Beyond Earth – Rising Tide im Test: Schwimmende Städte für Civilization im Weltraum

Sasan Abdi
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Beyond Earth – Rising Tide im Test: Schwimmende Städte für Civilization im Weltraum

Vorwort

Vor gut einem Jahr sprangen wir an dieser Stelle zugunsten der Objektivität über eine kleine Hürde: Obwohl uns das neue Setting von Civilization: Beyond Earth nicht so richtig gut gefiel, erhielt der Titel eine Empfehlung. Und das, weil er – eben objektiv und fernab von persönlichen Präferenzen – in schonendem Maße echte Neuerungen in den Rundenstrategie-Klassiker brachte.

Seit Freitag ist nun mit Rising Tide das Addon zu Beyond Earth zu haben. Für rund 30 Euro versprechen die Entwickler von Firaxis und Publisher 2k ein noch runderes Spielerlebnis. Zu Recht?

Systemanforderungen

Grundsätzlich gibt sich Rising Tide bei den Hardware-Anforderungen moderat. Selbst auf älteren Plattformen sollte der Titel mit Kompromissen bei der Qualität flüssig laufen.

Testsystem und Herstellerempfehlung (Minimum)
Komponente Testsystem Herstellerempfehlung
Betriebssystem Windows 8.1 (64 Bit) Windows Vista bis 8.1
Prozessor Core i7-4790 Quad-Core (1,8 GHz)
Arbeitsspeicher 8 GByte 4 GByte
Grafik Radeon R9 290X AMD HD5000 / Nvidia GT400
Festplattenspeicher ca. 13 GByte
Internetanbindung Für Steam-Aktivierung / Multiplayer

Vieles neu, alles besser?

Was schon für das Hauptspiel galt, gilt natürlich auch für das Addon: An den Grundfesten der Reihe rütteln die Entwickler mit Rising Tide nicht. Wie gehabt blickt der Spieler aus der Vogelperspektive auf eine in sechseckige Geländefelder eingeteilte Karte, die zugweise von Einheiten durchschritten werden und auf der Städte gegründet und Ressourcen-Gebäude platziert werden können. Und auch inhaltlich geht es nach wie vor darum, möglichst rasch und clever Technologien zu erforschen, eine Armee aufzustellen, Modernisierungen zu errichten, Diplomatie und Handel zu betreiben und auf die ein oder andere Weise zum Sieg zu gelangen.

Ein Alien-Angriff
Ein Alien-Angriff

Verbesserte Diplomatie

Auf dieser Grundlage bringt Beyond Earth einige weitreichende Detailänderungen mit sich. Ein wichtiger Aspekt ist die überarbeitete Diplomatie, die auf aktuellem Stand mit zu dem Besten gehört, das die Serie bisher zu bieten hatte.

Basis des neuen Systems ist eine Diplomatie-Währung, die in jeder Runde auf unterschiedlichsten Wegen – etwa durch Wunder, Abkommen oder Geländeverbesserungen – generiert wird. Diese Währung kann für diplomatische Abkommen mit den KI-Widersachern genutzt werden. Dadurch kann beispielsweise die Forschungsrate der Zivilisation für einige Runden erhöht werden.

Dabei gilt natürlich: Je größer der Vorteil, umso mehr diplomatisches Kapital muss eingebracht werden. Dies bedeutet, dass die Spieler die neue Währung durchaus genau im Auge behalten müssen: Wer mehr Kapital in Vereinbarungen steckt, als er generiert, hat ein Problem. Doch selbst bei vollen virtuellen Schatzkammern kann es immer mal wieder passieren, dass die Mitspieler die Abkommen ablehnen. Wenn eben ein Krieg begonnen hat, ist mit den Gegnern nicht gut Kirschenessen – logisch.

Neue Diplomatie
Neue Diplomatie

Es ist daher gut, dass die Punkte auch direkt in den eigenen Staat investiert werden können. Dabei spielt die Persönlichkeit des Fraktionsführers die entscheidende Rolle. War der Charakter dieser eigentlich zentralen Person in Beyond Earth reichlich irrelevant, ergeben sich aus der diplomatischen Ausrichtung nun mitunter wichtige Vorteile für das Vorankommen der Zivilisation. Wer etwa stark auf den militärischen Zweig setzen möchte, wird nicht nur eine kriegerische(re) Fraktion und Affinität wählen, sondern das Oberhaupt und dessen Fähigkeit auch in die entsprechende Richtung entwickeln.

Ein weiterer Schritt, um Beyond Earth persönlicher zu machen, ist das „Angst und Respekt“-System. Wer eine beachtliche Streitmacht aufbaut, wird die Angst der Gegenspieler erhöhen. Beachtliche Leistungen, etwa das Errichten von Wundern oder eine besonders effiziente Wirtschaft, bringen wiederum Respekt ein.

Dabei schließen sich die beiden Systeme nicht aus. Ein echter Dominator wird seinen Mitspielern sowohl Angst als auch Respekt einflößen. Gut ist, dass beides konkrete Auswirkungen auf den Spielverlauf haben kann. Achtet man darauf, zumindest einen der differenzierten Werte hoch zu halten, sinkt vor allem die Gefahr angegriffen zu werden merklich.

Problematisch ist aber, dass die Wirkung der eigenen Zivilisation nicht transparent ist. So kann es schon mal passieren, dass beispielsweise bei der militärischen Stärke wenige Punkte den Unterschied machen: Eben noch wurde man gefürchtet, schon wird man verlacht. Diese Unberechenbarkeit kann als typisch für komplexe internationale Beziehungen verargumentiert werden. Gerade im Mid-Game passierte es aber phasenweise im Rundentakt, dass die Einschätzungen unserer Gegner sich änderten. Glaubwürdig waren diese Momente nicht.

Deutlich zu viel der Personalisierung ist in jedem Fall, dass die KI-Widersacher ihre Angst- und Respektwerte zu Beginn jeder Runde in einer Mail kundtun. Wenn wir zum zehnten Mal in Folge lesen, dass man uns wegen unserer tollen Streitmacht wirklich stark respektiert, ist das nicht Spielatmosphäre pur, sondern nervig.

Schwimmende Städte

Eine wichtige Neuerung ist auch, dass erstmals Wasserstädte gebaut werden können. Das erhöht schon für sich genommen die strategischen Möglichkeiten, weil die Expansion nicht mehr auf Landmasse und wenige Küstenfelder beschränkt ist.

Weiter verstärkt wird der Effekt dadurch, dass die Wasser-Metropolen ihren Einflussbereich nicht wie gehabt durch den Faktor Kultur erweitern. Stattdessen müssen sie bewegt werden. Wie viele Runden es braucht, um auf das nächste Feld zu rücken, hängt von der Produktionsrate der Stadt ab.

Eine schwimmende Stadt
Eine schwimmende Stadt

Für eine schnelle Geländeausdehnung ist diese Form des Städtebaus ideal. Gerade in friedlichen Zeiten können so entferntere Rohstofffelder erreicht werden. Für eine Ölquelle in arktischen Gebieten lohnte es sich bisher nicht immer, eine Stadt in der unwirtlichen Umgebung zu errichten. In Rising Tide kann eine gut ausgebaute Wasser-Stadt nun in wenigen Zügen positioniert werden. Sollten sich die Machtverhältnisse ändern oder der Rohstoff ausgehen, kann der Rückzug angetreten werden.

Dadurch bringen die Wasserstädte eine neue strategische Tiefe ins Spiel. Das gilt schon für die Gründung an sich: Dadurch, dass die Ausdehnung am Anfang langsam verläuft, da sie an die Verschiebegeschwindigkeit und damit an die Produktionsrate gebunden ist, werden sich insbesondere Rohstoffjäger zweimal überlegen, ob überhaupt eine schwimmende Metropole sinnvoll ist.