Steam Machines im Test: Alienware und Zotac wagen Konsolen „inspired by Valve“

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Jan-Frederik Timm
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Aufrüsten lassen sich beide Varianten

Beide Hersteller gewähren Kunden einen einfachen Zutritt in das System. Bei Alienware sind vier Schrauben, bei Zotac sogar nur zwei Rändelschrauben zu lösen, um die Bodenplatte zu entfernen. Wird bei Alienware eine weitere Schraube gelöst, kann die HDD mitsamt entkoppelndem Gehäuse entnommen werden. Auch das WLAN-Modul und der USB-Dongle für den Controller sind direkt am Boden zugänglich.

Ohne einen weiteren Einsatz des Schraubendrehers lässt sich bei Alienware das gesamte System aus dem Gehäuse nehmen. Weil die Lüfter auf den Kühlsystemen für CPU und GPU nur eingeklippt sind, lassen sich auch diese in Sekunden entfernen. So kommt der Anwender in unter einer Minute auch an die SODIMM-Steckplätze für den Arbeitsspeicher – beide sind im Testmuster mit je vier Gigabyte DDR3 belegt.

Wer bei Zotac das gesamte System aus dem Gehäuse entfernen will, verliert die Garantie. Notwendig ist das aber auch nicht, weil hier neben der HDD auch der Arbeitsspeicher direkt am Boden untergebracht ist – und ab Werk ist nur einer der beiden Steckplätze belegt.

Bei Zotac ist der USB-Dongle für den Controller nicht ab Werk im System verbaut, er liegt bei. Dafür finden Anwender nach dem Entfernen der Bodenplatte in der Zbox ZEN SN970 einen USB-Adapter im M.2-Steckplatz, der den USB-Dongle ebenfalls aufnehmen kann. Alternativ findet eine SSD im M.2-Format in dem Steckplatz ihren Halt.

Tauschen lassen sich auch die Prozessoren, weil es sich in beiden Fällen um gesockelte Varianten und keine Notebook-Lösungen im verlöteten Gehäuse handelt. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass die Kühllösungen auf die bei Kauf verbauten Prozessoren ausgelegt sind und diese somit gegebenenfalls Grenzen setzen, wenn der Käufer eine CPU mit deutlich höherer TDP verbauen möchte. Die GPUs, für einen Spiele-PC die deutlich interessante Aufrüstoption, sind hingegen fest mit dem Mainboard verbunden und lassen sich somit nicht austauschen.

Das BIOS bei Zotac bietet mehr Optionen, übertakten lassen sich die CPUs in beiden Systemen aber nicht.

Zotacs Vorsprung hängt an VSync

Dass die Steam Machine von Zotac deutlich mehr FPS in Spielen liefern kann, zeigt der Benchmark Unigine Valley bei deaktiviertem VSync. Mit 54 zu 32 FPS liefert die Zbox NEN SN970 fast 75 Prozent mehr Bilder pro Sekunde ab. Für diesen Benchmark-Test wurde ein alternatives Linux auf einer SSD in beiden Systemen verbaut.

Unigine Valley – 1.920 × 1.080
    • Zotac Zbox NEN SN970
      54,2
    • Alienware Steam Machine
      31,7
Einheit: Punkte

Auch im 3DMark unter Windows 10 lässt Zotac Alienware deutlich zurück – 60 Prozent beträgt in diesem Fall der Vorsprung. Dämpfend auf den Abstand wirken die tatsächlich anliegenden Taktraten. Während die GeForce GTX 860M in der Steam Machine von Alienware den gesamten Benchmark mit dem Maximaltakt von 1.097 MHz absolviert, fällt die GeForce GTX 970M in der Zbox schnell auf unter 1.000 MHz.

3DMark Fire Strike (Windows 10)
    • Zotac Zbox NEN SN970
      6.009,0
    • Alienware Steam Machine
      3.734,0
Einheit: Punkte

Im Spielealltag unter SteamOS lassen sich die Ergebnisse dieser beiden Benchmarks nicht immer wiederfinden, der Zuwachs kann auch deutlich größer oder auch deutlich kleiner ausfallen. Die Ursache: VSync.

VSync ist bei SteamOS vorerst Pflicht

Auch weiterhin ist es über SteamOS, die Spiele oder die Einstellungen im Treiber nicht möglich, die vertikale Synchronisation auf einer Steam Machine zu deaktivieren. Die Optionen stehen in den Spielen und nach manueller Installation des Einstellungsmenüs für den Treiber von Nvidia zwar zur Verfügung, haben aber keine Auswirkung im Spiel. Damit können die PC-Konsolen immer nur so viele FPS rendern, wie der Bildschirm volle Bilder pro Sekunde darstellen kann – beim Fernseher sind das in der Regel 60.

Wie Doug Lombardi, Pressesprecher von Valve, gegenüber ComputerBase bestätigt, kann VSync derzeit vom Benutzer nicht deaktiviert werden. Zu den Gründen schweigt sich der Pressesprecher zwar aus. Die Nähe zur klassischen Konsolen lässt diesen Schritt mit seinen positiven Effekten auf die Darstellungsqualität aber nachvollziehbar erscheinen. Das Problem: Steam Machines berechnen PC-Spiele und die zeigen sich in Bezug auf die Implementierung der vertikalen Synchronisation oft sehr kritisch. Im Extremfall werden Spiele, die zwischen 30 und 60 FPS liefern könnten, auf 30 FPS eingebremst.

In der Praxis wird es manchmal knapp

VSync sorgt teilweise dafür, dass der gemessene Vorsprung der Steam Machine von Zotac deutlich kleiner ausfällt (The Talos Principle). In anderen Titeln, die auf der Steam Machine von Alienware in den Betrieb mit 30 FPS gezwungen werden, kann der Vorteil hingegen sogar 100 Prozent betragen; nämlich dann, wenn die Zbox NEN SN970 konstant mindestens 60 FPS liefern kann (Trine 3), die Version von Alienware aber nicht.

1.920 × 1.080
The Talos Principle – 1.920 × 1.080
  • Mittleres Preset:
    • Zotac Zbox NEN SN970
      60,0
    • Alienware Steam Machine
      52,0
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Weitere Spiele wie Company of Heroes 2 oder Metro: Last Light Redux zeigen Fälle zwischen beiden Welten: Weil die getestete Szene den Abstand zwischen den beiden Systemen des Öfteren mit einer Hürde bei 60 FPS beschränkt, fällt der Vorsprung der potentiell deutlich stärkeren Steam Machine von Zotac kleiner als erwartet aus.

Das trifft aber nur dann zu, wenn Einstellungen auf der Zbox NEN SN970 mehr als die Bildwiederholfrequenz des Fernsehers möglich machen würden. Darunter, also insbesondere dann, wenn es kritisch wird, kann die stärkere GeForce GTX 970M ihre Mehrleistung in der Regel ausspielen. Ausnahme: Titel, die unterhalb von 60 FPS auf 30 FPS zurückfallen. Liefert die GeForce GTX 860M hier 31 und die GeForce GTX 970M 59 FPS, bremst die Engine beide Systeme auf 30 FPS ein.

Core i5 und Core i7 im Schlagabtausch

Auf dem Papier ist der Prozessor der getesteten Steam Machine von Alienware der deutlich stärkere: Vier Kerne mit Hyper-Threading und ein maximaler Takt von 3,0 GHz stehen vier Kernen ohne Hyper-Threading bei maximal 2,8 GHz gegenüber. In der Praxis zeigt sich allerdings: Nicht immer liegt der vermeintlich schnellere Prozessor vorne.

Den Linux-Kernel kompiliert der Core i7 mit 134 zu 160 Sekunden zwar sechzehn Prozent schneller und auch Videos im Format H.264 werden um 25 Prozent schneller encodiert. Die Test zur Audiokonvertierung (Flac) und Verschlüsselung (OpenSSL) in der Phoronix Test Suite für Linux fallen hingegen annähernd gleich aus.

Unterschiedliche Bootzeiten trotz gleicher HDD

Eine Überraschung liefern beide Steam Machines bei der Bootzeit: Alienware lädt nach 43 Sekunden zum Login des Benutzers ein, Zotac erst nach 48. Auch ein alternatives Linux von SSD bootet die kompaktere Box mit 15 zu 17 Sekunden reproduzierbar schneller. Und das, obwohl beide Systeme auf den identischen Massenspeicher setzen.