Erwachsenenbildung: Zustände wie in der Grundschule

Fu Manchu

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Ich wollte mal erzählen was ich in den letzten Jahren und jetzt vor allem in der letzten Woche erlebt habe im Bereich Erwachsenenbildung.

Eines gleich zu Anfang: man mag nicht glauben es mit Erwachsenen zu tun zu haben.

Zum ersten: Ich bin im 7. Semester BWL im Fernstudium, welches aber auch regelmäßige Präsensphasen hat und bei denen man Freitags Abends und Samstags ganztägig in Vorlesungen zusammen sitzt in Gruppen von ca. 15 bis 20 Leuten.

Aber es geht zu wie in der ersten Klasse. Da wird gequatscht, getratscht, es werden Zettel geschrieben, es wird die Vorlesung (eigentlich auch Unterricht) gestört - es geht zu wie in der Grundschule.
Schlimm finde ich, das man teilweise dem Unterricht nicht folgen kann, weil man das gemurmel der Leute im Ohr hat.

Was ich nicht erwartet hatte, waren die Witze die gemacht wurden, auf Reden des Dozenten. Beispielaufgabe "Wir kaufen 10 Pumpen und verbuchen sie in die Anlagen". Da kommt dann mit Sicherheit eine Zwischenbemerkung wie "Ich will aber nur eine Pumpe". Der totale Brüller.

Das Alter liegt zwischen 25 und 35 Jahren, also alles Leute die den Ernst des Lebens verstanden haben sollten, zumal jeder der Studenten über 200,- Euro pro Monat an Studiengebühren zahlt.

Es ist aber im Laufe des Studiums besser geworden, hier hat man deutlich gemerkt, das die Leute, die störten und den Ablauf der Vorlesung behinderten das Studium auch nach einigen Semestern abbrachen.

zum zweiten: Den Hammer erlebe ich aber zur Zeit in meiner SAP-Berater Schulung. Ich nehme an einer 6monatigen Berater Schulung teil, welche aus einer Gruppe von 16 Leuten besteht. Ich bin mit meinen 32 Jahren der jüngste Teilnehmer, der restliche Schnitt liegt bei 40 bis 45 Jahren. Fast alle Teilnehmer werden von der Arbeitsagentur gefördert und sie alle hoffen nach der Schulung auf den Titel "SAP Berater" und einen Job. Die Motivation und die Erkenntnis bezüglich der Wichtigkeit und Dringlichkeit sollte also bei allen vorhanden sein.

Aber hier sind die Zustände noch schlimmer als in meiner FH. Der Unterricht wird regelrecht durch Zwischenrufe, Witze und Grundsatzdiskussionen sabotiert.
Das geht los mit Bemerkungen beim Verbuchen von Einkäufen (als Übung), das man die 100.000,- Euro selber gerne hätte (toller Witz) bis dahin, das man sich lauthals fragt, warum man Soll an Haben bucht. Ich sehe es ja ein das nicht alle in Buchhaltung bewandert sind, aber man muss es für diese Übung auch mal akzeptieren.
Der Knüller sind aber die ständigen Grundsatzdiskussionen: aktuell sind wir in der ersten Woche in der SAP Einführung. Der EINFÜHRUNG: aber hier wird ständig dskutiert, warum SAP den Button so benennt und nicht so, das Windows und Linux das aber besser machen, das andere System es anders machen, das sie es anders machen würden, das jeder es anders machen würde. Und es nimmt kein Ende. Vor allem wollen die Leute ihre Erfahrungen einbringen (was ich gut finde) und es auf biegen und brechen in SAP anwenden (wo der Fehler liegt).

Besonders hier wundert es mich, weil es - salopp gesagt - für die meisten Teilnehmer wirklich die letzte Chance ist. Sie wollen mit dieser Schulung zurück auf den Arbeitsmarkt, die anschließende Prüfung bei der SAP wird der Hammer - aber zeigen tun sie es nicht.


Ich kann nur sagen, Erwachsenenbildung ist nicht anders als der Unterricht in der normalen Schule. Die Leute die früher den Unterricht gestört haben tun das auch im Alter noch.

Es ist aber nicht alles schlimm. Viele Teilnehmer sind motiviert dabei, sie sind konzentriert, machen die Übungen gewissenhaft und ermahnen auch die Störer (was dann auch zu Unmut bei denen führt).

Wie sehen eure Erfahrungen in der Erwachsenenbildung aus (die Erwachsenen bitte ;))? Und von welcher Seite? Schüler oder Lehrer? Was habt ihr an Erwachsenenbildung erlebt und bei welcher Art von Kurs?
 
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Ich denke das ist ein Zeichen von Unsicherheit. Es wird einem doch oft suggeriert, das man alles Wissen und Können muss. Und auf einmal sitzt man als letzte Chance da.
Manche kompensieren das dann wohl auf diese Art und Weise. Klar, nicht alle, wir wollen ja nicht pauschalisieren.

Auch bei simplen Seminaren will jeder zeigen, das er "nur so" da ist und "eh schon alles weiß". Nur um nicht blöd dazustehen, aus welchem Grund auch immer (bzw. warum besuche ich ein Seminar, wenn ich dann einen auf Dummschwätzer mache und nur mit schlechten Witzen rumprolle?). Erfahrungsgemäß geht das in die Richtung: Je höher der Rang im Unternehmen, desto mehr Geblubber und Wichtigtuerei. Klar, nicht die breite Masse benimmt sich so, aber es gibt meist einen fixen Prozentsatz mit dem man Rechnen kann.
Und wehe einer der hohen Herren hat ein kleineres Wasserglas als die Anderen oder keine Einladung bekommen, die der Seminarleiter auf sein selbst hergestelltes Papyrus eigenhändig geschrieben hat. Das verdoppelt die Schlechte-Witze-Quote gleich. :freaky:

Imho werden die meisten Leute eh nicht "Erwachsen". Man brauch´ sich doch nur im beruflichen Umfeld umsehen, was dort teilweise für Kindergeburtstage abgezogen werden. Sei es jetzt wenn es um die neue Einrichtung oder "den Neuen" in der Abteilung geht. Die Leuts führen sich teils auf, das ist unglaublich. Da hätte ich mich mit 16 schon dafür geschämt.
Mittlerweile rechne ich schon gar nicht mehr damit, das es irgendwo angenehm zugehen könnte (Fachlich wie Menschlich). Besser ist, man rechnet mit 100% brötchenhirniger Hammel die hinter ihrer Fassade 2cm mit Hut sind, dann wird man nicht so enttäuscht wenn es am Ende doch nur die Hälfte ist. ;)
 
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Aber es geht zu wie in der ersten Klasse. Da wird gequatscht, getratscht, es werden Zettel geschrieben, es wird die Vorlesung (eigentlich auch Unterricht) gestört - es geht zu wie in der Grundschule.
Schlimm finde ich, das man teilweise dem Unterricht nicht folgen kann, weil man das gemurmel der Leute im Ohr hat.


das muss ich leider auch immer wieder feststellen.
ich gebe sporadisch als freier referent nebenbei unterrichte in Berufsförderungszentren, bei kolping und der Vhs.
hab bei den verschiedenen kursen teilnehmer im alter von 16- knapp 70 jahren.
und es ist eindeutig das selbe Phänomen festzustellen.
steigerungen sind nur in kursen mit teilnehmern, die durch einen leistungsträger geschickt wurden festzustellen.

ein guter Referent sollte aber die mitteilungs bedürftigkeit der teilnehmer nutzen um seinen stoff durch zu bekommen ;)
falls nicht, ist das gruppenziel immer noch, möglicht viele durch den kurs zu bekommen vorrangig.
 
Das Problem ist oft auch einfach nur der fehlende Respekt. Man ist ja fast so alt wie der Dozent oder gar älter. Da lässt man sich viel schwerer was vorschreiben.
Ich kenne das auch aus Weiterbildungen. Letztendlich liegts aber auch am Dozenten, dass er das beste daraus macht. Der eine kanns, der andere verzweifelt. ;)
Ein weiteres Problem ist, dass bei soclhen Weiterbildungen auch oft die Leute wahllos zusammengewürfelt wurden und dann nur rumalbern, weil sie eh keinen Plan von der Materie haben oder jemals haben werden oder geistig bereits abgebaut haben.
 
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Also so eine Diskussion hatten wir letztens in einer sehr viel angenehmeren Form an der Uni.

Da hat sich nämlich so ein höheres Semester ganz überrascht gezeigt, dass wir Erstsemester in den Vorlesungen mit dn Dozenten rumscherzen, auf den Laptops nebenbei spielen etc. Die meinten für sie seien die Dozenten immer Respektspersonen gewesen, wo sich keiner getraut hätte, was zu sagen.

Nunja, kann ich irgendwie nicht nachvollziehen bei Vorlesungsthemen wie dem "very sexy problem" der "fucking insertion".

Okay, es gibt Vorlesungen, wo das Gebrabbel störend wird, weil man den Dozenten nicht mehr versteht, aber bisher haben selbige dem Hintergrundrauschen dann immer rechtzeitig einen Riegel vorgeschoben.


Zu diesen ganzen Qualifikations und Weiterbildungskursen muss ich aber sagen, dass da meiner Erfahrung nach viele Leute nicht ganz freiwillig sitzen und dementsprechend viel Interesse an der Materie haben, was sie dann natürlich bei jeder Gelegenheit kundtun müssen.
Solche Leute muss man dann halt so lange wie möglich ignorieren und bei passender Gelegenheit dermaßen anfahren, dass sie sich nicht mehr trauen, irgendwas zu tun... oder man wirft sie halt einfach raus...
 
pcw schrieb:
...dass da meiner Erfahrung nach viele Leute nicht ganz freiwillig sitzen und dementsprechend viel Interesse an der Materie haben, was sie dann natürlich bei jeder Gelegenheit kundtun müssen.
Solche Leute muss man dann halt so lange wie möglich ignorieren und bei passender Gelegenheit dermaßen anfahren, dass sie sich nicht mehr trauen, irgendwas zu tun... oder man wirft sie halt einfach raus...

Das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Die einen sitzen hier ohne jede Vorkenntnis und wollen nicht, müssen aber, die anderen wissen, das sie das gelernte eh nie brauchen werden. Daran krank es vor allem bei den Weiterbildungskursen.

Gut das es aber auch hier genug Leute mit Willen und Fähigkeiten gibt.
Und "angefahren" wurden die Unwilligen zum Glück schon, sie sind wenigstens ruhiger geworden, nehmen sich zurück. Das hat sich nach 2 Wochen eingespielt.
 
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