Suche nach Investoren: Sam Altman und Jony Ive wollen gemeinsam ein AI-Gadget entwickeln

Andreas Frischholz
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Suche nach Investoren: Sam Altman und Jony Ive wollen gemeinsam ein AI-Gadget entwickeln
Bild: Apple

Dass OpenAI-CEO Sam Altman gemeinsam mit dem ehemaligen Apple-Designer Jony Ive an einem AI-Gadget arbeiten soll, wird seit geraumer Zeit berichtet. Nun meldet The Information, dass die Gespräche vorankommen. Man suche nach Investoren für ein neues Unternehmen.

Wie Ars Technica berichtet, handelt es sich bei dem Gerät um einen persönlichen AI-Assistenten. Wie genau dieser aussehen soll, ist noch nicht bekannt. Um ein Smartphone soll es sich allerdings nicht handeln.

Altman und Ive wollen das Unternehmen demnach mit mindestens 1 Milliarde US-Dollar an den Start bringen. Eine vollständige Liste aller potenzieller Investoren existiert nicht. Laut den Quellen von The Information befinden sich aber der OpenAI-Investor Thrive Capital und Emerson Collective – eine von Laurene Powell Jobs gründete Venture-Capital-Gesellschaft – unter den Beteiligten.

Ebenfalls interessiert sein soll SoftBank-CEO Masayoshi Son. Dass er einsteigen möchte, berichtete die Financial Times bereits im September 2023. Von Son soll auch der Vorschlag stammen, Arm in das Projekt zu integrieren. OpenAI soll laut dem Bericht als Unternehmen aber nicht direkt involviert sein.

Tech-Prominenz für neue Produktklasse

Was sich also anbahnt, ist ein neues Unternehmen, was allein schon durch die Prominenz der Beteiligten einiges an Aufmerksamkeit erhält. Während Sam Altman als OpenAI-Chef beim derzeitigen AI-Wettrüsten im Mittelpunkt steht, ist Jony Ives Ruf als Designer legendär – er hat eine Vielzahl der Apple-Produkte maßgeblich mitgestaltet und war ein enger Vertrauter von Steve Jobs. Schon bei den ersten Meldungen war daher die Rede, es könnte das „iPhone für das AI-Zeitalter“ entstehen.

Das Ziel ist klar: Die auf Large Language Models (LLM) basierenden AI-Assistenten stehen bei der Entwicklung im Mittelpunkt. Diese sollen der Ausgangspunkt für eine völlig neue Produktklasse sein, die etwa auf Apps oder generell eine herkömmliche Benutzerführung verzichten kann. Stattdessen steuert man das Gerät mittels natürlicher Sprache. Nur sind Ive und Altman aber nicht die ersten, die an entsprechenden Konzepten arbeiten. Bereits bekannt sind etwa:

  • Der Humane AI Pin, der als erstes AI-Gadget präsentiert wurde. Die Steuerung erfolgt mit Sprache, die Ausgabe über Lautsprecher oder als Laser-Projektion in die Hand. In den USA steht der Marktstart bevor, ob der AI Pin nach Europa kommt, ist noch nicht klar.
  • Der Rabbit R1 verfolgt ein ähnliches Konzept wie der AI Pin, will aber mehr Dienste unterstützen. Es existieren aber Datenschutzbedenken sowie generelle Zweifel am Geschäftsmodell.
  • Die Deutsche Telekom präsentierte bei auf dem Mobile World Congress 2024 den Prototypen eines KI-Phones, das ohne Apps auskommt.
  • Mit dem Wizpr Ring präsentierte VTouch einen smarten AI-Ring, über den sich Chatbots und AI-Assistenten per Spracheingabe steuern lassen. Das Gerät ist aber nur eine Schnittstelle zwischen Smartphone und Nutzer.

Wie vielversprechend die Chancen für solche AI-Geräte sind, lässt sich aber noch nicht abschätzen. Selbst wenn man diese nicht als Smartphone-Ersatz, sondern nur als Ergänzung betrachtet, sind Branchenbeobachter skeptisch. Den AI Pin konnte man bereits bei der MWC testen. In vielen Berichten wie etwa bei The Verge lautete jedoch das Fazit: Interessant – aber noch nicht ausgereift. Das ist überschaubar angesichts eines Preises von 699 US-Dollar sowie einer Abo-Gebühr von 24 US-Dollar monatlich, die nach dem dritten Monat fällig wird.

Die Frage ist nun, ob ein Gemeinschaftsunternehmen aus Altman und Ive in der Lage ist, eine neue Produktklasse auf Massentauglichkeit zu trimmen – und dieser überhaupt einen Daseinszweck verschafft. Denn praktisch alle Smartphone-Hersteller statten ihre Modelle derzeit mit AI-Funktionen aus. Google und Samsung haben etwa vorgelegt, Apple soll im Laufe dieses Jahres nachziehen. Wenn diese Entwicklung sich wie erwartet fortsetzt, könnte sich eine Marktlücke schließen, bevor reine AI-Gadgets überhaupt den Markt tatsächlich erreicht haben.