutzungszahlen für ChatGPT
Bild: OpenAI

Mit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 startete OpenAI den KI-Hype, der Chat-Dienst gewann zunehmend an Reichweite – bis zum Juni. Im letzten Monat sind die Nutzungszahlen erstmals um knapp 10 Prozent gesunken, berichtet die Washington Post.

Die Zeitung beruft sich auf Zahlen des Analyse-Dienstes Similarweb. Beim Mobile- und Desktop-Traffic verzeichnete ChatGPT demnach von Mai auf Juni einen Rückgang um 9,7 Prozent. Ebenfalls am Sinken sind die Download-Zahlen der iPhone-App, das ergeben Daten von Sensor Tower.

ChatGPT ist aber nach wie vor der generative KI-Chatdienst, der die größte Reichweite vorweisen kann, wie ein Vergleich bei Similarweb verdeutlicht. Microsofts Suchmaschine Bing verwendet zwar ebenfalls OpenAIs GPT-4-Sprachmodell in der Chat-Suche, wurde aber schon vor geraumer Zeit von ChatGPT überflügelt – und das betrifft nicht nur die Chat-Funktion, sondern die komplette Reichweite, die über bing.com läuft.

ChatGPT, Bing, Bard und MidJourney: Vergleich der Reichweiten
ChatGPT, Bing, Bard und MidJourney: Vergleich der Reichweiten (Bild: Similarweb)

Wie ChatGPT verzeichnet auch Bing im Juni eine sinkende Reichweite, wenn auch nicht so stark rückläufig. Ähnliches gilt für Googles ChatGPT-Konkurrenten Bard, der aber generell weit zurückliegt. Um einen Trend für Bildgeneratoren zu erkennen, wurde noch MidJourney hinzugefügt. Im Vergleich zu den anderen Diensten ist die Reichweite aber nur bedingt vergleichbar, weil viele der Aktivitäten bei MidJourney über den entsprechenden Discord-Kanal laufen.

Vielfältig sind nun die Gründe, die für die abflachenden Nutzungszahlen genannt werden. Naheliegend: Die erste Welle des KI-Hypes ebbt allmählich ab. Hinzu kommt die Jahreszeit, denn im Sommer sinken traditionell die Reichweiten von Online-Diensten. Ein Rückgang im Juni muss also noch kein dauerhafter Trend sein.

Ars Technica verweist zudem noch auf Datenschutzbedenken, schlechte Presse infolge von Regulierungsdebatten und Gerichtsverfahren sowie Sicherheitsbedenken beim Einsatz in Unternehmen. Viele Firmen – darunter prominente Konzerne wie Apple, Google und Samsung – begrenzen mittlerweile den Einsatz für Mitarbeiter.

OpenAIs Rekord beim Nutzerwachstum in Gefahr

ChatGPTs Wachstum nach dem Start im November war rasant. Der Dienst gilt bislang als derjenige, der am schnellsten die Marke von 100 Millionen Nutzern erreicht hat – die Zeitspanne betrug zwei Monate. Bald schon könnte der Chat-Dienst aber von Metas neuem Kurznachrichtendienst Threads übertroffen werden, der bereits nach zwei Tagen über 70 Millionen aktivierte Konten verzeichnete. Threads profitiert aber auch von der engen Anbindung an Instagram – die Anmeldung ist über den Instagram-Login möglich.