Unabhängigkeit des Kosovo...

H

hrafnagaldr

Gast
Eine einseitige Unabhängigkeit die gegen geltendes Völkerrecht verstößt (bin mal gespannt was die Merkel dazu sagt, wobei ich kanns mir ja denken, ist ja rechtamerikahörig), dazu die serbische Minderheit im Kosovo, die allgegenwärtige Korruption und sonstige Kriminalität sowie ein Staatschef Thaci der auch keine weiße Weste hat (aber gut, wer hat die schon).

Mehr Stabilität am Balkan wird das nicht bringen, eine multhiethnische Gesellschaft wird dort auch nicht funktionieren. Da ist das sprichwörtliche Pulverfaß noch einmal frisch aufgefüllt worden. Man denke nur an die gewaltsamen Demos im März 2004 und die überforderten Sicherheitsstreitkräfte.

Allerorten freuen sich die Leute auf den Straßen, weil sie kurz das Wort Unabhängigkeit hören. Aber die langfristigen Folgen werden schwer wiegen, allein schon weil die Gegend zwischen russischen und amerikanischen Interessen zerrieben wurde und weiter zerrieben wird.

Man mag mir meine Schwarzmalerei verzeihen, aber der Kosovo ist nicht in der Lage auf eigenen Beinen zu stehen. Das kann nicht gut gehn. Und Europa wird das nur unnötig Geld kosten. Als ob der erlogene Krieg vor 8 Jahren nicht schon genug gekostet hat, materiell und menschlich...
 
Jugoslawien war noch nie eine richtige Einheit. Bis 1980, als Tito starb, merkte man das nicht so. Aber dann dauerte es nur noch 10-11 Jahre, bis der Staat allmählich zerbröselte. Als Außenstehender begreift man nicht unbedingt, was daran so schwierig sein soll, miteinander zu leben. Aber es funktioniert aus den unterschiedlichsten Gründen offensichtlich nicht. Die Unabhängigkeit allein wird es vermutlich nicht richten. Denn ich sehe die Ausgangslage mit einer serbischen Enklave im eigenen Land nicht als optimal an. Schließlich stellt sich noch die Frage für das gesamte Ex-Jugoslawien, wie klein ein Land sein darf, um z. B. unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Sinn zu machen.
 
Naja wenn die Balkan-Kriege eh erlogen waren, wird hier ja jetzt auch nichts passieren. Es ist doch erstaunlich wie detailreich solche Andeutungen sind, die mit der jetzigen Ausgangslage nichts zu tun haben. Entweder man zieht die Verbindung ganz oder besser gar nicht.

Ansonsten wäre es aber doch ganz im Sinne der PuG-Regeln nicht mitten in der Diskussion anzufangen, sondern die Grundlage dafür zu schaffen in der Eröffnung. Deine Meinung kennen wir jetzt, nun braucht es nur noch ein paar Fakten, Hintergründe etc.

Wäre doch von Vorteil für den Thread wenn dies nachgereicht werden würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bitte sehr: Ich hab mich da etwas unglücklich ausgedrückt: Was ich meine ist das unsere Streitkräfte durch Lügen in den Kosovo gebracht wurden, zur Abwendung einer angeblichen humanitären Katastrophe, als die Serben die Kosovo-Albaner aus dem Land treiben wollten, was dann zum NATO-Kriegseinsatz führte. Da beziehe ich mich auf eine Doku des WDR glaub, "Es begann mit einer Lüge", die ist schon ein paar Jahre alt, in der angezeigt werden sollte, wie in den Medien Stimmung für den Kriegseinsatz gemacht wurde. Dort wurden auch Bilder von zerstörten Dörfern etc. gezeigt. nach dem NATO-Einsatz waren sie das auf jeden Fall.

Klar war der Balkan nie eine stabile Region, aber nachdem die NATO dort bombardierte wurde alles nur noch schlimmer. Nun hat der Kosovo nach dem Willen der USA seine Unabhängigkeit erklären können, überall ist die Freude groß und in die EU sollen sie auch gleich.

Seit 8 Jahren kostet uns das alles Geld , welches in der dortigen Korruption versumpft, den Menschen dort geht es keinen Deut besser und nun müssen wir noch mehr Kohle da reinstecken. Wobei Russland, welches ja die Serben unterstützt sich ohnehin querstellen wird. Die USA habens einfach, lassen ihre Interessen hier von uns vertreten, haben aber selber nen großen Teich vor dem Problem, wir habens vor unserer Haustür.

Kurz gesagt: Den Leuten gehts weiterhin scheisse, die serbische Minderheit sieht sich noch erheblicheren Problemen gegenüber, wir dürfen zahlen und Europa verliert an Stabilität. Wir werden wieder Soldaten hinschicken dürfen, zeitgleich noch in Afghanistan kämpfen.
Weiterhin ist die UN-Resolution 1244 noch gültig, nach welcher eine einseitige Unabhängigkeit gegen das Völkerrecht geht. Und wenn unsere Regierung dieser Unabhängigkeit ihrern Segen gibt begehen wir einen Verstoß gegen geltendes Völkerrecht.

Und auf der Straße freuen sich alle und bilden Autokorsos...
Bevor ihr mir damit kommt: Ja mein Standpunkt ist recht egoistisch. Unsere Steuergelder, unsere Soldaten aber irgendwie ist damit weder uns noch der dortigen Bevölkerung geholfen. Aber nun können die USA ja im Kosovo großartig Stützpunkte errichten. Der gute alte Ost-West-Konflikt...
 
Zuletzt bearbeitet:
keshkau schrieb:
Schließlich stellt sich noch die Frage für das gesamte Ex-Jugoslawien, wie klein ein Land sein darf, um z. B. unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Sinn zu machen.

Hmmm, ich erinnere Dich nur mal vorsichtig an die langjährige Existenz von Staaten wie Luxemburg, Liechtenstein oder Monaco. Der Kosovo hingegen hat sogar mehr Einwohner als Montenegro...

neo-bahamuth schrieb:
Klar war der Balkan nie eine stabile Region
Hmmm, zu Titos Zeiten schon. Immerhin so stabil, daß selbst Volkswagen seinerzeit ein Werk in Sarajevo gebaut hat! Das soll allerdings keine Wertung der Tito-Zeiten sein...
 
Zuletzt bearbeitet:
ob und wie weit die WDR-Reportage "Es begann mit einer Lüge" zutrifft kann ich nicht beurteilen. Übrigens hier zu sehen. Sehr interessant:)
Im Kosovo gab es Verbrechen von serbischer Seite, ganau wie es Verbrechen Seitens der UCK gab. Von daher ist es schwer zu sagen ob es richtig war in diesen Bürgerkrieg einzugreifen.

Die unabhängigkeit des Kosovo's ist ein gefährliches Pulverfass:
Für Serbien ist das ein enormer Machtverlust (wer verliert schon gern ein Teil seines beanspruchten Territoriums), sowie für die serbische Regierung ein Ansehensverlust in der Bevölkerung, da sie sich für die "Brüder im Kosovo" einsetzen will/wollte und eine Unabhängigkeit unbedingt verhindern will/wollte. Ich denke viele Serben haben das Gefühl, dass nun jeder über ihren Kopf hinweg Entscheidungen treffen kann.
Für die Albaner ist es natürlich ein guter Tag, wer will nicht unabhängig sein, von seinen eigenen Leuten regiert zu werden. Nun werden endlich Entscheidungen nicht über ihren Kopf hinweg getroffen.

Aber insgesamt befürchte ich, dass diese Unabhängigkeitserklärung nicht gut war für den Kosovo.
Die Serben im Kosovo sind ein enorm hohes Streitpotenzial, mann stelle sich vor, es gibt nun Übergriffe auf die Serben. Wie wird Serbien dann reagieren? Wie wird Russland reagieren? Man denke nur an die Reaktion Russlands auf die Natoangriffe, als russiche Fallschirmjäger den Flugplatz von Pristina besetzten und des bald zu einem Kampf mit Nato-Truppen kam.
Die Erklärung schnürrt und führt nur zu weiten Spannungen in der Region, aber genau das können die Menschen nun gar nicht brauchen, das sich die Wirtschaft nicht entwickeln kann.

Und wiedermal müssen wir mit unseren Geld und Soldaten herhalten, damit die Lage einigermaßen stabil bleibt. Hoffen wir das beste für den Kosovo und den ganzen Balkan!
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, nun können sich die Amis dort endgültig niederlassen. Was sie auch schon immer vorhatten, wenn man dort mal deren Camp Bondsteel anschaut... das sieht irgendwie längerfristig aus.
 

Anhänge

  • camp_bondsteel_kosovo.jpg
    camp_bondsteel_kosovo.jpg
    254,7 KB · Aufrufe: 458
Ich habe von der politischen Lage "dort unten" keine wirkliche Ahnung. Klar ist mir der Krieg dort noch im Kopf, aber über die genauen Hintergründe weiß ich wenig.
Ich hoffe nur, dass es gut ausgeht, ich habe die schnauze voll davon, ständig von neuen konflikten und kriegen zu hören (auch wenn diese weit weg sind). Sollen alle Menschen doch mal etwas toleranter werden, dann klappt das zusammenleben auch besser.

Ich habe am Wochenende mit zwei Kosovaren (oder wie auch immer sich die Bewohner des Kosovos nennen) gesprochen. Die freuen sich wie kleine Kinder zu Weihnachten. Seit Jahren warten sie auf diesen Tag und ich gönne Ihnen auch dass es klappt.
 
Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wird die Region da unten weiter destabilisieren.

Wo das hinführen wird, werden wir sehen.
Nur sehe ich da z.Zt. relativ wenig Positives.
 
die unabhängigkeit des kosovo wird in anderen regionen auch begehrlichkeiten entwickeln sich unabhängig zu erklären....ganz große gefahr für eine länder europas...siehe frankreich mit korsika, oder das baskenland in spanien...die sehen doch auch was möglich ist und denken sich ihren teil...
 
Und wird es wohl auch noch zu einem Domino-Effekt führen, d.h. weitere Minderheiten werden evtl. aufbegehren, was zB im Falle der Kurden auch zu weiteren Unruhen führen könnte.

Das hier auf dem Rücken der Bevölkerung des Kosovo nur wieder Machtpolitik betreiben wird interessiert die wenigstens. Hier will sich der Westen doch nur den aufbegehrenden Russen in den Weg stellen. Das wird sich auch Georgien von russischer Seite zu spüren bekommen (die georgische Armee wird übrigens auch von den Amis ausgebildet und unterstützt). Und macnhe denken tatsächlich der Kalte Krieg wäre vorbei...

edit: mit dem Domino-Effekt war Muenzmann schneller :)
edit2: Frankreich und England haben den Kosovo anerkannt, Deutschland will am Mittwoch nachziehen. Soviel zum Völkerrecht...
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur weil viele JA sagen, ist es noch lange nicht richtig.

Wir werden sehen, wann die ersten Säbel gezückt werden.
 
Hmmm, zu Titos Zeiten schon. Immerhin so stabil, daß selbst Volkswagen seinerzeit ein Werk in Sarajevo gebaut hat! Das soll allerdings keine Wertung der Tito-Zeiten sein...

Die Hintergründe der ethnischen Spannungen auf dem Balkan reichen viel weiter zurück als in die Zeiten unmittelbar vor Tito, die, und das hat Keshkau schon hervorgehoben, mehr oder weniger eine Ausnahme in der historischen Entwicklung der Region darstellen.

Spätestens in der Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich seit dem 14. Jh. (Schlacht auf dem Amselfeld) sind die unterschiedlichen Volksgruppen in ihrer ethnischen Identität zu fassen. Auch nach der Eroberung des Balkans von seiten des Osmanischen Reiches war die Region ständig geprägt von Auseinandersetzungen, Freiheitskämpfen und wechselnden Machtverhaltnissen, die seit der verstärkten Einflussnahme der Habsburger auch kein Ende fanden. Zusätzlich spielten die komplizierten religiösen Strukturen der Ethnien eine bedeutende Rolle (Serben: orthodoxe Christen, Kroaten: Katholiken, Bosnier und Albaner: Muslime) Diese jahrhundertelang problematische Region fand zudem 1912/13 im Balkankrieg einen bezeichnenden Höhepunkt: in der Erhebung gegen die Osmanen erhielten etliche Balkanstaaten ihre Unabhängigkeit und formulierten zum ersten mal ihren Anspruch auf einen eigenen Staat, teilweise auch nach westeuropäischem Vorbild.

Wie brisant die Lage war, zeigt sich schließlich an dem Attentat auf den österreischen Thronfolger 1914, das schließlich zum 1. Weltkrieg führte. Tito gelang es immerhin, für eine besonders lange Zeit mithilfe einer neuen politischen Identität (nämlich dem Sozialismus) die ethnischen und religiösen Differenzen zu unterdrücken und unter der Oberfläche zu halten.

Wie tief aber die gegenseitigen Vorurteile wurzeln, wird aber noch offensichtlicher, wenn man die geschichtliche Kontinuität dieser Probleme berücksichtigt, vgl. hierzu die Äußerungen von Hans Koschnick: http://www.tagesschau.de/ausland/kosovo68.html

Im übrigen scheint eine erste Stufe der Eskalation bereits eingetreten zu sein. Die serbische Regierung klagt die kosovarischen Volksvertreter des Hochverrats an: http://www.tagesschau.de/ausland/kosovo160.html
 
Zuletzt bearbeitet:
bin auch gespannt wie es sich jetzt in nächster zeit entwickeln wird...wie konkret letztendlich die drohungen aus belgrad sind...sind ja schon harsch aber sehen was sie wirklich tun werden...

bin vor allem über die reaktion der albaner in mazedonieren gespannt, da meine mutter dort geboren wurde und ich immer noch verwandte im süden habe
 
Zuletzt bearbeitet:
Trotzdem haben sie einen Islamisch-demokratischen Staat ausgerufen... So wars heute in der Presse (nicht die Bildzeitung) zulesen. Fakt ist, dass dieser Schritt aus der Sicht mancher überfällig, aus der Sicht anderer zu früh und aus der Sicht noch anderer föllig falsch ist. Es klang etwas weiter oben auch schon an, dass es in einem Land in dem Millionen an Geldern einfach mal so verschwinden, mit sicherheit in nächster Zeit, keine Ruhe einkehren wird. Immerhin steht der Kossovo laut einer aktuellen Statistik an vierletzter Stelle, wenn es um Koruption geht...
 
Zuletzt bearbeitet:
@Hexor Reynolds,

ist schon richtig was der ObServer88 meint, ich bin ein kosovo albaner,
und weiss wie dort das leben ist, die meisten leben dort wie hier bei uns christentum:alien_alt:


aber ich sehe schlechte zeiten bald kommen für kosovo bzw nato usw usf:(
 
@grandepunto

Zitat von Hashim Thaci in der Sondersitzung zur Unabhängikeitserklärung:

Die Menschen des Landes hätten „nie den Glauben an den Traum verloren, dass wir eines Tages zu den freien Nationen dieser Welt gehören“, sagte Thaci. Das Kosovo werde nie wieder von Belgrad beherrscht, verkündete er. Es werde ein demokratischer und multiethnischer Staat sein.

Deine Aussage scheint nicht zu stimmen!?
 
ObServer88 schrieb:
Na vll. täuschen mich auch nur die Eindrücke aus den Medien der letzten Zeit, wo die Kosovo Albaner alle mit USA-, und EU Flaggen rumrennen. ^^
Die türkische Administration scheint vieeel fundamentalistischer.

Naja, nur weil sie mit starker Unterstützung durch die USA die Unabhängigkeit erlangt haben. Die wenigsten scheinen allerdings zu bemerken, dass der Kosovo wohl nur ein US-Vorposten gegen Russland sein soll.

In vielen Foren wird auch schon gespottet, der neue Staat wird nicht Kosovo sondern Bondsteel heißen.

Und ich will ehrlich gesagt weder die Türkei noch den Kosovo in ihrer jetzigen Form in der EU haben. Die einen zum einem großen Teil mittelalterliche Fundamentalisten, die anderen ein Hort der organisierten Kriminalität der wirtschaftlich in den nächsten Jahren niemals unabhängig sein kann und nicht nur eine finanzielle Belastung darstellen würde.

Mit dieser Unabhängigkeit is meiner Meinung nach keinem vernünftig denkenden Menschen geholfen, und ich könnt schon wieder das blanke Kotzen bekommen wenn ich sehe wie unsere Regierung wie am Schnürchen gezogen miteinstimmen wird.

"Es werde ein demokratischer und multiethnischer Staat sein."
Das ich nicht lache, die serbische Minderheit wird in Ghettos enden oder vertreiben werden. Ein gutes Viertel der Polizei des Kosovo besteht aus ehemaligen UCK-Kämpfern, Thaci war bis zu deren Auflösung ihr Anführer. Jeder der sich gut mit den Serben verstand kam da dran, auch wenn die Selber die selber keine Serben waren. Und jetzt auf einmal sollen die friedlich zusammen leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
keshkau schrieb:
Schließlich stellt sich noch die Frage für das gesamte Ex-Jugoslawien, wie klein ein Land sein darf, um z. B. unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Sinn zu machen.
In den Nachrichten war zu hören, dass dr Kosovo alleine nicht überlebensfähig ist und auf die Hilfe angewiesen sei.
 
ObServer88 schrieb:
@grandepunto

Deine Aussage scheint nicht zu stimmen!?

Da muss ich mich dann wohl von dir berichtigen lassen. Entweder kann ich net lesen, oder die Zeitung hat das tatsächlich als "Wahrheit" verklingelt.
 
Zurück
Oben