BMW Vision Neue Klasse X: Seriennahes SAV bietet rie­sig­es Panoramic Vision Display

Nicolas La Rocco
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BMW Vision Neue Klasse X: Seriennahes SAV bietet rie­sig­es Panoramic Vision Display
Bild: BMW

Der erste BMW der Neuen Klasse wird ein Sports Activity Vehicle (SAV). Der Vision Neue Klasse X zeigt als seriennahe Studie, wie dieses Fahrzeug aussehen und welche technischen Features es bieten wird. Dazu gehört auch das riesige Panoramic Vision Display, das sich über die gesamte Breite der unteren Windschutzscheibe streckt.

In den Fahrzeugen der Neuen Klasse sollen bei BMW ab 2025 alle jüngsten technischen Entwicklungen zusammenfließen. Dazu gehören unter anderem eine neue IT- und Software-Architektur sowie eine neue elektrische Antriebs- und Batteriegeneration. Auf die Straße soll die Neue Klasse zunächst als SAV (Sport Activity Vehicle) kommen, das hatte BMW im September letzten Jahres bestätigt. Darauf soll eine Limousine folgen, außerdem soll die Neue Klasse im Laufe der Zeit alle Modelle von BMW durchziehen.

Neues Markengesicht künftiger BMW-X-Modelle

Die Konzeptfahrzeuge im Vorfeld der Markteinführung hat BMW jedoch in entgegengesetzter Richtung vorgestellt: zuerst die Limousine, jetzt den Vision Neue Klasse X als SAV. Die Serienproduktion des hohen Derivats soll nächstes Jahr im Werk Debrecen in Ungarn beginnen. Der Vision Neue Klasse X sei so seriennah wie noch kein BMW-Konzeptfahrzeug zuvor, sagte der Hersteller bei einem Termin im Vorfeld der Premiere.

Gezeigt wird das neue Markengesicht für künftige BMW-X-Modelle, das aus vertikalen LED-Einheiten für eine neue Lichtsignatur und einer Niere in dreidimensionaler Struktur mit beleuchteten Konturen gebildet wird. Eine Lichtinszenierung startet bei Annäherung an das Fahrzeug und wird beim Einsteigen im Innenraum fortgesetzt. Das Heck zeichnet sich durch große horizontale Leuchten aus, deren einzelne Elemente mit variablen Lichtstärken angesteuert werden können, um einen Tiefeneffekt zu erzeugen. Weggefallen sind hingegen die externen E-Ink-Elemente der Neue-Klasse-Limousine, die somit als noch nicht bereit für die Serie eingestuft werden können. Voraussichtlich nicht für die Serie bestimmt sind zudem die aktuell noch als Kameras umgesetzten Außenspiegel.

Panoramic Vision Display in der Windschutzscheibe

Definitiv für die Serie bestimmt ist hingegen das Panoramic Vision Display, das sich über die gesamte Breite der unteren Windschutzscheibe spannt. Realisiert wird dieser „Bildschirm“ über eine Projektion aus dem Armaturenbrett heraus, ein echtes Display steckt also nicht dahinter. Die Projektion kreuzt dabei zu keiner Zeit die Sichtachse über die Motorhaube und interferiert somit auch nicht mit dem Blick auf die Straße.

Fest steht mit dem Vision Neue Klasse X auch, dass das digitale Kombiinstrument hinter dem Lenkrad fortan bei BMW ausgedient hat, weil diese Anzeige künftig ebenso über das Panoramic Vision Display realisiert wird, das zum Serienumfang der Neuen Klasse gehört. Und wie bereits aus mehreren aktuellen BMW-Modellen bekannt, kommt auch die Neue Klasse ohne den iDrive-Controller, der nach bald 25 Jahren seit der Einführung im E65 schrittweise ausgemustert wird.

Bedienung über das Central Display

Anhand des Vision Neue Klasse X zeigt BMW erstmals, wie sich das Panoramic Vision Display durch den Fahrer oder Beifahrer konfigurieren lässt. Ganz links auf dem Bildschirm werden gewisse Anzeigen wie die aktuelle Geschwindigkeit und Reichweite dauerhaft für den Fahrer angezeigt, sodass von diesem Bereich die Aufgaben des ehemaligen Kombiinstrument erfüllt werden. Rechts daneben gibt es sechs frei konfigurierbare Zonen, die sich vom zentralen Bildschirm aus über eine Wischgeste nach oben mit Apps, Widgets und Statusinformationen belegen lassen. Anpinnen lassen sich zum Beispiel Verkehrsdaten, Musik, Wetter, Reisezeit oder Luftqualität. Über eine Leiste im oberen Bereich des Central Displays können die Inhalte im Nachhinein weiter angepasst werden, lediglich die Position ganz links ist für fahrrelevante Informationen reserviert.

3D-Head-up-Display wird später gezeigt

Auch mit dem zweiten Visionsfahrzeug der Neuen Klasse noch nicht gezeigt hat BMW das 3D-Head-up-Display, das sich oberhalb des Panoramic Vision Displays im Sichtbereich des Fahrers aktivieren lässt. Während viele andere Autohersteller bei ihren jüngsten Head-up-Display-Entwicklungen häufig von „Augmented Reality“ sprechen, belässt es BMW bei dem Begriff „3D“, da keine falsche Erwartungshaltung erzeugt werden soll. Mit einem räumlichen Tiefeneffekt und dreidimensionalen ADAS-Anzeigen mit Bezug zur aktuellen Fahrspur kann somit auch bei BMW gerechnet werden, die gesamte Windschutzscheibe zu einer AR-Brille wird die Neue Klasse aber nicht machen. Dennoch will BMW das 3D-Head-up-Display später noch dediziert vorstellen, sodass auch hier noch mit der ein oder anderen Neuheit gerechnet werden kann.

BMW OS 10 setzt aktuelles Bedienkonzept fort

Das Central Display ist bei der Neuen Klasse der einzige Bildschirm, der sofort wahrnehmbar den Innenraum auszeichnet. BMW erklärt zwar, dass das Display „elegant in die Instrumententafel integriert“ sei, doch allein schon aufgrund der angeschnittenen Rautenform zieht die Anzeige Blicke auf sich. Ein Mini-LED-Backlight soll für eine gleichmäßige Ausleuchtung und punktuelle HDR-Highlights sorgen.

Die Bedienung des „BMW OS 10“, das auf dem Android Open Source Project mit entsprechenden Apps basiert, erfolgt ähnlich zu aktuellen Modellen, da BMW den Startbildschirm mit QuickSelect-Elementen ähnlich umgesetzt bereits für BMW OS 8.5 und 9 verwendet, wenngleich es in der Neuen Klasse für alles ein neues Design und vor allem mehr Rechenleistung gibt. In den wenigen Minuten im Cockpit des Vision Neue Klasse X ließ sich auf Anhieb eine signifikante Leistungssteigerung im Vergleich selbst zu den teuersten aktuellen Modellen feststellen. Vielleicht werden 60 FPS bei BMW ab 2025 doch noch Realität.

Der Wegfall von Kombiinstrument und iDrive-Controller rückt nicht nur das neue Central Display in den Fokus, sondern auch das neue Multifunktionslenkrad mit aktiver Haptik, die für besseres Feedback bei der Navigation durch die verschiedenen Ebenen sorgen soll. Die grundsätzliche Unterteilung in Knöpfe für die Assistenzsysteme links und Knöpfe für Multimedia rechts besteht mit der Neuen Klasse weiterhin. Das Prinzip „Eyes on the road, hands on the wheel“ soll erhalten bleiben. Deshalb wird auch der Sprachassistent (Intelligent Personal Assistant) wieder eine wichtige Rolle einnehmen.

6. Generation eDrive-Technologie

Mit der Neuen Klasse feiert auch die sechste Generation der eDrive-Technologie ihre Premiere. Von der bisherigen 400-Volt- stellt BMW auf eine 800-Volt-Architektur um und führt neu entwickelte runde Batteriezellen ein, die im Vergleich zu den prismatischen Zellen eine 20 Prozent höhere Energiedichte aufweisen. Ein Ladevorgang von 10 Minuten soll künftig 300 km Reichweite hinzufügen. Unterstützt wird erstmals auch das bidirektionale Laden. Die Neue Klasse soll eine bis zu 30 Prozent höhere elektrische Reichweite als aktuelle E-Modelle von BMW erreichen. Die insgesamt bis zu 25 Prozent höhere Effizienz ergibt sich aus der Summe aller Maßnahmen, darunter eine 40 Prozent effizientere Wärmepumpe. Der Luftwiderstand für das SAV habe sich um 20 Prozent gegenüber vergleichbaren Modellen des aktuellen Portfolios reduziert.

Mehr Leistung für weniger Steuergeräte

Für die Antriebs- und Fahrwerksregelung ist künftig ein neues „Superhirn“ mit bis zu zehnmal höherer Rechenleistung zuständig, mit dem BMW die Anzahl der bislang vier individuellen Steuergeräte reduziert. Entwicklungsvorstand Frank Weber bezeichnet diesen Rechner gerne auch als „Heart of Joy“ und verspricht mehr Dynamik, mehr Präzision, mehr Effizienz und schließlich mehr Fahrfreude. Die „Freude am Fahren“ soll auch mit der Neuen Klasse erhalten bleiben.

Der nächste Schritt beim automatisierten Fahren soll mit einem zweiten „Superhirn“ gemacht werden. Beim Fahren wird mindestens Level 2+ geboten, für Level 3 stellt BMW eine Weiterentwicklung oberhalb von 60 km/h in Aussicht. Mit der Neuen Klasse bricht die Kooperation mit Qualcomm und Arriver für die Assistenzsysteme an, Intel und Mobileye haben somit ausgedient. Das Parken der Neuen Klasse soll nach Level 4 ohne Fahrer im Auto möglich sein.

Sechs Modelle der Neuen Klasse bis 2027

Vision Neue Klasse (Limousine) und Vision Neue Klasse X (SAV) sind allerdings nur zwei der insgesamt sechs geplanten Modelle der Neuen Klasse, die laut BMW-Chef Oliver Zipse innerhalb der nächsten 24 Monate ab dem Produktionsstart des SAV und somit bis zum zweiten Halbjahr 2027 folgen sollen. Den Anfang macht in Ungarn das SAV-Modell ab der zweiten Jahreshälfte 2025, ab 2026 folgt die Limousine aus München, wo das Werk aktuell für den Produktionsstart vorbereitet wird. Ab 2027 sollen im Stammwerk ausschließlich noch elektrische Fahrzeuge produziert werden. Die Neue Klasse soll aber auch im mexikanischen San Luis Potosì und im chinesischen Shenyang gebaut werden. Demnächst werde die Neue Klasse laut Zipse in jedem BMW erkennbar sein.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in Portugal unter NDA erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und zwei Hotelübernachtungen wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.