WB Games: Trotz Misserfolg bleiben Service-Spiele die Zukunft

Max Doll
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WB Games: Trotz Misserfolg bleiben Service-Spiele die Zukunft

Mit dem Einzelspieler-Titel Hogwarts Legacy (Test) konnte WB Games 2023 große Erfolge verbuchen. Das seelenlose Live-Service-Spiel Suicide Squad: Kill The Justice League kam hingegen dank spaßarmer Spielzeitstreckung nicht gut an. Konsequenterweise will der Publisher künftig auf mehr Service-Angebote setzen.

Mehr als 23 Millionen Exemplare des Harry-Potter-Spiels hat WB Games verkaufen können, von einem Spiel, das es laut Rezensionen ermöglicht, seine Zauberer-Phantasien in einem liebevoll gestalteten Hogwarts auszuleben. Und das haben Käufer belohnt – gut gemachte Angebote mit klarer Vision haben Erfolg. Suicide Squad hingegen wird bescheinigt, passable Mechaniken mit Spielzeit-streckenden Elementen öde zu machen, im Grunde also unter seinem Live-Service-Charakter zu leiden, für den die Maximierung von Spielzeit um jeden Preis erstes Gebot ist. Am Markt war das ein Fehlschlag.

Live-Service-Fail weist den Weg

Dennoch will WB Games an diesem Modell festhalten, das bestätigte das Unternehmen auf der Morgan Stanley Technology, Media, and Telecom Conference jüngst noch einmal. Statt Einzelspieler-Angeboten sollen künftig vor allem Mobile-Spiele sowie Live-Service- und Free-to-Play-Produkte produziert werden. Dabei sollen die Marken Harry Potter, DC, Mortal Kombat und Game of Thrones bedient werden, die für sich bereits sehr zugkräftig seien.

Das bisherige Geschäftsmodell des Unternehmens, das auf Triple-A-Konsolentiteln basiere, sei „großartig“, wenn man Hits wie Harry Potter herausbringe, erklärte der Chef der WB-Gaming-Sparte, J.B. Perrette. Ohne Veröffentlichungen oder bei Fehlschlägen wie Suicide Squad sei das Modell jedoch „sehr instabil“.

Einordnung: Sinnvolle Strategie...

Auch wenn das Beispiel Suicide Squad, das bereits ein Ergebnis dieses Strategiewechsels ist, nicht passt, ergibt die dahinter liegende Intention aus Unternehmenssicht Sinn. Nicht nur sind Live-Service-Produkte im Erfolgsfall weit lukrativer als Einzelspieler-Produkte, die nur kurzzeitig Geld generieren, ihr Umsatz ist weit konstanter und planbarer. In kurz also: Mehr Umsatz bei weniger Risiko – zumindest wenn die Spiele Erfolg haben.

Der Misserfolg von Suicide Squad liegt allerdings dem Vernehmen nach im Design, und zwar in genau dem Aspekt, der für WB Games so wichtig ist: dem Live-Service-Modell mit seinen Zwängen. Spiele nach dem Modell 08/15 mit Standard-Gameplay und langweiligen, zeitfüllenden Aufgaben erfüllen zwar auf dem Papier das Ziel, Spieler möglichst lange zu binden und damit potentiell im Ingame-Shop zum Kauf zu bewegen, sie führen aber eben nicht dazu, dies zu tatsächlich zu tun.

...zur falschen Zeit

Ähnliches bescheinigen Beobachter auch Ubisofts Skull and Bones (Test). Dazu kommt, dass sich zu der Vielzahl existierender Spiele eine wachsende Menge Newcomer gesellt. Markt und Segment scheinen mittlerweile mehr als gesättigt, vor allem für ideenlose Standardspiele, die zur Vermeidung von Risiko auf bewährte Modelle setzen. Die Luft für risikoarm produzierte Angebote wird damit extrem dünn, was den eigentlichen Sinn des Strategiewechsels im aktuellen Marktumfeld in Zweifel zieht: Ein erfolgreiches Spiel muss fast schon zwingend disruptiv oder geistreich sein – und Innovationen erfordern Risiko. Das ist bei Großproduktionen vor allem gegenüber Investoren schwer zu rechtfertigen. Ungewöhnliche Ideen verfolgen mittlerweile vor allem kleinere und mittlere Produktionen aus der Indie-Ecke wie zuletzt das düstere Rollenspiel The Thaumaturge.