Google Nexus 4 im Test: Das neue Alphatier für Android

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Nicolas La Rocco (+1)
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Android 4.2 im Detail

Auf dem Nexus 4 kommt – das hat Tradition – die aktuellste Version von Android zum Einsatz. 4.2.1 um genau zu sein. Optische Veränderungen (Sense, TouchWiz) gibt es am System keine. Hier wird Android so präsentiert, wie Google es sich vorstellt. Der Schritt von Android 4.1 zu 4.2 ist ein deutlich kleinerer als er es von 2.3 auf 4.0 oder sogar von 4.0 auf 4.1 war. „Project Butter“ kennen wir bereits aus dem Vorgänger und gehörte zu den spürbarsten Veränderungen in „Jelly Bean“. Trotzdem konnten in der neuesten Ausführung des Betriebssystems kleine Details verbessert oder neue Funktionen hinzugefügt werden, auf die wir in einem Extra-Abschnitt eingehen möchten.

Lockscreen

Fangen wir beim Startpunkt der Bedienung an: dem Lockscreen. Weiterhin wird durch Wischen aus dem Kreis das Gerät entsperrt oder über eine entsprechende Taste auf dem Bildschirm Google Now geöffnet. Neu ist, dass Uhrzeit und weitere Anzeigen nun als Widget vorliegen. Es lassen sich neue Lockscreen-Seiten hinzufügen, die jeweils ein Widget aufnehmen können. Dieses lässt sich durch eine Geste vergrößern. Ein nettes Extra, das aber nicht perfekt umgesetzt wurde. Nur wenige Google-Anwendungen können bisher auf dem Lockscreen abgelegt werden und auch die Limitierung auf ein Widget pro Seite ist von Nachteil.

Android 4.2.1 - Lockscreen
Android 4.2.1 - Lockscreen
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget Kalender
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget Kalender
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget hinzufügen
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget hinzufügen
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget Übersicht
Android 4.2.1 - Lockscreen-Widget Übersicht
Android 4.2.1 - Lockscreen Google Now
Android 4.2.1 - Lockscreen Google Now

Homescreen, Launcher & App-Info

Auf dem Homescreen angekommen führt der Weg zum Launcher. Eine sichtbare Veränderung ist in diesem Fall spezifisch für das Nexus 4. Dank 48 zusätzlichen Pixeln in der Breite können im App-Drawer fünf Icons pro Zeile dargestellt werden, was zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig war, sich aber schnell einarbeiten ließ. Weniger Seiten mit Apps bedeuten im konkreten Fall ein schnelleres Ankommen zur gewünschten Applikation. Anwendungen lassen sich über den Drawer nun auch etwas zügiger deinstallieren. Die Meldung über eine erfolgreiche Deinstallation wird zudem diskret angezeigt und nimmt nicht mehr den ganzen Bildschirm ein, sodass man sich zu jeder Zeit weiterhin im Launcher befindet. Etwas übersichtlicher gestaltet sich auch der Info-Bereich über die jeweilige App. Extrakosten, die entstehen könnten, werden explizit hervorgehoben.

Android 4.2.1 - Homescreen
Android 4.2.1 - Homescreen
Android 4.2.1 - Launcher Apps
Android 4.2.1 - Launcher Apps
Android 4.2.1 - Launcher Widgets
Android 4.2.1 - Launcher Widgets
Android 4.2.1 - App-Info
Android 4.2.1 - App-Info
Android 4.2.1 - App-Info
Android 4.2.1 - App-Info
Android 4.2.1 - App-Info
Android 4.2.1 - App-Info

Statusleiste

Deutlich etwas getan hat sich im Bereich Statusleiste. Nutzer Samsungs TouchWiz-Oberfläche dürften die Veränderungen – wenn auch etwas anders gelöst – bereits von ihren Geräten kennen. Über einen Schalter im oberen, rechten Bereich lässt sich nach Herunterziehen der Leiste in den Einstellungs-Bereich wechseln, der Zugriff auf die wichtigsten Funktionen wie WLAN, Bluetooth oder den Flugmodus zulässt. Alternativ kann die Statusleiste mit zwei Fingern geöffnet werden, was sofort zu den Einstellungen führt. Schade ist, dass es sich hierbei nur um Verknüpfungen handelt, die nicht als direkte Schalter bedient werden können. Weitere Schaltflächen können der Leiste nicht hinzugefügt werden. Das Alternativ-ROM CyanogenMod ist in dieser Hinsicht schon einen Schritt weiter. Die Leiste selbst wurde kosmetisch minimal überarbeitet und die Anzeige von Datum und Uhrzeit führt nun in das entsprechende Untermenü. Nebenbei bemerkt kommt es zu einer hübschen Fading-Animation des Hintergrunds, wenn die Leiste nach unten beziehungsweise oben gezogen wird.

Android 4.2.1 - Statusleiste Animation
Android 4.2.1 - Statusleiste Animation
Android 4.2.1 - Statusleiste
Android 4.2.1 - Statusleiste
Android 4.2.1 - Statusleiste Einstellungen
Android 4.2.1 - Statusleiste Einstellungen

Uhr, Timer & Stoppuhr

Die Uhr-App wurde in Android 4.2 deutlich aufgebohrt und verfügt erstmals über eine Stoppuhr und einen Timer. Funktionen, die mittlerweile eigentlich Standard sein sollten. Google hat aus welchen Gründen auch immer lange mit einer entsprechenden Umsetzung gewartet, die Lösung aber um so schöner und funktional gestaltet. Der Zugang zum Wecker findet über das Symbol in der unteren, linken Ecke der Uhr statt.

Android 4.2.1 - Timer
Android 4.2.1 - Timer
Android 4.2.1 - Uhr
Android 4.2.1 - Uhr
Android 4.2.1 - Stoppuhr
Android 4.2.1 - Stoppuhr

Tastatur, Multitasking & Daydream

Komplett neu ist die Swype-ähnliche Tastatur, die durch Wischen über die entsprechenden Buchstaben das jeweilige Wort zusammensetzt. Im Alltag funktionierte das einwandfrei und korrigierte auch gröbere Schnitzer. Ein gelungenes Add-on zu der schon in Android 4.1 sehr gut gelösten Tastatur. Der Multitasking-Bereich ist weiterhin über die auf dem Display eingeblendeten Tasten zugänglich, listet nun aber auch die aktuell geöffnete App und zeigt dabei das Wallpaper an. Auch der Zugang zur Statusleiste bleibt im Gegensatz zu Android 4.1 erhalten. Mit Daydream spendiert Google dem Betriebssystem eine Art Bildschirmschoner, der neben einfachen Animationen auch Bilder aus der Galerie oder Nachrichten aus Google Currents anzeigen kann. Insgesamt aber eher eine Spielerei als wirklich nützlich.

Android 4.2.1 - Neue Tastatur
Android 4.2.1 - Neue Tastatur
Android 4.2.1 - Multitasking
Android 4.2.1 - Multitasking
Android 4.2.1 - Daydream
Android 4.2.1 - Daydream

Photo Sphere & Galerie

Im Bereich Kamera gibt es mit Photo Sphere dieses Mal nicht nur eine Spielerei, sondern eine Funktion mit echtem Nutzen, die für tolle Aufnahmen sorgt. Mittels Gyroskop wird die Lage des Smartphones ermittelt und so der nächste Bildausschnitt vorgegeben. Der Sucher wird einfach zum nächsten angezeigten Punkt bewegt und in kürzester Zeit wird ein neuer Bereich dem Bild hinzugefügt. Abschließend werden durch das Rendering Kanten und Unterschiede der Bilder angepasst und nahtlos zu einem großen Bild verarbeitet. Handhabung und Ergebnisse sind außerordentlich gut. Des Weiteren wurde im normalen Kamera-Modus das Aussehen des Suchers verändert, der seine Optionen durch Berühren eines beliebigen Bildausschnitts preisgibt. Die Galerie arbeitet nun mit größeren Kacheln und bietet deutlich mehr Optionen zur Bildbearbeitung. Auf die Kamera werden wir im nächsten Kapitel des Tests detailliert eingehen.

Android 4.2.1 - Photo Sphere
Android 4.2.1 - Photo Sphere
Android 4.2.1 - Photo Sphere
Android 4.2.1 - Photo Sphere
Android 4.2.1 - Photo Sphere
Android 4.2.1 - Photo Sphere
Android 4.2.1 - Kamera
Android 4.2.1 - Kamera
Android 4.2.1 - Galerie
Android 4.2.1 - Galerie
Android 4.2.1 - Bildbearbeitung
Android 4.2.1 - Bildbearbeitung

Entwickler-Optionen, Browser & Nebensächliches

Optionen für Entwickler gibt es auch in Android 4.2. Diese verstecken sich aber und lassen sich erst durch siebenmaliges Antippen der Build-Nummer im Bereich „Über das Telefon“ aktivieren. Außerdem tauscht Google den ehemaligen Android-Standard-Browser gegen Chrome aus. Ein deutlicher Fortschritt gegenüber der alten Variante, wobei Chrome auch separat über Google Play bezogen werden kann und kein exklusives Android-4.2-Feature ist. Mit Chrome 25 Beta steht bereits die kommende Generation in den Startlöchern. Seiten laden mit der Beta-Version etwas schneller und auch das Scrolling fühlt sich weicher an. Zukünftige Android-Telefone werden höchstwahrscheinlich nur noch mit Chrome ausgeliefert. Als Randnotiz ist noch zu erwähnen, dass die System-Font „Roboto“ mit Blick auf hochauflösende Displays minimal dicker und geglätteter ausfällt und die Zeichenabstände nun einheitlicher sind.

Android 4.2.1 - Developer Options
Android 4.2.1 - Developer Options
Android 4.2.1 - Developer Options
Android 4.2.1 - Developer Options
Android 4.2.1 - Chrome
Android 4.2.1 - Chrome
Android 4.2.1 - Chrome
Android 4.2.1 - Chrome
Android 4.2.1 - Chrome
Android 4.2.1 - Chrome

Einschätzung von Nicolas La Rocco

Android ist mit Version 4.2 weiterhin auf einem guten Weg. Hier und da wurde Feinschliff an der bereits guten Basis vollzogen und neue Funktionen eingearbeitet. Am meisten konnten hier Photo Sphere sowie die neue Tastatur und Uhr überzeugen. Auch die Statusleiste wurde verändert, wobei es dort noch etwas Nacharbeit bedarf. Google betreibt mit Android 4.2 Evolution statt Revolution. Trotzdem gibt es Bereiche, die von Google vernachlässigt werden. Die Multi-User-Unterstützung gibt es zum Beispiel nur für Tablets. Außerdem mangelt es Android weiterhin etwas an Einheitlichkeit. System-Apps sind zwar individuell gut gelöst worden, aber nicht immer einheitlich zu bedienen. Mit Blick auf Google Play und die dort angebotenen Apps fällt das noch dramatischer auf. Tasten befinden sich oftmals an verschiedenen Stellen, sodass Untermenüs nicht immer über die gleiche Geste geöffnet werden. Google stellt den Entwicklern zwar Design-Guidelines zur Verfügung, forciert diese aber nicht und hält sich gelegentlich auch selbst nicht daran. Das umfangreichste mobile Betriebssystem mit den meisten Optionen für Nutzer ist Android aber weiterhin. Wenn auch nicht mit der gleichen Akkuratesse wie zum Beispiel bei Apple iOS.

Einschätzung von Mahir Kulalic

Auch wenn sich ein Versionssprung von Android 4.1 auf 4.2 nicht außergewöhnlich umfangreich anhört, bringt die zweite Variante von „Jelly Bean“ doch wichtige Veränderungen mit, die die weitreichenden Verbesserungen von 4.1 – beispielsweise „Project Butter“ – um wichtige Facelifts und neue Features ergänzen. Durch die verbesserte Statusleiste findet sich nun eine große Übersicht an Shortcuts für bestimmte Einstellungen auch im „Stock Android“, dies fand bis dato nur bei Oberflächen von Drittherstellern Einzug. Überdies wirkt Android nun einheitlicher, da Google seit 4.0 einen konstanten Stil verfolgt und stets verfeinert, auch wenn an dieser Stelle noch Verbesserungsbedarf besteht. Beispielsweise findet sich die Menü-Taste bei verschiedenen Anwendungen an verschiedenen Orten. Für Tablet-Nutzer fehlen auch mit der neuen Version noch immer an die großen Displays optimierte Apps, welche sich beim größten Konkurrenten Apple in hunderttausendfacher Stückzahl finden. Ungeachtet dessen hat es Google auch mit Version 4.2 geschafft, sein mobiles Betriebssystem moderner und schneller zu gestalten und überdies auch den satten Katalog an Features weiter zu füllen.