Gigabyte Z370P D3 im Test: Das günstigste ATX-Mainboard für Intel Coffee Lake

Volker Rißka
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Gigabyte Z370P D3 im Test: Das günstigste ATX-Mainboard für Intel Coffee Lake

tl;dr: Das Gigabyte Z370P D3 ist das günstigste ATX-Mainboard für Intels Coffee Lake und beweist im Test: Mehr braucht es in vielen Fällen nicht. Weil es den Core i7-8700K unter Dauerlast im Turbo-Modus hält, liefert es die gleiche Leistung wie teure Platinen. Auch Overclocking funktioniert. Es fehlt an RGB-LEDs und Ausstattung.

Intel Coffee Lake und der maximal mögliche Turbo

Mainboards mit Z370-Chipsatz für Intels aktuelle Coffee-Lake-Prozessoren gibt es im Preisbereich von unter 100 bis fast 500 Euro. Aber worin genau liegen die Unterschiede? Optik, Ausstattung und Lieferumfang liegen nahe. Aber liefert derselbe Prozessor am Ende vielleicht auch weniger Leistung unter Last, wenn er auf einer günstigen Platine sitzt?

Günstiges Mainboard = Volle Leistung?

Das Thema kam mit dem Test des Medion Erazer X67015 mit Core i7-8700 und GeForce GTX 1070 im Dezember wieder auf die Tagesordnung. Denn in dem Rechner lieferte ein Core i7-8700 auf dem Z370-Mainboard des OEMs eine deutlich geringere Leistung als im Test von ComputerBase auf einer kostspieligen Endkunden-Platine. Der Grund: Die CPU wurde unter Last schnell auf 65 Watt Leistungsaufnahme abgeriegelt, die maximal erlaubten Taktraten im Turbo deshalb nicht mehr gehalten. Das Ergebnis war eine rund 15 Prozent geringere Leistung in gewissen Szenarien. Desktop-Mainboards für Endkunden lassen den Prozessor hingegen immer mit den von Intel maximal erlaubten Taktraten laufen, auch wenn sie dann deutlich mehr Strom verbrauchen. Gegen Intels Vorgaben oder die Angabe „65 Watt TDP“ verstößt beides nicht.

Medion erklärte gegenüber ComputerBase: „Gemäß Intel Spec hat die CPU eine TDP von 65 Watt. Diese Leistung stellt unser Mainboard auch zur Verfügung. Es gibt in der Tat einige Gaming Mainboards mit Z370 Chipsatz, die höhere TDP Leistungen zur Verfügung stellen können. Die CPU wird dann höhere Taktraten erreichen, wird aber auch außerhalb ihrer Spezifikation betrieben.“ Intel sah in diesem Ansatz kein Fehlvergehen. Wie auch denn gemäß aktueller Definition ist die TDP „die durchschnittliche Leistungsaufnahme (in Watt), die der Prozessor beim Betrieb auf Basisfrequenz ableitet, wenn alle Kerne bei einer von Intel definierten, hochkomplexen Arbeitslast aktiv sind". Von Turbo ist gar keine Rede. Ein 65-Watt-TDP-Prozessor muss damit nie mehr als 65 Watt verbrauchen dürfen, es ist aber genauso wenig verboten.

Wie hoch lag der Preis deines letzten Mainboards?
  • Unter 100 Euro
    33,0 %
  • Über 100 bis 200 Euro
    46,0 %
  • Über 200 bis 300 Euro
    11,3 %
  • Über 300 Euro
    5,2 %
  • Das ist zu lange her, um noch relevant zu sein
    4,4 %

Im Ergebnis gibt es Systeme, bei denen der Hersteller die CPU nicht so viel Strom verbrauchen lässt, wie das in anderen der Fall ist. Und in der Community stellte sich die Frage, ob das auch auf günstige Platinen für Endkunden zutrifft. Schließlich sollten sich so Kosten senken, weil hochwertigere Komponenten einsparen lassen.

Intel Core i5-8400 mit 86 Watt Leistungsaufnahme bei 65 Watt TDP

Beim Gigabyte Z370P D3 für unter 100 Euro war das dann auch der erste Test. Mit einem Intel Core i5-8400 aus dem Handel wurde noch einmal der Vergleich zum Gigabyte Aorus Z370 Ultra Gaming mit aktuellem BIOS für knapp 150 Euro gezogen. Das teurere Modell zeigte das bekannte Verhalten: Kurze Zeit nach dem Start der maximal möglichen Last mit Prime95 im AVX-Test zeigt es eine CPU-Package-Power von bis zu 86 Watt beim von Intel spezifizierten maximalen 6-Kern-Turbo-Takt von 3,8 GHz. Dieser Wert bekommt Rückhalt durch den Blick auf die Leistungsaufnahme des Gesamtsystems, die von 37 auf 132 Watt steigt – ein Delta von 95 Watt. Der Takt der CPU ist stabil für alle sechs Kerne, selbst bei der kurzzeitigen Deaktivierung des Lüfters und dem Annähern an die 100-Grad-Marke wird er nicht unterschritten. Und das günstige Gigabyte Z370P D3 verhält sich genauso.

Das Gigabyte Z370P D3 ohne „Aorus“-Branding
Das Gigabyte Z370P D3 ohne „Aorus“-Branding (Bild: Gigabyte)

Das gilt auch für den Einsatz eines Core i7-8700K. Die Leistungsaufnahme ist deutlich höher, bereits die Package-Power wird bei über 120 Watt geführt. Aber selbst bei Prime95 im AVX-Test wird der Turbo-Takt für alle 12 Threads von 4,3 GHz gehalten – auch auf dem günstigen Mainboard.

Intel Core i5-8400 unter maximaler Last: Immer bei vollem Turbo
Intel Core i5-8400 unter maximaler Last: Immer bei vollem Turbo
Intel Core i7-8700K unter maximaler Last: Immer bei vollem Turbo
Intel Core i7-8700K unter maximaler Last: Immer bei vollem Turbo

Erstes Fazit: Die Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen der Redaktion. Desktop-Mainboards für Endkunden betreiben CPUs in der Regel immer bei den von Intel maximal freigegebenen Turbo-Taktraten. Die Leistungsaufnahme steigt dadurch deutlich über das, was die TDP suggeriert. Aber die sagt mittlerweile ja auch nur noch etwas über den Verbrauch bei Basistaktraten aus.

OEM-Hersteller, die ein System in Summe optimieren und mit Garantie verkaufen, legen der CPU hingegen oft Ketten an. Das senkt die Leistung, aber auch die Leistungsaufnahme. Und weil Intel immer nur von maximalen, aber nicht garantierten Turbo-Taktraten spricht und „die TDP“ nicht angetastet wird, ist auch das regelkonform. Dass es dabei bei weitem nicht nur Systeme von OEMs wie Medion trifft, sondern auch an Spieler ausgerichtete High-End-Gaming-Systeme, dazu wird die Redaktion in Kürze einen weiteren Artikel veröffentlichen.

Das günstigste Gigabyte Z370P D3 im Überblick

Knapp 90 Euro kostet das Gigabyte Z370P D3 bei vielen Online-Händlern und ist damit das günstige ATX-Mainboard für Intels Sechs-Kern-Prozessoren. Nur das Gigabyte Z370M DS3H im Micro-ATX-Format ist noch 3 Euro günstiger.

Auch das Gigabyte Z370P D3 basiert auf dem Z370-Chipsatz, den Ende März weiterhin einzigen für Coffee Lake. Erst Anfang April werden die Chipsätze B360 und H310 erwartet, mit denen die Preise noch weiter fallen werden – allerdings bieten sie nicht die gleichen Funktionen.

Die wesentlichen Unterschiede vom Gigabyte Z370P D3 zum Vergleichsmodell Z370 Aorus Ultra Gaming liegen in einigen sekundären Ausstattungsmerkmalen, die Basis ist exakt identisch: Beide können alle aktuellen Coffee-Lake-Prozessoren adressieren, sie zudem mit bis zu 64 GByte DDR4-Speicher mit Taktraten von 4.000 MHz und mehr ansteuern.

Unterschiede zwischen Gigabyte Z370P D3 und Z370 Aorus Ultra Gaming
Z370P D3 Z370 Aorus Ultra Gaming
PCIe-Slots 1 × x16 (16 Lanes),
2 × x16 (4 Lanes),
3 × x1
1 × x16 (16 Lanes),
1 × x16 (Split 16 Lanes von Slot 1 auf 2 × 8 ),
1 × x16 (4 Lanes),
3 × x1
Grafikanschlüsse 1 × HDMI 1.4 1 × DVI-D, 1 × HDMI 1.4
M.2 1 × x4 2 × x4
Gigabit-LAN Realtek Intel i219V
Audio Realtek ALC887 Realtek ALC1220
USB 6 × USB 3.0,
6 × USB 2.0
6 × USB 3.0,
6 × USB 2.0,
2 × USB 3.1 Gen 2 (ASMedia)
Stromversorgung 6 Phasen 7 Phasen
RGB-LED-Beleuchtung Einfach Umfassend
Blende über den I/O-Ports Nein Ja
Preis 91 Euro 148 Euro
Gigabyte Z370P D3
Gigabyte Z370P D3 (Bild: Gigabyte)
Gigabyte Z370 AORUS Ultra Gaming
Gigabyte Z370 AORUS Ultra Gaming (Bild: Gigabyte)

Ist einer der Unterschiede kaufentscheidend? Diese Frage muss sich der Kunde selbst stellen. Für einen klassischen heimischen Desktop-PC sind sie es nicht, denn dort werden Coffee-Lake-CPUs mit einer diskreten Grafikkarte gepaart – die PCIe-Slots sind ohnehin bis auf den Lane-Split identisch. Ein M.2-Slot ist für eine ganz schnelle SSD mehr als ausreichend, des Weiteren gibt es auf beiden Plattformen auch noch sechs SATA-Ports für größere Massenspeicher. Darüber hinaus sind die Unterschiede bis auf die bei der Stromversorgung, die beim Overclocking wichtig werden könnten, nur noch sehr geringer bzw. optischer Natur: Eine Blende über den I/O-Ports und eine umfassende RGB-LED-Beleuchtung bietet nur das Ultra Gaming. Beim Preis sorgt all das am Ende für eine große Lücke: 57 Euro Unterschied entsprechen einem Aufpreis von über 60 Prozent.

Oben das Z370P D3, unten das Z370 Gaming Ultra
Oben das Z370P D3, unten das Z370 Gaming Ultra