Operation Flashpoint: Dragon Rising im Test: Mehr Shooter als Simulation

 4/5
Sasan Abdi
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Spielerisches

KI

Die Qualität der künstlichen Intelligenz ist für eine Militärsimulation wie im Vorwort erwähnt von großer Wichtigkeit, denn gerade in diesem Teil-Genre trägt das Verhalten der NPCs maßgeblich zur Atmosphäre bei. Leider bekleckert sich „Dragon Rising“ in dieser Hinsicht nicht nur mit Ruhm, was sich beispielsweise in Aussetzern im Bewegungsverhalten der Kameraden äußert. Und wie schon beim Konkurrenten aus dem Hause Bohemia sollte man sich auch beim neuen OFP-Titel nicht auf die Fahrkünste seiner Untergebenen verlassen: Statt zügig am Ziel anzukommen, endet eine solche Jeep-Fahrt in der Regel im Straßengraben oder am nächstbesten Baum. Dafür werden die sonstigen taktischen Befehle per pedes in der Regel solide umgesetzt, sodass die KI-Kollegen dank großer Zuverlässigkeit eine echte Hilfe sind. Einschränkend kann man an dieser Stelle jedoch einwerfen, dass die befreundeten NPCs in der Summe zwar eine bessere Qualität aufweisen als die Pendants in „Arma 2“, doch ist dies im Vergleich auch der etwas geringeren Befehlsvielfalt geschuldet.

Macht nicht immer eine gute Figur – die KI aus „Dragon Rising“
Macht nicht immer eine gute Figur – die KI aus „Dragon Rising“

Bei den Gegnern lässt sich dagegen die übliche Zweiteilung beobachten. Während man auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe mit unbeweglichen, von Aussetzern geplagten chinesischen Soldaten umgehen muss, kann man auf „Hardcore“ dank überaus scharfsehender Gegner damit rechnen, schnell mal eben im Gebüsch liegend unter äußert präzises Feuer genommen zu werden. Da das Hit-System von „Dragon Rising“ zumindest in letzterem Modus realistischerweise kaum Toleranz gegenüber direkten Treffern aufweist, bedarf es großem Glück, eine Mission ohne Todesfall durchzuspielen. Ärgerlich ist aber, dass auch auf der hohen Schwierigkeitsstufe eine Art Distanz-Bug zu bedauern ist: Wer gegnerische Soldaten aus großer Distanz unter Beschuss nimmt, muss sich allzu häufig vor keiner Gegenwehr fürchten, da die Betroffenen VBA-Soldaten nur Deckung suchen, den Schützen allerdings oft nicht ausfindig machen können.

Vor allem die Gegner-KI ist zusammenfassend also alles andere als perfekt. Sieht man das Gebotene jedoch im Vergleich zur Konkurrenz und führt sich nochmals vor Augen, wie kompliziert die Implementierung in einer eher offenen Szenerie ist, so lässt sich zu dem Schluss kommen: Wirklich meckern sollte man an dieser Stelle nicht.

Steuerung

Die Steuerung ist in Egoshootern eigentlich nicht der Rede wert, doch soll an dieser Stelle kurz auf die Kommando-Funktion eingegangen werden, über welche man seine Mitstreiter befehligen kann. Anders als beim großen Konkurrenten „Arma 2“ fällt dieses Menü bei „Dragon Rising“ weniger komplex aus, was allerdings mit Blick auf die ausreichende Funktionalität in Ordnung ist. Einmal aufgerufen können über einen Befehlskreis und die WASD-Tasten grundlegende Befehle zum Einheitenverhalten und Vorgehen erteilt werden. Dies klappt alles in allem intuitiv und stellt spätestens nach dem Ende der ersten Missionen einen recht soliden Weg dar, das eigene Team auf anstehende Unwägbarkeiten einzustellen.

Einschränkend muss jedoch angemerkt werden, dass es nur in seltenen Fällen eine echte Notwendigkeit gibt, besondere Kommandos zu erteilen. So bietet es sich eher an, das Team neben sich herlaufen zu lassen – die Erstürmung von Häusern oder das Flankieren von gegnerischen MG-Nestern klappt auch so. In dieser Hinsicht zeigt sich beispielhaft, dass „Dragon Rising“ keinen umfassend Anspruch erhebt, eine Militärsimulation zu sein.

Waffen & Fahrzeuge

Die Größe des Waffenarsenals von „Dragon Rising“ bewegt sich im Rahmen dessen, was man erwarten kann. Neben zahlreichen unterschiedlichen Sturmgewehren kann auch auf Boden-Boden- und Boden-Luft-Raketen sowie Hand- und Rauchgranaten und Scharfschützengewehre zurückgegriffen werden.

Vehikel-Mangel: Nur den Jeep darf der Spieler von Zeit zu Zeit steuern
Vehikel-Mangel: Nur den Jeep darf der Spieler von Zeit zu Zeit steuern

Der Fuhrpark fällt dagegen ähnlich wie die Inszenierung fast schon unverschämt klein aus. Hier arbeitete man bei Codemaster offensichtlich nach dem Motto „gucken ja, anfassen nein“. So erlebt man im Verlauf der Kampagne vom Panzer bis zum Kampfhubschrauber allerlei militärisches Gerät in Aktion – fahren dürfen aber von einigen mit Blick auf Kollisionsabfrage und Fahrverhalten haarsträubenden Jeep-Manövern und dem Schützen-Dasein in einem Cobra nur die Gegner oder dritte, verbündete Einheiten. Wer auf den Einsatz größerer Vehikel Wert legt, muss auf den unausgereiften Multiplayer oder den auf den ersten Blick recht soliden Editor setzen.

Multiplayer

Der Mehrspieler-Modus von Dragon Rising entpuppt sich leider als unausgereift. Zwei Spieltypen auf zwei Maps im Versus-Modus belegen, dass Codemasters in höchstem Maße auf eine aktive Community hofft. Hinzu kommt, dass der Multiplayer in seiner jetzigen Form kaum spielbar ist. Da Dedicated Server bisher fehlen, ist man auf äußerst instabile 10 bis 15 Spieler-Server angewiesen, sodass es schon mal bis zu zehn Minuten dauern kann, bis man in ein Spiel gefunden hat.

Der Koop-Modus fällt dagegen in die Rubrik „einigermaßen geglückt“. Hier kann man zu viert die komplette Kampagne oder einzelne Mission durchspielen, wobei der Spiel-Ersteller automatisch zum Kommandeur der Einheit wird. Ebenfalls löblich: Fliegt ein menschlicher Spieler raus, kann er zwar nicht erneut verbinden; dafür wird die Position immerhin durch die KI ersetzt.