Breitbandausbau: Telekom-Konkurrenz fordert Masterplan für Gigabit-Ausbau

Andreas Frischholz
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Breitbandausbau: Telekom-Konkurrenz fordert Masterplan für Gigabit-Ausbau
Bild: Nico | CC BY 2.0

Eine der aktuellen Fragen beim Breitbandausbau ist: Wie geht es weiter, wenn die aktuellen 50-Mbit/s-Breitbandziele der Bundesregierung erreicht sind? Der alternative Provider-Verband VATM fordert anlässlich eines Branchentreffens in Berlin einen Masterplan für den Gigabit-Ausbau.

Dass an einer solchen Strategie kein Weg vorbeiführe, belegt der VATM anhand einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Informations- und Kommunikationsdienste (WIK). Demnach benötigen 75 Prozent der Haushalte bis zum Jahr 2025 ein Breitbandnetz mit 500 Mbit/s und mehr, 30 Prozent sogar Gigabit-Netze. Wichtig sei allerdings, dass nicht nur Metropolregionen und große Gewerbegebiete ausgebaut werden.

Auch die ländlichen Gebiete müssten Gigabit-Zugänge erhalten, damit kein Standortnachteil für kleine und mittelständische Betriebe entstehe. „Das brauchen wir nicht nur für Anwendungen wie automatisiertes Fahren oder Landwirtschaft 4.0, sondern auch für Heimarbeit, die medizinische Versorgung auf dem Land, bestmögliche Ausbildung und sichere Arbeitsplätze auch für die jungen Leute“, so VATM-Präsident Witt.

Altbekannte Forderung: Direkt Glasfaser statt Vectoring ausbauen

Immer noch steht allerdings die Frage im Raum, wie das Ziel am besten erreicht werden kann. Die Konkurrenten der Deutschen Telekom fordern nun wie gehabt: Statt übergangsweise auf Technologien wie VDSL und Vectoring zu setzen, müsse der Ausbau von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTH/B) gezielt gefördert werden. Daher geht es auch nicht ohne Hinweis auf die aktuellen Vectoring-Pläne der Telekom: Diese würden den Glasfaserausbau erschweren, lautet erneut der Vorwurf.

Allerdings ist der Vectoring-II-Beschluss noch nicht Realität, sondern befindet sich nach wie vor in der Schwebe. Nach der Kritik der EU-Kommission hat die Bundesnetzagentur zuletzt einen überarbeiteten Entwurf vorgelegt. Bis zum 15. Juli läuft eine Frist, um Stellungnahmen abzugeben. Die Konkurrenten der Deutschen Telekom hoffen nun noch auf Nachbesserungen.

Denn die aktuelle Fassung würde „die Schieflage zwischen einem Quasi-Monopol zugunsten der Deutschen Telekom und den Ausbaumöglichkeiten der Wettbewerber sogar noch verschärfen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Provider-Verbände Breko, Buglas und VATM. Nun hofft man, dass noch eine Lösung gefunden wird, die „auch den Wettbewerbern eine gleichberechtigte Chance zum Ausbau einräumt“.

Die Kosten und der Staat

Bei den Kosten ist man mittlerweile zuversichtlich. In den letzten Jahren galt noch gemeinhin, dass bei einem flächendeckenden Ausbau von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTH/B) Investitionen in Höhe von rund 70 Milliarden Euro anfallen würden. Die Zahlen der aktuellen WIK-Studie besagen jedoch: Solange die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen, sinken die Gesamtkosten auf rund 45 Milliarden Euro. Die staatliche Förderung würde sich in diesem Szenario auf 10 Milliarden Euro beschränken.

Dass die Bundesregierung den Glasfaserausbau im Blick hat, schilderte Tobias Miethaner, Leiter der Abteilung Digitale Gesellschaft in dem für die digitale Infrastruktur zuständigen Verkehrsministerium, auf dem VATM-Branchentreffen. Die Fördergelder, die derzeit verteilt werden, würden demnach zum Großteil in Glasfaserprojekte fließen. Zudem arbeiten sowohl das Verkehrsministerium als auch das Wirtschaftsministerium an Strategiepapieren, die sich mit dem Gigabit-Ausbau bis zum Jahr 2025 befassen.

Netzpolitiker fordern 10 Milliarden Euro für den Glasfaserausbau

Dass dafür auch weitere Gelder bereitgestellt werden müssen, erklärt derweil der SPD-Netzpolitiker Lars Klingbeil im Interview mit der Rheinischen Post. Unisono mit den Provider-Verbänden erklärt er: „Eine Breitband-Grundversorgung von 50 Mbit/s kann nur ein Zwischenschritt sein.“ Um die Investitionen zu stemmen, müsse die Bundesregierung daher „in den kommenden Jahren zusätzlich mindestens zehn Milliarden Euro Förderung bereit stellen“, so Klingbeil.

Das Verkehrsministerium hatte erst vor kurzem verkündet, dass der staatliche Fördertopf um 1,3 Milliarden Euro aufgestockt wird. Damit stellt der Bund insgesamt 4 Milliarden Euro bereit, um den Breitbandausbau vor allem in ländlichen Regionen voranzubringen. Heute teilte das Verkehrsministerium zudem mit, dass die zweite Runde des Förderprogramms gestartet ist. Für 132 weitere Ausbauprojekte wurden jeweils bis zu 15 Millionen Euro bewilligt.