Model I im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

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Fabian Vecellio del Monego
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Die Model I verfügt wie heutzutage üblich über einen ARM-Prozessor und einen internen Speicher. Die Latenz der Maus beträgt bei der ab Werk konfigurierten USB-Abfragerate von 1.000 Hz eine Millisekunde. Besagte Frequenz hält die Model I unter Verwendung auch konstant und ohne Ausreißer nach unten. Es werden zudem Polling-Raten von 500, 250 oder 125 Hz unterstützt, die Verzögerung steigt entsprechend antiproportional – für Spiele empfehlen sich die drei letztgenannten Modi also nicht. Der einzige Vorteil niedrigerer Polling-Raten liegt beim minimal geringeren Energieverbrauch, bei einer kabelgebundenen Maus spielt das allerdings keine Rolle.

PixArts PAW-3370 ist in 2022 Standard

Mit PixArts PAW-3370 setzt Glorious im Grunde genommen auf den Standardsensor schlechthin, nahezu sämtliche High-End-Neuvorstellungen des Jahres 2022 verwenden ihn. Auch bei der Model O Wireless kam das Modell schon zum Einsatz, während ältere Glorious-Mäuse noch mit einem PMW-3360 ausgestattet waren. Bei diesem handelt es sich prinzipiell um einen Vorgänger des PAW-3370. Das wiederum legt den Schluss nahe, dass der neuere Sensor eine entsprechend bessere Leistung in Form höherer Präzision bieten sollte. Und in technischen Tests lässt sich das auch messen, aber selbst dort nur kaum merklich.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PAW-3370 PixArt PMW-3399 PixArt PMW-3950 Logitech Hero
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 CPI 200–12.000 CPI 100–19.000 CPI 100–20.000 CPI 100–30.000 CPI 100–25.600 CPI
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 19 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² 686 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Wirklich von Vorteil ist lediglich die in Relation zu den Vorgängern deutlich reduzierte Leistungsaufnahme, die Spielern aber letztlich nur in kabellosen Mäusen einen Mehrwert bietet – sei es in Form einer längeren Laufzeit oder eines niedrigeren Gewichtes durch kleinere Akkus. Und auch der Vergleich zur einzig höher klassifizierten PixArt-Sensorfamilie verhält sich ähnlich: Der PAW-3370 lässt im Rahmen menschlicher Wahrnehmung keinen Unterschied zum zunächst exklusiv von Razer genutzten und in Messungen überlegenen PMW-3399 ausmachen. Gleiches gilt für Logitechs Hero-Sensor oder gar den PMW-3950.

1.000-Hz-Sensorik bleibt 1.000-Hz-Sensorik

Die höheren maximalen Sensorauflösungen aller neueren Sensoren sind derweil nutzlos. Nach wie vor sei geraten, zugunsten der Präzision auf eine Empfindlichkeit im Bereich von 400 bis circa 4.000 CPI zu setzen. Vor Glättung oder anderweitiger Software-Verfälschung der Eingaben müssen sich Nutzer der Model I dabei nicht fürchten, sodass durchaus zu einer höheren Mindestauflösung von 1.200 CPI und je nach Präferenz des Nutzers einer anschließenden Heruntersetzung der Empfindlichkeit im Spiel geraten werden kann. Bis zu ungefähr diesem Wert gehen höhere Auflösungen mit einer messbar geringeren Latenz einher. Bei weiter steigender Auflösung geht der Vorteil sukzessiv gegen null.

Letztlich bleibt ein weiteres Mal die Erkenntnis, dass die Präzision verschiedener Gaming-Mäuse etablierter Marken im Jahr 2022 zumeist kein kaufentscheidendes Kriterium mehr ist. Erwähnenswert ist jedoch noch die minimale Lift-off-Distance: Der PAW-3370 schneidet bereits beim Anheben um gut 1 mm ab, während der PMW-3389 und viele weitere Sensoren in der Regel erst bei 1,5 bis 2 mm aufhören, die Bewegungen zu messen.

Schmale Software kann weniger

Auch wenn Nutzer der Model I zum Betrieb keine dedizierten Treiber benötigen, kann es sich lohnen, zusätzliche Software zu installieren. Der Hersteller bietet mit Glorious Core ein eigenes Programm an, um beispielsweise die Sensorauflösung oder die Tastenbelegung der Maus zu konfigurieren. Der Download ist über die Website des Herstellers möglich.

Wie für Glorious-Mäuse üblich, gibt es die grundlegensten Einstellungen, mehr allerdings nicht. Schon im Sensorik-Menü fällt das auf: Vier CPI-Stufen lassen sich hinterlegen, außerdem ist die Lift-off-Distance von 1 auf 2 mm abänderbar. Das war's. Bei den Tasten erlaubt Glorious Core eine vollständige Umprogrammierung, eine Sekundärbelegung oder allzu komplexe Tastenkombinationen und Makros sind aber nicht möglich.

Grund für Letzteres ist der miserable Makro-Editor, der Nutzern gleich mehrere Steine in den Weg legt. Erstens ist er unübersichtlich, zweitens lässt er nach vollzogener Aufnahme keine Editierung zu und drittens werden Tastenaktionen während der Aufnahme nicht unterbunden – wenn also beispielsweise die Tastenkombination „Win“ + „Tab“ aufgenommen werden soll, ist das zwangsläufig zum Scheitern verurteilt, weil dabei stets das Windows-Startmenü geöffnet wird.

Ähnlich karg sieht es bei der Beleuchtung aus. Zwar verfügt die Model I an drei verschiedenen Stellen über LED-Gruppen, einzustellen sind sie jedoch nur als Gesamtheit. Einige übliche Effekte werden geboten, weiterhin anpassbar sind deren Geschwindigkeit und Helligkeit. Alternativ ist eine statische Beleuchtung möglich – wahlweise auch mit 0 Prozent Helligkeit. Positiv ist allerdings anzumerken, dass das Programm unabhängig von der Komplexität gewählter Makros oder Effekte komplett beendet werden kann, ohne dass die Maus an Funktionalität verliert.

Die Konkurrenz bietet mehr

Wird aber der Vergleich zu den Wettbewerbern angestellt, verblasst dieser Pluspunkt: Logitech, Razer und Roccat bieten ebenso allesamt einen potenten internen Speicher und darüber hinaus deutlich mächtigere Programme, die insbesondere mit mehr Spielraum bei der Tastenbelegung und der Möglichkeit einer Sekundärbelegung glänzen können, die die Anzahl verfügbarer Aktionen nahezu verdoppeln kann. Die schon mit weniger physischen Knöpfen ausgestattete Model I gerät spätestens an dieser Stelle deutlich ins Hintertreffen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den komplexeren RGB-Einstellungen, bei den praktischeren wie funktionaleren Makro-Editoren, bei den teils pro Achse justierbaren Sensoren und letztlich auch bei den ausgefeilteren Systemem zur Profilverwaltung. Bei früheren Mäusen war eine nur mittelmäßig mächtige Software passend zur mit rund 50 Euro mittelhohen unverbindlichen Preisempfehlung – bei 70 Euro aber sieht es ein wenig anders aus.