Kurznachrichtendienst: Twitter sperrt Kaspersky für Werbung

Michael Schäfer
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Kurznachrichtendienst: Twitter sperrt Kaspersky für Werbung
Bild: LoboStudioHamburg | CC0 1.0

Twitter hat Kaspersky jegliche Werbung auf seinem Kurznachrichtendienst untersagt. Als Grund wird die Unverträglichkeit mit dem Geschäftsmodell von Kaspersky mit den Vorgaben des sozialen Netzwerkes genannt. Laut Medienberichten soll der wahre Grund aber in den Streitigkeiten mit der US-Regierung liegen.

Ablehnung angeblich ohne Regelverstöße

In Zukunft will Twitter eigenen Angaben zufolge Werbung aller auf dem sozialen Netzwerk von Kaspersky Lab genutzten Konten ablehnen. Dies geht aus einer Mitteilung hervor, welche ein nicht genannter Twitter-Mitarbeiter dem Software-Entwickler bereits vor drei Monaten zukommen ließ. Konkrete Regelverstöße sollen in dem Schreiben nicht genannt werden, Twitter führt nur vage auf, dass die Entscheidung auf der Feststellung beruhe, dass das von Kaspersky betriebene Geschäftsmodell unvereinbar mit den Statuten des Twitter-Werbegeschäftes sei.

Eine schriftliche Anfrage seitens Kaspersky (PDF) hatte lediglich dieselbe Begründung durch Twitter zur Folge, Gründe für die Behauptung nannte das Unternehmen dabei nach wie vor nicht.

Offener Brief soll Twitter zum Einlenken bewegen

Aus diesem Grund hat Kaspersky-CEO Eugene Kaspersky nun den Schritt an die Öffentlichkeit gesucht und sich in einem offenen Brief an Twitter gewendet. In diesem fordert Kaspersky von dem Kurznachrichtendienst innerhalb einer überschaubaren Frist die Nennung der Gründe, welche hinter der Sperrung stehen sollen sowie eine umfassende Erklärung der Entscheidung. Außerdem soll Twitter Vorkehrungen nennen, welche andere Unternehmen davor schützen, nicht in die gleiche Situation zu gelangen. Gleichzeitig gab der CEO in einem Twitter-Beitrag an, das komplette Twitter-Werbebudget für 2018 der Electronic Frontier Foundation (EFF) als Spende zukommen zu lassen. „Die machen eine Menge, um Online-Zensur zu bekämpfen“, so Kaspersky.

Spionagevorwurf als wahrer Grund

Diversen Medienberichten zufolge soll der wahre Grund für die Werbesperrung jedoch in einer gänzlich anderen Sache begründet sein: Im Jahr 2015 wurde Kaspersky Labs selbst Opfer eines Angriffs, dessen Verantwortung dem israelische Geheimdienst zugeordnet wird und welcher Indizien für eine Verbindung zwischen Kaspersky und russischer Spionage in den USA entdeckt haben soll. Nachdem immer lauter eine Verbannung der Software des Entwicklers von Rechnern aus dem öffentlichen Dienst der USA gefordert wurde, gab Kaspersky in einem Blogeintrag an, dass alle Vorwürfe der Ausspähung amerikanischer Nutzer bestenfalls beweisfreie Paranoia seien und bezeichnete das Vorgehen in den USA als Hexenjagd.

Dies schützte das Unternehmen aber nicht davor, dass US-Präsident Donald Trump Mitte Dezember des letzten Jahres ein Gesetz unterzeichnete, das den Einsatz vom Kaspersky-Lab-Software in US-amerikanischen Behörden verbietet. Gegen diese Entscheidung legte das Unternehmen nur ein paar Tage später Einspruch ein.

Verbote und Warnungen in weiteren Ländern

Dies ist bisweilen nicht das einzige Verbot, mit dem sich das Unternehmen konfrontiert sieht: Kurz vor Weihnachten 2017 wurden Software-Lösungen von Kaspersky in Behörden und wichtigen Privatunternehmen in Litauen verboten, das National Cyber Security Centre in Großbritannien warnt Regierungsbehörden zumindest vor dem Einsatz der Software.

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