Model I im Test: Fazit

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Fabian Vecellio del Monego
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Bei der Model I handelt es sich zweifelsfrei um eine Glorious-Maus. Das verrät bereits der erste Blick: Wabenförmige Löcher im Gehäuse, RGB-Streifen an der Seite und ein beleuchtetes Mausrad übernimmt die Maus unverändert von Model O (Tests) und Model D (Tests). Aber auch die verbaute Technik ist bekannt, darunter PixArts präziser PAW-3370, den Glorious als BAMF-Sensor vermarktet, oder aber mechanische Taster von Kailh. Abseits der neuen Formgebung findet sich ein einziger Unterschied – oder eher gesagt deren drei, denn die Model I bietet drei Zusatztasten mehr als bisherige Glorious-Mäuse. Deren Anordnung ist zwar nicht optimal, zwei der vier Seitentasten sind aber immerhin magnetisch fixiert und austauschbar – eine nette Spielerei.

Anderweitig entspricht die vermeintliche Allround-Maus exakt ihren älteren Shooter-Maus-Geschwistern. Es gibt das gleiche flexibel umwickelte Kabel, die bekannten weißen PTFE-Gleitelemente, das beinahe schon Hersteller-typische Gewicht von 69 g, damit einhergehend hervorragende Gleiteigenschaften und mit Glorious Core eine bekannte Software mit Standardfunktionalität. Eine weitere Änderung ist dann aber doch vorhanden: Der Preis ist gestiegen, gemäß UVP kostet die Model I mit rund 70 Euro ungefähr 40 Prozent mehr als Model O und Model D.

Diese Tatsache allein mutet bei den wenigen Änderungen bereits merkwürdig an, erst der Vergleich mit der Konkurrenz lässt die Glorious-Maus dann aber unattraktiv erscheinen: Die üblichen Verdächtigen in Form von Logitechs altgedienter G502 Hero (Test), Razers Basilisk V3 (Test) und Roccats neuer Kone XP (Test) bieten allesamt ein üppigeres Featureset. Auf den ersten Blick fallen Argumente wie optomechanische Primärtaster, ein Vier-Wege-Mausrad und bei Logitech und Roccat mehr und überdies sinnvoller platzierte Zusatztasten ein.

G502 Hero und Basilisk V3 bieten im Vergleich zudem eine Freistellbarkeit des Mausrads. Eine höhere Software-Funktionalität mit Sekundärbelegung, einen besseren Makro-Editor und – sofern Interessenten darauf bedacht sind – eine opulentere sowie feiner justierbare RGB-Beleuchtung bringen indes alle drei Wettbewerber mit.

Der Model I verbleiben als ihre einzigen beiden Vorteile etwas knackigere Primärtaster und die erwähnt tollen Gleiteigenschaften. Insbesondere mit ihrem niedrigen Gewicht bietet die Maus ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz. Dabei ist sie allerdings weder herausragend leicht, noch sind Razers und Roccats Modelle besonders schwer – und bei einer Allround-Maus sind die Gleiteigenschaften ohnehin zweitrangig, stehen doch nicht Shooter, sondern MMOGs, RPGs und Co. im Fokus. Und für ebenjene empfehlen sich zu Marktpreisen von rund 55 Euro respektive 80 Euro die Basilisk V3 und Kone XP als tatsächliche Allround-Mäuse mit gegenüber Shooter-Modellen gesteigerter Funktionalität.

Glorious PC Gaming Race Model I
Produktgruppe Mäuse, 30.06.2022
  • Sensorik
    ++
  • Primärtasten & Mausrad
    O
  • Oberfläche & Verarbeitung
    O
  • Gleiteigenschaften
    ++
  • Software
  • Vollständige Funktionalität ohne Software im Hintergrund
  • Niedriges Gewicht
  • Flexibles Kabel und PTFE-Gleitfüße
  • Anordnung der Zusatztasten suboptimal
  • Makro-Editor mit Mängeln

Die bereits im Jahr 2018 erschienene G502 Hero hingegen ist mit beinahe dem doppelten Gewicht der Model I ein echter Brocken und kann auch anderweitig nicht mehr unbedingt mit den neueren Wettbewerbern mithalten. Sie rettet aber ihr Preis: Logitechs Klassiker ist beständig ab rund 35 Euro zu erstehen – das bald vier Jahre alte Modell bietet folglich zum halben Preis der Model I eine viel umfangreichere Funktionalität. Spätestens an dieser Stelle sollte deutlich geworden sein, dass Glorious den selbst auferlegten Anspruch, mit seiner bis dato „Feature-reichsten“ Maus ein echtes Mehrzweckwerkzeug zu liefern, verfehlt hat.

Die Model I ist im Grunde genommen eine gelungene Mittelklasse-Maus für Shooter-Spieler mit allerdings zu großen Allround-Ambitionen; es handelt sich um ein drei Jahre altes Shooter-Maus-Konzept in einem neuen Gehäuse mit drei zusätzlichen, mutmaßlich wahllos platzierten Tasten – das ist letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes. Glorious denkt die angestrebte Maus-Metamorphose nicht weit genug, die einzig tatsächlich spürbare Entwicklung ist beim Preis zu sehen. Bei sowohl überlegener als auch günstigerer Konkurrenz jedoch geht das nicht auf.

ComputerBase wurde die Glorious Model I leihweise von Caseking zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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