Rückkehr zur Kernenergie

Wie steht ihr zum Thema Kernenergie?

  • Der Atomausstieg ist falsch, es sollten stattdessen neue und sichere Kernkraftwerke gebaut werden

    Stimmen: 108 45,8%
  • Der Atomausstieg ist falsch, man sollte aber nur noch alte AKWs nutzen, keine neuen bauen

    Stimmen: 12 5,1%
  • Der Atomausstieg ist richtig, im Jahr 2022 sollte wir vollständig unabhängig davon sein

    Stimmen: 80 33,9%
  • Der Atomausstieg ist richtig, wir sollten aber bereits in diesem Jahr aus der Kernenergie aussteigen

    Stimmen: 36 15,3%

  • Umfrageteilnehmer
    236
DerOlf schrieb:
Was die Möglichkeiten für Langzeitspeicherung angeht, sehe ich Pumpspeicherwerke gegenüber power2gas momentan klar im Vorteil, denn bei letzterer ist noch mehr Entwicklung nötig ... die Technik für erstere nutzen und entwickeln wir seit Jahrhunderten.
Bei Pumpspeicher ist vor allem das „Wo“ die zentrale Frage. Funktionsbedingt sind im Grunde nur Mittelgebirge/Gebirge dafür geeignet. Und wer spielt da nicht mit bzw. läuft Sturm dagegen? Interessenverbände und Anwohner.
Pumpspeicher haben einen sehr guten Gesamtanlagenwirkungsgrad, haben ein Medium das keinerlei Umweltschäden verursacht und auch in der Produktion sind sie relativ Umweltfreundlich (Im Verhältnis z.B. zur Herstellung von Batteriesystemen gepaart mit dem Verbrauch seltener Erden)
Umsetzen könnte man das wiederum sehr gut auf europäischer Ebene. In den Gebirgsländern wie Österreich, Schweiz oder Norwegen sind naturgemäß viele mögliche Orte vorhanden. In den Niederlanden oder im Norden Deutschlands ist das wahrlich nicht so. Wobei auch das nur die halbe Wahrheit ist. Was einem hier an potentieller Höhe fehlt könnte man alternativ über den Massenstrom kompensieren. Halte ich persönlich aber für weniger sinnvoll.
Elektrolyse zu Wasserstoff ist sicher ein zweiter sehr wichtiger Ansatz. Die Dimension ist da halt noch das Problem. In unserer Gegend gibt es schon einige Power2Gas-Anlagen, die v.a. im Sommer den überschüssigen PV-Strom in Wasserstoff umwandeln was dann wiederum ins normale Erdgas-Netz eingespeist wird.
Langzeitspeicher können dann z.B. große Kavernenspeicher sein, die unterirdisch angelegt werden.
Batterien und vergleichbare Speichersysteme sind schlicht nicht zukunftsfähig. Auch für den Verkehr nicht. Dafür ist die Produktion und der Rohstoffverbrauch einfach viel zu hoch.
Konsequenz ist dann allerdings, dass eine deutlich Überkapazität in der Stromproduktion geschaffen werden muss.
Das wird letztlich auch steigende Strompreise beinhalten. Finde ich persönlich aber auch richtig so. Wer über den Strompreis jammert, aber trotzdem die Hausbeleuchtung 24/7 anhat, dann ist da noch potential nach oben.

Rückkehr zur Atomenergie ist wenn dann eine kurzfristige Lösung. Das ist dann aber in etwa so, als hätte man ein Rattenproblem in der Stadt und setzt dann dafür Giftschlangen aus. Das Problem scheint dann erstmal behoben, auf Dauer ergibt sich dann aber ein ganz anderes (evtl viel größeres) Problem.
 
Khaotik schrieb:
Bei Pumpspeicher ist vor allem das „Wo“ die zentrale Frage. Funktionsbedingt sind im Grunde nur Mittelgebirge/Gebirge dafür geeignet. Und wer spielt da nicht mit bzw. läuft Sturm dagegen? Interessenverbände und Anwohner.
Die Standortfrage verändert sich allerdings mit der Dimensionierung der Anlagen ... für ein kleines Pumpspeicherwerk würde wahrscheinlich schon der bremer "Müllberg" reichen ... leider ist das eine der "besten Wohngegenden" Bremens (ob die Häuslebauer wohl wussten, dass sie auf Müll von vor 100 Jahren bauen?).

Das wichtigste dabei ist der Hohenunterschied. Natürlich gegeben ist der nur in Gebirgslagen ... allerdings haben wir eine ganze Menge alte bergwerke, die gut in die Tiefe gehen ... der Höhenunterschied wäre da vorhanden.

Für Küstenregionen lohnen sich auch Gezeitenkraftwerke (auch da steckt jede Mege Energie drin) ... und auf dem flachen Land gibt es genau das, was es im Gebirge eher nicht so verlässlich gibt ... Wind.

Natürlich wird das nicht als regionales klineklein funktionieren, denn wir haben in Europa nunmal Regionen, die sich für einzelne Formen der Energiegewinnung besser und schlechter eignen ... und wir haben Gegenden, die sich für die Speicherung (z.B. in Pumspeichern) eben besser eignen.
Der Einzige Vorteil einer Batteriegestützten Speicherung ist wohl, dass man die überall hinbauen kann und zwar in Dimensionen von "Handyakku" bis "Hauptgebäude Tempelhof".
Das ist halt flexibel ... und auch wenn es scheiße und wenig nachhaltig funktioniert (im Vergleich zu anderen Speichertechnologien) ... HEY ... es ist F L E X I B E L.
Bei der Speichertechnik eigentlich vollkommen egal ... denn räumliche Flexibilität braucht es da eher nicht (es ist ziemlich egal, wo der Speicher sich befindet. Solange er "Im Netz" hängt, kann er Überschüsse aufnehmen und im Bedarfsfall einspeisen. Vollkommen egal, ob das nun ein Akku, ein Pumpspeicherwerk oder ein großes Wasserstoff-Rexervoir ist.
Khaotik schrieb:
Und wer spielt da nicht mit bzw. läuft Sturm dagegen? Interessenverbände und Anwohner.
Meine Wunschantwort der Legislative und Judikative (die Executive hat das nur durchzusetzen):
"Das dient dem Gemeinwohl, also Klappe halten".
Jahrzehnte lang hat das wunderbar funktioniert, wenn es darum ging, Menschen für eine neue Autobahn oder einen Tagebau umzusiedeln ... und ausgerechnet bei den alternativen Energien will man das nicht machen?
Klar ist der Politiker, der es fordert und durchsetzt bei der nächsten Wahl weg vom Fenster ... aber das ist nunmal der Preis den man zahlen muss, wenn man notwendige Dinge durchsetzen will.
Dass man danach gelyncht wird, muss einem egal sein.

Davon ab wurden in den letzten 20 - 50 Jahren einige Wasserkraftwerke zu Pumpspeicherwerken umgebaut ... und von aussen sieht man davon NICHTS ... weil die ganze Technik nämlich "IM Berg" sitzt.
Das Touristenidyll muss davon nichtmal was mitbekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Der Einzige Vorteil einer Batteriegestützten Speicherung ist wohl, dass man die überall hinbauen kann und zwar in Dimensionen von "Handyakku" bis "Hauptgebäude Tempelhof".
Das ist halt flexibel ... und auch wenn es scheiße und wenig nachhaltig funktioniert (im Vergleich zu anderen Speichertechnologien) ... HEY ... es ist F L E X I B E L.
Nicht nur das: Batterien können auch instantan auf Lastwechsel reagieren.
 
new Account() schrieb:
Batterien können auch instantan auf Lastwechsel reagieren.
Natürlich können sie das ... aber wofür ist das wichtig?
In der Industrie weiß man Tage im Vorraus, wenn energieintensive Arbeitsschritte anstehen.
Und der Feierabend-Run auf Youtube und Co ist nun auch nicht gerade unplanbar.
Dass es Nachts dunkel wird, wissen wir auch lange im Vorraus.

Warum brauchen wir ein Speichersystem, welches instantan auf Lastwechsel reagieren kann?
Bräuchten wir sowas nicht nur für den Fall, dass es unvorhersehbar große Abnahmeschwankungen gibt.
Ich wüsste gerade nicht, wo die her kommen sollten.

Natürlich sollte man alle vorhandenen Speichertechnologien kombinieren. Auf Batterien komplett zu verzichten wäre genau so blödsinnig, wie nur Batterien zu fördern.
 
DerOlf schrieb:
Der Einzige Vorteil einer Batteriegestützten Speicherung ist wohl, dass man die überall hinbauen kann und zwar in Dimensionen von "Handyakku" bis "Hauptgebäude Tempelhof".
Das ist halt flexibel
Da könnte ich mir allerdings vorstellen ,dass das nicht ohne weiteres funktioniert.
Die häufigen Druckwechsel könnten dazu führen, dass die Gänge und Höhlen instabil werden. Gerade bei Pumpspeichern sind die Lastwechsel ja relativ häufig.
Wobei die Pumpspeicher auch hoch volatil sind. Da kannst du auch binnen Minuten reagieren und von Pump- auf Erzeugerbetrieb umstellen. Natürlich trotzdem nicht so schnell wie Batterien oder Kondensatoren :D

DerOlf schrieb:
"Das dient dem Gemeinwohl, also Klappe halten".
Ja, genau das wäre auch häufiger in der Politik nötig. Es erfordert auch mal unangenehme Entscheidungen die im ersten Moment nicht jedem gefallen werden.
Damals, als die großen Stromtrassen und die Gasleitungen quer durchs Land gebaut wurden, hat dich doch kein Schw…nz gefragt, ob du damit einverstanden bist. Wenns über deinen Grund ging wurdest du dafür entschädigt und das wars. Heute wird jeder Lappenverband gefragt und wenn dann noch eine seltene Juchtenkäferart gefunden wird, steht der Bau ohnehin erstmal Jahre still.
 
DerOlf schrieb:
"Das dient dem Gemeinwohl, also Klappe halten".
Khaotik schrieb:
Ja, genau das wäre auch häufiger in der Politik nötig. Es erfordert auch mal unangenehme Entscheidungen die im ersten Moment nicht jedem gefallen werden.
[...]
Heute wird jeder Lappenverband gefragt und wenn dann noch eine seltene Juchtenkäferart gefunden wird, steht der Bau ohnehin erstmal Jahre still.

Was "Gemeinwohl" ist, wird gerade dadurch ermittelt, dass Vertreter·innen der Gemeinschaft befragt werden. Der bürokratische Aufwand wird betrieben, damit eben nicht irgend eine gewählte Gruppe alles beschließen kann, indem sie Gemeinwohl oder "Volkeswille" behauptet obwohl es vor allem Eigennutzen / Klientelpolitik ist. Das ist einer dieser Gags der Demokratie mit Bürgerbeteiligung :)


Auf die Behauptung, dass früher Pipelines etc. gebaut wurden, ohne dass da großartig dagegen demonstriert oder geklagt wurde. Da habe ich Zweifel! Da sollte man wirklich mal konkrete Projekte nennen, bei denen man dann auch mal Recherche betreiben könnte um diese steile These zu belegen.
 
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Piktogramm schrieb:
Da sollte man wirklich mal konkrete Projekte nennen
Also aus meinem Wissen heraus sind das zwei Projekte (Bei denen auch meine Familie unmittelbar betroffen war, da beides über unseren Grund gelaufen ist)
Das ist zum einen die bayrische Stromringleitung, zum anderen die große Gaspipline mit 3xDN600 von Tschechien in den Ruhrpott.
Bei letzterem wurde man damals informiert, dass da gebaut wird und man eine Entschädigung für die Schäden und den Ertragsausfall bekommt inkl. einer Zusatzprämie wegen der Grunddienstbarkeit (Damit die jederzeit auf deinen Grund dürfen wenn sie etwas an der Pipeline machen müssten).
 
Piktogramm schrieb:
Da sollte man wirklich mal konkrete Projekte nennen
Ich gebe auch noch einen Begriff zum Googlen:

A33 - Gebaut gegen massiven Widerstand der Anwohner ... alle Klagen wurden abgewiesen, weil das Projekt dem "Gemeinohl" diente oder weil geforderte Maßnahmen unverhältnismäßige Kosten verursacht hätten ... ich glaube entlang der geplanten Route hätte man Tiger oder Eisbären finden können, und die Autobahn wäre trotzdem gebaut worden.
Für Ungläubige noch ein Link zu einem Urteil des BVerwG:
https://www.bverwg.de/pm/2009/50

Rund um den Tagebau Garzweiler (Hambacher Forst etc) wird seit Jahrzehnten lustig Dorf nach Dorf entschädigt und dann abgerissen.
Die Chancen einer Klage stehen gleich Null, da es der Region Arbeitsplätze bringt und die BRD angeblich die Braunkohle für die Energieversorgung braucht.
Naja ... irgendwann (vielleicht gegen 2070) gibts dann da auch einen schönen großen Badesee ... aus dem nur ab und zu mal in heißen Sommern ein altes Baggergerippe auftaucht.


"Gemeinwohl" bedeutet, dass es der gesamten Gemeinschaft (Dorf, Stadt, Land, Bund) Vorteile verschafft.

Speichertechnologien haben ganz sicher einen Vorteil ... und zumindest bei Pumpspeicherwerken gibt es noch einen positiven Effekt. Zu den Dingern gehört immer mindestens ein größerer See ... direkt nach Bauabschluss ist das da noch nicht so geil ... aber die meisten künstlichen Stauseen in Deutschland waren bereits 10 Jahre später wichtige Naherholungsgebiete, die der Region sogar Tourismus gebracht haben..
Ergänzung ()

Piktogramm schrieb:
Was "Gemeinwohl" ist, wird gerade dadurch ermittelt, dass Vertreter·innen der Gemeinschaft befragt werden.
Ist dem Gemeinwohl gedient, wenn dann einzelne Verbände ein Großprojekt blockieren können?

Meiner Meinung nach hat unser momentanes Modell mit direkter Demokratie unglaublich wenig zu tun ... der Interessenverband, der am lautesten blökt und damit am meisten Aufmerksamkeit auf sich zieht, hat auch die besten Chancen ein Projekt zu verhindern ... ganz egal, ob das ein Verein mit Millionen Mitgliedern ist, oder einer mit nur wenigen Millonären als Mitgliedern.
Hauptsache man kriegt das irgendwie in die Presse.
Das hat mit direkter Demokratie nicht viel zu tun ... das ist Lobbypolitik, mediale Manipulation und die Angst der besoffenen Planer vor der Öffentlichkeit.
 
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@DerOlf
Du lieferst doch aber gerade Gegenbeispiele für die These, dass es früher keinen Widerstand gegeben hätte. Den Widerstand gab es und das Verfahren war alles andere als für das Voranschreiten förderlich.
Das Gerichte dann in die ein oder andere Richtung entscheiden ist heute ebenso. Das viele Projekte daran scheitern liegt dann gern mal daran, dass eben wesentliche Dinge bei der Planung nicht beachtet wurden. Umweltschutz gehört da gern mal dazu. Wer das Gemeingut Umwelt nicht beachtet, bekommt halt Probleme..

DerOlf schrieb:
"Gemeinwohl" bedeutet, dass es der gesamten Gemeinschaft (Dorf, Stadt, Land, Bund) Vorteile verschafft.
Ergänzung ()

Ist dem Gemeinwohl gedient, wenn dann einzelne Verbände ein Großprojekt blockieren können?
Deine Definition löst halt das Problem nicht. Was als "Vorteil" und "Nachteil" gewertet wird geht je nach Position der Stakeholder ganz gewaltig auseinander. Ich habe mittlerweile 2 Projekte des öffentlichen Baus als Vertreter einer Interessengruppe begleitet. Die vertretene Interessengruppen war in beiden Verfahren verpflichtend einbezogen. Ich kann dir sagen, dass die Absichten von öffentlicher Hand und den befragten Stakeholdern teils gewaltig auseinander lagen. Ohne dieses für alle Seiten nervige Verfahren wären aber einige Fehlplanungen nicht aufgefallen. Das hat vielen Leuten Nerven gekostet, Zeit und Geld sowieso und es am Schluss waren alle Seiten irgendwie nicht zufrieden, aber es hat groben Bockmist verhindert (Meinung meiner Seite... :D )

Das Bürger Dinge gegen den Verwaltungsapparat Dinge verhindern können ist ein grundlegendes Feature einer Demokratie. Das dann meist größere Interessenverbände auftreten hat in der Regel den Hintergrund, dass man als Einzelperson aufgeschmissen ist (man hat in der Regek weder Zeit, Energie noch Finanzen in ausreichender Höhe um als Einzelperson zu bestehen).


Hauptsache man kriegt das irgendwie in die Presse.
Das hat mit direkter Demokratie nicht viel zu tun ... das ist Lobbypolitik, mediale Manipulation und die Angst der besoffenen Planer vor der Öffentlichkeit.
Wieso fängst du von direkter Demokratie an? Davon schrieb ich nichts! Ich schrieb von Demokratie mit Bürgerbeteiligung, was ungleich direkter Demokratie ist. Das ist der etwas aufwendigere Modus, wo man wirklich Aufwand investiert um bürokratische Verfahren als Bürger zu begleiten. Was ich wesentlich sinnvoller empfinde als direkte Demokratie, was viele sowieso nur als Möglichkeit begreifen ihre Stammtische zur Wahluhrne zu tragen.
 
Piktogramm schrieb:
Wieso fängst du von direkter Demokratie an?
So wie du es selektiv zitiert hast, gibt das natürlich keinen Sinn ... ich ergänze mal den wichtigeren Teil.
DerOlf schrieb:
der Interessenverband, der am lautesten blökt und damit am meisten Aufmerksamkeit auf sich zieht, hat auch die besten Chancen ein Projekt zu verhindern ... ganz egal, ob das ein Verein mit Millionen Mitgliedern ist, oder einer mit nur wenigen Millonären als Mitgliedern.
DAS hat mMn nicht nur nichts mit direkter Demokratie zu tun, sondern auch nichts mit "Demokratie mit Bürgerbeteiligung".

Natürlich ist das auch ein Problem der direkten Demokratie, wie sie beispielsweise in der Schweiz gelebt wird ... der, der in der Presse die größten Wellen machen kann, der gewinnt. Und das ist (leider) oft weder die Mehrheit, noch insgesamt irgendwie "gut".

Natürlich müssen Planungen genauestens geprüft werden ... und zwar genau aus dem Grund, dass die beteiligten eben unterschiedliche Interessen damit verfolgen.
Der Politiker will was schön symbolträchtiges für wenig Geld, verzichtet daher eventuell auf teure Details, die Fachleute als Notwendigkeiten dabeihaben wollen würden.
Dem Investor gehts zunächst nur darum, dass der ROI groß ist und schnell kommt ... auch der spart, achtet dabei aber eventuell nicht auf Repräsentativität (solange die den Profit nicht steigern kann).

Share- und Stakeholder-Management ist sicherlich einer der anstrengendsten Aspekte bei Projekten jeder art. Mein Beileid ... ich musste das bisher nur 2 Monate lang machen (dafür aber in zwei parallelen Projekten ohne Berührungspunkte) ... ich schleiche nicht gerne wie die Katze schnurrend um den Heißen Brei. Auf keinen fall nur, damit der Brei bei Laune bleibt und trotzdem informiert ist.
Ich fands super anstrengend, alles immer so positiv wie nur irgend möglich zu formulieren ... auch wenn der Tenor ist: "joa, läuft gerade richtig kacke".
Ergänzung ()

Piktogramm schrieb:
Du lieferst doch aber gerade Gegenbeispiele für die These, dass es früher keinen Widerstand gegeben hätte. Den Widerstand gab es und das Verfahren war alles andere als für das Voranschreiten förderlich.
:lol: ganz drüvber weg gekommen.

Ich wollte damit keinesfalls sagen, dass es damals keinen Widerstand gab .. ich wollte nur sagen, dass er in meiner subjektiven Wahrnehmung weitaus seltener erfolgrech war ... zumindest mit den Themen, mit denen er heute efolgreich ist (Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum sind alte Hüte).
Ich selbst habe mal mit einem Beitrag zu einem Bericht von insgesamt 250 Seiten geholfen, einen neuen Stausee mit großem Parkplatz und einem Thermalbad (OHNE heiße Quelle vor ort) mitten in einem Vogelbrutgebiet zu verhindern.
Den Planern und Nutznießern hat das ganz sicher nicht gefallen, und es war gerade der ZWECK des ganzen, durch ein Verfahren zunächst das gesamte Projekt zu verzögern (nach der Baugenehmigung wäre zu spät gewesen).

Zwei verschedene Interessenverbände, die miteinander konkurieren und entgegengesetzte Interessen verfolgen.
Im Grunde ja normal in jeder Demokratie ... eigentlich in jeder Gesellschaft, denn auch für Tyrannen KANN es eng werden.
 
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DerOlf schrieb:
Den Planern und Nutznießern hat das ganz sicher nicht gefallen, und es war gerade der ZWECK des ganzen, durch ein Verfahren zunächst das gesamte Projekt zu verzögern (nach der Baugenehmigung wäre zu spät gewesen).
Und da soll man sich noch wundern, dass man hier kaum noch etwas gebacken bekommt bzw. 8/815 Projekte u.U. Jahrzehnte andauern.
Ganz Klasse, wenn der Zweck es war das Projekt zu verzögern.
Kostet letztlich die Gesellschaft ja auch gar nichts! :rolleyes:
 
Tiu schrieb:
Ganz Klasse, wenn der Zweck es war das Projekt zu verzögern.
Der Zweck war es, das Vogelbrutgebiet (mit einigen bedrohten Arten) zu erhalten ... daher war es NOTWENDIG, das Projekt schon vor Baubeginn (Vermessungsarbeiten) zu stoppen.
Nur damit du es richtig verstehst ... in dem Moment, wo da Menschen auftauchen, laut sind und "Dinge" hinterlassen, wird der Brutplatz von vielen Vogelarten weiträumig gemieden.
Daran, dieses Projekt zu stoppen, waren neben den üblichen Verdächtigen (Natur- und Tierschutzbünde) auch ca. 30 Professoren verschiedener Universitäten und ca. 100 studentische Hilfskräfte beteiligt (vor allem aus den Fachgebieten Geologie, Biologie, Ingenieurwesen, Geografie), die fast 2 jahre lang wissenschaftlich gearbeitet haben, um dem Planungsbüro und dem Bauamt klar zu machen, dass dieser Bau nachhaltige Folgen für das Ökosystem und damit letztlich auch die Lebensqualität in den umliegenden Siedlungen gehabt hätte.
Ausserdem wurden die Laufkosten (wie eigentlich immer) viel zu niedrig angesetzt, denn durch die verringerte Fließgeschwindigkeit wäre es zu verstärkten Sediment-Ablagerungen gekommen. Den "Badesee" hätte man sowieso regelmäßig ausbaggern müssen (wie man es mit dem kleineren bereits exstierenden Stausee ca. alle 3 Jahre machen muss, damit da wenigsten 1m Wasser auf dem Schlick steht).
Geplant war, dass die Stadt diese Kosten übernimmt. daher wurden sie vom Bauherren zu niedrig angesetzt und konnten bei realistischer Betrachtung zum Bremsklotz werden.

Wenn man von vornherein ordentlich plant (oder vorgelegte Planungen WISSENSCHAFTLICH prüft), dann kann man sowas vermeiden ... und dann entstehen garkeine Kosten ... nichtmal die einer Gegenkampagne.
In diesem Fall fand eine wissenschaftliche Prüfung statt, und die Planung ist genau daran gescheitert.
Ich denke nicht, dass man daraus gerade denen einen Vorwurf machen sollte, die den Wahnsinn gestoppt haben, BEVOR Verträge mit Baufirmen unterzeichnet wurden. Danach hätte es nicht nur nichts gebracht, sondern wäre auch um ein Vielfaches teurer gewesen.
Ergänzung ()

Tiu schrieb:
Kostet letztlich die Gesellschaft ja auch gar nichts!
Die größten Kosten entstehen mMn durch Fehlplanungen und die Einmischung politischer Würdenträger.
Siehe BER ... ohne Politiker in den Entscheidungsgremien und Baufirmen, die vor Gericht mehr Profit einfahren, als auf der Baustelle, wäre das Ding wohl auch termingerecht fertig geworden.
 
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DerOlf schrieb:
Der Zweck war es, das Vogelbrutgebiet (mit einigen bedrohten Arten) zu erhalten ...
Geschrieben hattest Du aber etwas anderes! ;)

Es bleibt aber bei zu vielen Projekten ob groß oder klein nahezu immer das gleiche Problem.
Schau dir mal die ganzen Dörfer an wo Ortsumgehungen gefordert werden.
Da weiß man oft nicht mehr ob man darüber lachen oder weinen soll... oder vor lauter Verzweiflung ganz aufgeben.

Wird dann eine Ortsumgehung genehmigt.... steht der nächste Konflikt gleich an.
Soll man nördlich- oder südlich um den Ort?
Da es ja dann bei "allen" Lösungen sowohl Gewinner (diejenigen, die ihr Land verkaufen möchten und auch nicht von der Umgehung betroffen sein werden) als auch Verlierer gibt (diejenigen, die ihr Land nicht verkaufen wolllen, bzw. von der neuen Umgehung als Anlieger / Anwohner betroffen wären). Da werden ganze Kriege in Ortschaften ausgefochten, da zerfallen ganze FamilienClans.

Oder es kommt trotz einfacherer, schnellerer Möglichkeiten aufgrund der o.g. Umstände zu den teuren Kompromissen.
Tunnel muss gebaut werden, Brücke über einen kleinen Fluss / Bach etc.
 
Bei besagten Ortsumgehungen wird das Problem des Lauten, stinkenden Verkehrs halt auch nur verschoben. Vom Ortskern zum Ortsrand. Wo sich vorher die Anwohner des Ortsrandes beschweren, beschweren sich dann eben jene der betroffenen Ortsgrenze und/oder Bauern denen ihre landwirtschaftlichen Flächen zerschnitten werden ohne sinnvolle Zufahrtswege vorzusehen, was für betroffene Bauern Kostensteigerung für alle kommenden Jahre bedeutet, die durch die Ausgleichszahlungen bei Zwangsenteignung nicht annähernd ausgeglichen werden.
Wobei gleichzeitig, dann gern mal der Rückbau der ehemaligen Hauptstraße geplant wird, streng nach Vorschrift unter Missachtung der realen Bebauung und am Ende kommt der Dorfbus und das Gerät vom örtlichen Bauunternehmer kaum mehr durch :D
 
Tiu schrieb:
Geschrieben hattest Du aber etwas anderes!
Ich habe es eben geschrieben, wie es sich für mich damals dargestellt hat.

Natürlich haben wir uns darauf konzentriert, die Bemühungen des Bauherren zu bremsen ... weil es NOTWENDIG war, um das Brutgebiet zu erhalten. Wenn der eine Baugenehmigung früh genug bekommen hätte, dann wäre es mit der Vogelbrut in allen Folgejahren an der Stelle einfach essig gewesen.
DAS galt es also zu verhindern ... ich bin froh und stolz, dass uns das gelungen ist.

Ortsumgehungen ist ein nettes Thema ... teilweise wird ja nichtmal geprüft, ob es möglich ist, die Hauptstrasse umzuwidmen ... denn Überland-Güterverkehr darf nunmal nur auf Bundesstrassen fahren (solange der Zielort das zulässt) ... ist die neue Umgehung keine, aber die alte Hauptstrasse schon, dann ballern die Brummis eben weiter durch den Dorfkern und die Umgehung ist dann eben die "scenic route" für Sonntagsfahrer.
Ergänzung ()

Piktogramm schrieb:
Wobei gleichzeitig, dann gern mal der Rückbau der ehemaligen Hauptstraße geplant wird, streng nach Vorschrift unter Missachtung der realen Bebauung und am Ende kommt der Dorfbus und das Gerät vom örtlichen Bauunternehmer kaum mehr durch
Autsch ... ich kann mir das gerade richtig gut vorstellen.
Daher ist es im Grunde sehr angeraten, regelmäßig beim Bauamt vorbeiszuschauen, um in Erfahrung zu bringen, was gerade so in Planung ist ... eventuell reagieren die Stammesoberen drauf, wenn der örtliche Bauunternehmer damit droht, ins verhasste Nachbardorf abzuwandern oder wenn die betreiber des Dorfbusses damit drohen, das Dorf nicht mehr anzufahren (der "Dorfbus" fährt dann eben auch über die Umgehung).

Wenn man von der Planung nichts weiß, kann man auch nichts gegen Fehlplanungen unternehmen ... dann kann man sich nur drüber beschweren, wenns dann zu spät ist.

Ich weiß selbst, dass die Baupläne meist im "abgeschlossenen Gästeklo im 2. Untergeschoß" aushängen ... dann muss man eben mal etwas hartnäckiger sein, als für Datenklau via Google.
 
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