Telegram-Sperrung: Russland setzt Apple Frist zur Löschung aus App Store

Michael Schäfer
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Telegram-Sperrung: Russland setzt Apple Frist zur Löschung aus App Store

Die Auseinandersetzung zwischen Telegram und der russischen Medienaufsicht Roskomnadzor geht in die nächste Runde: Nachdem die verfügte Sperrung des Kurznachrichtendiensts dessen Nutzung nur geringfügig einschränkte, soll Apple die App nun aus dem App Store entfernen.

Maßnahmen binnen kürzester Zeit

Dies erklärt die Kommunikationsbehörde des Landes Roskomnadzor in einem Brief an das US-Unternehmen. Ein genauer Zeitraum wird in dem Schreiben nicht genannt, dennoch wird Apple aufgefordert, die Medienaufsicht innerhalb „möglichst kurzer Zeit über weitere Maßnahmen zu informieren‟. Genau verlangt die Behörde einen Verbreitungsstopp der Telegram-App „auf dem Territorium der Russischen Föderation‟, was letzten Endes die Entfernung aus dem App Store bedeuten würde.

Darüber hinaus verlangt Roskomnadzor den Stopp von Push-Benachrichtigungen an Nutzer des Kurznachrichtendienstes. Auf diese Weise soll die am 13. April verhängte richterliche Anordnung zur Sperrung von Telegram umgesetzt werden. Kommt Apple dieser Aufforderung nicht nach, droht die Aufsicht bereits mit ihrem Einschreiten.

In russischen Behörden sehr beliebt

Das Verbot von Telegram nimmt zudem zuteil groteske Züge an: So soll laut heise.de Telegram auch in russischen Verwaltungen äußerst beliebt sein. Bis vor kurzem nutze selbst der Kreml den Dienst, um in einem eigenen Chatraum mit Journalisten in Kontakt treten zu können. Mittlerweile greifen öffentliche Institutionen wieder vermehrt auf den Kurznachrichtendienst ICQ zurück, welcher sich seit 2010 in russischer Hand befindet.

Enorme Auswirkung auf russische Wirtschaft

Der jetzige Höhepunkt ist nur ein weiteres Teilstück der Auseinandersetzung zwischen Telegram und den russischen Behörden sowie dem Geheimdienst FSB (Föderaler Dienst für Sicherheit der Russischen Föderation). Dieser hatte Telegram aufgefordert, die nötigen Schlüssel zur Entschlüsselung der Nachrichten herauszugeben. Nachdem der Dienst dieser Aufforderung selbst nach einem verlorenen Berufungsverfahren und einer Frist von 15 Tagen nicht nachgekommen war, erließ ein Moskauer Gericht die Sperrung von Telegram in Russland.

Die Maßnahme schränkte die Erreichbarkeit des Kurznachrichtendienstes nur wenig ein, hatte aber gravierende Folgen für andere Dienste und die Russische Wirtschaft. Der Schaden durch die Sperrung von über einer Million IP-Adressen und den folgenden Ausfällen bei Cloud- und Zahlungsdiensten, Geo-Lokalisierungen, KI-Systemen, mobilen Applikationen oder Support-Diensten bezifferten Wissenschaftler auf über eine Milliarde US-Dollar.

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