Nvidia GeForce 9600 GT (SLI) im Test: Einmal Radeon-HD-3850-Konkurrenz, bitte!

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Wolfgang Andermahr
205 Kommentare

Beurteilung

Die Radeon HD 3850 von ATi gehört wohl zu den Grafikkarten, die der Konkurrent Nvidia lieber nicht auf dem Markt gesehen hätte. Einen richtigen Gegenpart gab es zu diesem Produkt bisher nicht. Einem Produkt, das zudem dermaßen günstig und dabei trotzdem leistungsstark ist, dass sich wohl regelrechte Kundenscharen darauf gestürzt haben dürften. Während man über einen längeren Zeitraum nur hilflos zuschauen konnte, bietet Nvidia nun mit der GeForce 9600 GT das passende Gegenstück an. Der Preis dafür lautet 170 Euro, wobei einige Hersteller bereits angekündigt haben, dass der Marktpreis etwas niedriger ausfallen wird (erste Exemplare sind derzeit ab 150 Euro lieferbar).

Ohne Anti-Aliasing sowie der anisotropen Filterung hat es die GeForce 9600 GT in der Auflösung von 1280x1024 noch etwas schwer, sich von den Radeon-Beschleunigern abzusetzen. Die Radeon HD 3850 tummelt sich durchschnittlich nur magere drei Prozent hinter dem Produkt aus Kalifornien, was wohl keinem Spieler auffallen wird. Der Rückstand zur GeForce 8800 GT liegt bei akzeptablen 23 Prozent. Und in 1600x1200 ändert sich nicht viel. Die Radeon HD 3850 mit 256 MB rechnet drei Prozent langsamer, während die 512-MB-Version zwei Prozent schneller als die GeForce 9600 GT von Nvidia die 3D-Anwendungen meistert. Aber dies kann man wohl ebenso wenig als relevant bezeichnen.

Ohne Kantenglättung sowie der anisotropen Filterung geben sich die ATi- und Nvidia-Produkte dementsprechend nichts. Um einiges interessanter wird es nach dem Hinzuschalten der beiden qualitätssteigernden Features, da nun das GeForce-Produkt die Oberhand gewinnt. In 1280x1024 kann sich die GeForce 9600 GT um gute 21 Prozent von der Radeon HD 3850 absetzen, während der Vorsprung zur 512-MB-Variante bei kaum geringeren 18 Prozent liegt. In 1600x1200 ist die Differenz zur Radeon HD 3850 256 mit 29 Prozent nochmals größer. Die Radeon HD 3850 512 MB schlägt sich dagegen besser und muss sich lediglich um 15 Prozent geschlagen geben.

Nvidia GeForce 9600 GT
Nvidia GeForce 9600 GT

Die Königsdisziplin der aktuellen Radeon-Karten lautet acht-faches Anti-Aliasing, was sich in diesem Fall erneut bestätigt – dabei muss man aber anmerken, dass Grafikkarten dieser Preisklasse des Öfteren zu langsam für diese Qualitätseinstellung sind. Schneller bedeutet somit nicht zwangsläufig auch schnell genug. In 1280x1024 kann sich die GeForce 9600 GT noch knapp behaupten und rechnet gleich auf mit der Radeon HD 3850 512, während die 256-MB-Variante um 19 Prozent hinter den größeren Bruder zurückfällt. In 1600x1200 geht dieser Grafikkarte dann endgültig der Speicher aus, da sich die 512-MB-Version um knapp 50 Prozent vor die günstigere Radeon-Karte setzen kann. Diese schlägt mit einem Vorsprung von 17 Prozent auch die neue GeForce 9600 GT.

Dies sollte bezüglich der Performance dann aber die einzige Niederlage für die Nvidia GeForce 9600 GT sein, denn unter der neuen Direct3D-10-API rendert der GeForce-Pixelkünstler teils deutlich schneller als die ATi-Grafikkarten. Ohne Kantenglättung kann sich die GeForce 9600 GT um sieben (512 MB) beziehungsweise 18 Prozent (256 MB) von der Radeon HD 3850 absetzen. Mit der höheren Qualität rennt man der Konkurrenz gar regelrecht davon. Die GeForce 9600 GT rechnet satte 27 Prozent schneller als die Radeon HD 3850 512 in Direct3D-10-Spielen, was den Unterschied zwischen spielbar und unspielbar bedeuten kann. Die 256-MB-Karte fällt um 45 Prozent zurück.

Beeindruckend ist die Leistung des SLI-Gespanns bestehend aus zwei GeForce-9600-GT-Karten, mit denen man des Öfteren eine höhere Leistung als mit der schnellsten zur Zeit verfügbaren Einzelgrafikkarte erreichen kann. Wenn man bedenkt, dass der Kaufpreis voraussichtlich unter 340 Euro liegen wird, ist dies ohne Zweifel ein verlockendes Angebot und bringt in vielen Spielen einen heftigen Performancegewinn. Im günstigsten Fall konnte das SLI-Gespann die 3D-Spiele im Durchschnitt um sehr gute 85 Prozent schneller als eine einzelne GeForce 9600 GT darstellen und macht so höhere Qualitätseinstellungen spielbar. Einen Wehrmutstropfen gibt es aber immer noch: Die Mikroruckler können je nach Anwendung das Spielgeschehen negativ beeinflussen und SLI (sowie CrossFire) ad absurdum führen. Doch wie Nvidia uns mitteilte, hat man diesbezüglich schon einige Fortschritte gemacht.

Auch beim Kühlsystem hat Nvidia auf der GeForce 9600 GT gute Arbeit geleistet. Die Grafikkarte arbeitet durchgängig beinahe unhörbar, womit sich der 3D-Beschleuniger ohne Einschränkungen für einen Silent-PC eignet. Nichtsdestotrotz bleibt der Rechenkern in allen Lebenslagen sehr kühl, womit es selbst an warmen Sommertagen zu keinen Problemen kommen sollte. Die Leistungsaufnahme ist unter Windows zwar noch deutlich zu verbessern – die aktuellen ATi-Radeon-Grafikkarten zeigen, wie es besser geht –, aber dennoch ist der Bedarf akzeptabel. Der 65-nm-Prozess und die kleinere GPU mit weniger Ausführungseinheiten haben diesbezüglich geholfen.

Als positiv zu bewerten sind die Verbesserungen von PureVideo HD auf der GeForce 9600 GT, die bald auch Einzug auf den G92-Karten halten werden. Die Bildqualität ist etwas besser geworden und zudem sind die neuen Features wie die gleichzeitige Wiedergabe eines HD-Videos und die Darstellung des Aero-Desktops unter Windows Vista recht praktisch. Verbesserungswürdig ist aber noch die VC-1-Beschleunigung.

Trotz all' dieser positiven Aspekte können wir allerdings nicht die Namensänderung von der GeForce-8000- auf die GeForce-9000-Serie verstehen. Nvidia begründet dies mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis, was unserer Meinung nach aber nicht annähernd genug ist. Hier möchte man wohl eher auf die (ebenfalls wenig verständliche) Namensänderung von ATi (von Radeon HD 2000 auf Radeon HD 3000 trotz nur geringerer Modifizierungen an der GPU) reagieren. Es ist uns darüber hinaus nicht ganz ersichtlich, warum die GeForce 9600 GT kein Hybrid-SLI unterstützt – dies würde (unsere) die Akzeptanz der Namensänderung sicherlich erhöhen.

Fazit

Nvidia hat in der letzten Zeit eigentlich keine einzige Grafikkarte mehr vorgestellt, die nicht ihre Daseinsberechtigung hatte und durchweg überzeugen konnte. Dies ändert sich überwiegend auch mit der GeForce 9600 GT nicht, denn die Grafikkarte kann in fast allen Punkten die Radeon HD 3850 von ATi schlagen. Die Performance ist fast durchgängig besser und insbesondere in Direct3D-10-Spielen kann die GeForce-Karte ihre Muskeln spielen lassen und schlägt manchmal gar eine Radeon HD 3870. Hinzu kommt SLI (aber inklusive der störenden Mikroruckler), was bei der GeForce 9600 GT eine verlockende Möglichkeit ist.

Die Lautstärke der GeForce 9600 GT ist sehr gut, die Temperatur ebenso und die Leistungsaufnahme ist (zumindest unter Last) akzeptabel. Hinzu kommt noch das verbesserte PureVideo HD. Es ist zur Zeit aber noch etwas problematisch, die GeForce 9600 GT bezüglich des Preises richtig einzuordnen. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 170 Euro, wobei einige Hersteller uns schon zugeflüstert haben, dass die Marktpreise wohl etwas geringer sein werden. Schon bei diesen 170 Euro spricht eigentlich nicht mehr viel für den Kauf einer Radeon HD 3850 mit 512 MB (höchstens PowerPlay, die Direct3D-10.1-Unterstützung sowie eine bessere VC-1-Beschleunigung). Bei etwa 140 Euro würde die Entscheidung dann wohl ohne große Überlegungen zu Gunsten der GeForce 9600 GT ausfallen (aktuell ist die GeForce 9600 GT schon für 156 Euro erhältlich. Das kann sich aber schnell wieder ändern).

Insgesamt würden wir schon für die angesetzten 170 Euro eine Kaufempfehlung für die GeForce 9600 GT aussprechen, denn für so wenig Geld liefert das neue Nvidia-Produkt sehr viel Leistung. Allerdings sind diese 170 Euro eindeutig zu nahe an den aktuellen Preisen einer GeForce 8800 GT dran, die für zehn Euro mehr das bessere Angebot ist. Für 140 bis 150 Euro dagegen wäre die GeForce 9600 GT sehr gut platziert und beinahe ohne Konkurrenz. Einzig die Radeon HD 3850 mit 256 MB kann man mit der GeForce 9600 GT nur bedingt attackieren. Der ATi-Beschleuniger ist zwar teils um einiges langsamer, kostete aber auch noch ein gutes Stück weniger. Hier könnte eventuell die 256-MB-Variante der GeForce 9600 GT für Abhilfe schaffen. Kurz vor Veröffentlichung des Artikels lag das günstigste Angebot einer GeForce 9600 GT bereits bei 156 Euro.

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