Gigaset GS4 im Test: Leistung, Akkulaufzeit und Fazit

Mittelklasse bleibt Mittelklasse

Wie bereits erwähnt, schlägt im Gigaset GS4 ein MediaTek Helio P70, der in 12 nm gefertigt wird und nicht mehr zu den neuesten SoCs auf dem Markt gehört. Das 64-Bit-SoC setzt auf acht Kerne und ist in zwei Cluster unterteilt. Das schnellere Cluster hat vier Cortex-A73 Kerne mit bis zu 2,10 GHz Taktfrequenz, das langsamere hingegen vier Cortex-A53 mit maximal 2,00 GHz. Als GPU dient eine Mali-G72 MP3 mit bis zu 900 MHz.

Schon vor mehr als einem Jahr geriet MediaTek mit einem Sports-Mode in die Kritik, der bestimmte Benchmarks erkennt und die Leistung nur in diesen durch eine verringerte Effizienz erhöht, so dass Werte erzielt werden, die im Alltag bei normalen Spielen oder Anwendungen nicht erreicht werden können. Vom Sports-Mode können unter anderem die Varianten Helio G90, G70, P95, P90, P70, P65, P60, P20 und A22 Gebrauch machen. Um zu prüfen, ob er genutzt wird, wirft ComputerBase einen Blick in das Systemverzeichnis „/vendor/etc“ von Android. Ist hier die App in der Datei „power_app_cfg.xml“ hinterlegt, wird für sie der Sports-Mode aktiviert. Im Testparcours sind die Benchmarks Androbench, Geekbench, GFXBench und PCMark betroffen, deren Resultate zu hoch ermittelt werden. Die anderen von ComputerBase genutzten Benchmarks tauchen nicht in der Datei auf.

In den Benchmarks landet das Gigaset GS4 am unteren Ende der bisher getesteten Smartphones und liefert ungefähr die Leistung eines Google Pixel 4a (Test). Es kann sich in den meisten Benchmarks knapp vor dem Oppo A91 (Test) platzieren, das ebenfalls auf den Helio P70 von MediaTek setzt. Auch das Cat S62 Pro (Test), das mit Flir-Wärmebildkamera und robustem Design eine andere Zielgruppe anspricht, liegt etwa gleichauf mit dem Gigaset GS4. Ein rund 400 Euro teures Samsung Galaxy A52 5G (Test) ist in den Benchmarks jedoch schon ein gutes Stück vor dem Gigaset GS4.

Im Alltag reagiert Android auf dem GS4 zügig und ohne nervige Aussetzer, auch wenn das System nicht so schnell reagiert wie etwa auf einem Asus ROG Phone 5 mit Snapdragon 888 und 16 GB RAM. Sind viele Apps parallel geöffnet, muss auch das GS4 beim Wechsel speicherintensive Anwendungen zunächst neu laden. Die Wartezeiten sind angesichts des Preises von rund 200 Euro aber gut und kurz.

Langsame GPU ist nichts für aktuelle High-End-Spiele

Die Mali-G72 MP3 mit bis zu 900 MHz, die auch schon im Unihertz Titan mit 1:1-Display und BlackBerry-Tastatur (Test) steckte, ist für anspruchsvollere Spiele zu langsam. Bei aktuellen Titeln wie Genshin Impact können keine flüssigen Bildraten bei ansprechender Grafik erreicht werden. Das GS4 ist somit nur für das ein oder andere Casual-Game ohne Grafikfeuerwerk geeignet.

Der interne Speicher des Gigaset GS4 liefert für ein Mittelklasse-Smartphone akzeptable Schreib- und Leseraten, die aber deutlich von den leistungsfähigsten Vertretern entfernt sind.

Akkulaufzeit

Ein Akku mit 4.300 mAh ist für ein Android-Smartphone keine Seltenheit, setzen Langläufer doch auf 6.000 mAh oder noch mehr. Im eigenen Haus hat Gigaset mit dem GX290 (Test) und den Neuauflagen Plus und Pro ebenfalls Modelle im Angebot, die einen 6.200-mAh-Akku bieten. Mit 12 Stunden im YouTube-Test liefert das Gigaset GS4 somit auch keine überragende Laufzeit, im fordernderen PCMark rutscht es mit nur rund 9 Stunden noch etwas weiter nach hinten im Testfeld, was auch auf den Sports-Mode zurückzuführen sein könnte, der für den PCMark aktiviert wird und die Effizienz senkt. Im Alltag muss das Smartphone nach einem Tag geladen werden, wenn es tagsüber für längere Telefonate, Kurznachrichten, zum Surfen und für das ein oder andere Video genutzt wird. Sparsame Nutzer kommen auch über zwei Tage.

Fazit

Das Gigaset GS4 ist das fünfte Smartphone „made in Germany“ des Herstellers, der die Geräte in Bocholt zusammenbaut – die Komponenten stammen hingegen aus aller Welt. Auch wenn dies allein schon ein Alleinstellungsmerkmal ist, ergibt sich hieraus für den Nutzer kein direkter praktischer Nutzen am Gerät selbst.

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Anders sieht es mit der zweiten Besonderheit aus, die sich auch bei Mittelklasse-Smartphones kaum noch findet: dem auswechselbaren Akku. Denn die Rückseite des Gigaset GS4 lässt sich mit wenigen Handgriffen ganz ohne Werkzeug abnehmen. Darunter verbirgt sich der große Akku, der ausgetauscht werden kann, wenn seine Lebensdauer am Ende ist. Ein defekter oder stark in der Leistungsfähigkeit reduzierter Akku hat beim Gigaset GS4 keinen kostspieligen Austausch, kein Einschicken des Smartphones oder gar dessen Ausmusterung zur Folge. Ist der Akku defekt, kann ihn der Nutzer in weniger als fünf Minuten selbst tauschen. Für Outdoor-Enthusiasten ergibt sich gar die Option, einen Zweitakku mitzuführen und diesen bei stromhungrigen GPS-Touren einfach unterwegs zu tauschen. Die Akkulaufzeit des GS4 selbst ist nämlich nicht die beste, was auch dem austauschbaren Akku zu schulden ist, da diese Umsetzung mehr Platz verbraucht, die sonst für zusätzliche Kapazität hätte genutzt werden können.

Mit Android 10 setzt Gigaset ein inzwischen veraltetes Betriebssystem ein. Wie die meisten Hersteller muss das Unternehmen in diesem Bereich zügiger Updates bereitstellen. Android 11 soll für das GS4 veröffentlicht werden, einen Termin gibt es aber weiterhin nicht. Android 12 wird voraussichtlich nicht folgen. Die Sicherheits-Updates sind Anfang Juni auf dem Stand von März 2021 – zumindest in diesem Bereich gibt es also weiterhin Updates, aber auch nicht immer die aktuellsten. Garantiert werden Sicherheitsupdates für zwei Jahre. Positiv ist, dass Gigaset keine eigene Oberfläche über Android legt und dieses ohne relevante Anpassungen nutzt. Von den Problemen, dass der Update-Server von Gigaset Malware auf Smartphones verteilt hat, war das GS4 nicht betroffen.

Das Gigaset GS4 ist für all jene Nutzer interessant, die ein solides Alltags-Smartphone der Mittelklasse suchen und auf einen austauschbaren Akku Wert legen – entweder, weil sie ihn unterwegs in Ausnahmesituationen wechseln müssen, oder aber, weil sie ihn nach zwei Jahren, wenn seine Leistung deutlich nachgelassen hat, auswechseln möchten, ohne das Smartphone einschicken oder gar selbst ersetzen zu müssen. Der Ersatz-Akku für das GS4 kann direkt bei Gigaset für 24,99 Euro erworben werden. Das Gigaset GS4 kann auf Wunsch beim Kauf im Shop mit einer persönlichen Gravur mit bis zu 26 Zeichen versehen werden. Sie kostet 5 Euro Aufpreis.

ComputerBase wurde das GS4 leihweise von Gigaset zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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