Razer DeathAdder V3 Pro im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

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Fabian Vecellio del Monego
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Die DeathAdder V3 Pro verfügt standesgemäß über einen Mikrocontroller und einen internen Speicher. Die kabellose Konnektivität setzt auf schnellen 2,4-GHz-Funk, sodass die maximale USB-Abfragerate mit dem ab Werk mitgelieferten Standard-Dongle 1.000 Hz beträgt und sich die Verzögerung dementsprechend auf 1 ms beschränkt. Erhältlich ist überdies ein HyperPolling Wireless Dongle, mit dem die DeathAdder V3 Pro mit bis zu 4.000 Hz kabellos betrieben werden kann. ComputerBase wird sich der Technik bald in einem separaten Test annehmen.

Derweil ist auch ein Herabsetzen der Abfragerate auf beispielsweise 500 oder 250 Hz möglich, die Latenz steigt dabei aber reziprok proportional auf 2 respektive 4 ms. Es folgt der an dieser Stelle obligatorische Hinweis: Zur Verwendung in Spielen wird eindeutig und ausschließlich zu 1.000 Hz oder mehr geraten. Abseits eines minimal geringeren Energieverbrauchs gehen mit den geringeren Abfrageraten keine Vorteile einher. Eine alternative Bluetooth-Anbindung bietet die DeathAdder V3 anders als ihr Vorgänger nicht.

Highest-End-Sensorik ohne Latenz

Schon die DeathAdder V2 Pro bietet mit PixArts PAW-3399 einen Sensor, der eigentlich keine Wünsche offenlässt – und dennoch bleibt die Sensorik im Rahmen menschlicher Wahrnehmung in etwa auf einem Niveau der Konkurrenz mit PAW-3370 oder Logitechs Hero-Sensor. Der Grund ist naheliegend: Die mittlerweile gebotenen Spezifikationen sind derart hoch, dass die Sensoren aktueller High-End-Mäuse von einem Menschen nicht einmal ansatzweise ausgereizt werden können. Erst recht nicht, wenn das Ganze präzise bleiben soll.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PAW-3370 PixArt PAW-3399 PixArt PAW-3950 Logitech Hero
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 CPI 200–12.000 CPI 100–19.000 CPI 100–20.000 CPI 100–30.000 CPI 100–25.600 CPI
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 19 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² 686 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Dennoch setzt Razer rund eineinhalb Jahre nach dem Erscheinen des bis dato leistungsstärksten Maussensors noch einmal einen drauf. Abermals in Kooperation mit PixArt entstand der zunächst in der Viper V2 Pro eingesetzte PAW-3950 alias Razer Focus Pro. Das abgeänderte Namensschema mag eine Zäsur suggerieren, tatsächlich gibt es jedoch fast nichts Neues. Die Kennzahlen sind gestiegen – von belanglos hoch auf belangloser hoch. 30.000 Punkte pro Zoll entbehren jeglichen Nutzens und auf 19 m/s wird ein am Schreibtisch sitzender Spieler seine Maus mit Sicherheit niemals beschleunigen können. Das soll die technische Leistung nicht ins Lächerliche ziehen, immerhin steigt die Auflösungsgenauigkeit von 99,6 auf 99,8 Prozent – nur wird das niemand merken.

Verbesserter PAW-3399 mit hohem Motion-Sync-Potenzial

Allzu viele Sensorik-Diagramme seien dem Leser folglich wie schon beim Test der Viper V2 Pro erspart, weil sie schlicht und ergreifend langweilig sind – der PAW-3950 ist derart gut gelungen, dass Messungen in der Praxis haargenau das theoretische Ideal darstellen. In Relation zu den Sensorik-Tests des PAW-3399 hat sich dennoch nicht viel getan. Auch Razers vorherige Maus-Generation schränkte selbst die leistungsfähigsten kompetitiven Pro-Gamer in keinster Weise sensorisch ein. Nicht zuletzt ist dafür Motion-Sync verantwortlich, sprich die Synchronisierung der Sensor-Framerate mit der internen Datenverarbeitung der Maus und der USB-Abfragerate. Auch eine asymmetrische Lift-off-Distance können Nutzer wieder einstellen, diesmal sogar deutlich feinstufiger.

Erweiterte Oberflächentauglichkeit für Nischen-Mauspads

Zwei potenziell sowohl nützliche als auch spürbare Verbesserungen abseits der hohen USB-Abfragerate gibt es auch noch. Erstens haben Razer und PixArt dem PAW-3590 eine beeindruckende Offroad-Tauglichkeit spendiert. So versagte der PAW-3399 – wie nahezu alle optischen High-End-Sensoren in Gaming-Mäusen – den Dienst, falls die Eingabegeräte nicht auf blickdichter, sondern auf transparenter Oberfläche platziert wurden. Ein Tracking auf Glas blieb Office-Mäusen mit dafür optimierten Lasersensoren vorbehalten. Dem PAW-3590 hingegen ist sein Untergrund überraschend egal. Selbst auf Glas mit einer Dicke von mindestens 2 cm arbeitet die DeathAdder V3 Pro einwandfrei.

Das soll allerdings kein Freifahrtschein sein, die E-Sport-Maus ohne Mauspad zu verwenden, denn die empfindlichen Mausfüße aus reinem PTFE mögen das nach wie vor überhaupt nicht – eine wesentlich schnellere Abnutzung und schlechtere Gleiteigenschaften sind in diesem Fall vorprogrammiert. Allerdings geht es Razer auch gar nicht um Tisch-, sondern um Mauspad-Oberflächen: Nicht nur verschiedenen Arten von Stoffmauspads kommen die breiter aufgestellten Tracking-Fähigkeiten des PAW-3950 entgegen. Sonderliche Mauspads mit gläsernen Oberflächen erleben derzeit einen Trend unter Maus-Enthusiasten. Und auf einigen ebensolchen Glaspads arbeitet die neue DeathAdder nun tatsächlich präziser als die meisten anderen High-End-Modelle mit sonst erstklassiger Sensorik.

Und zweitens geht der neuere Sensor mit einer erneut verbesserten Energieeffizienz einher. Während die DeathAdder V2 Pro auf eine Laufzeit von rund 70 Stunden kommt, bescheinigt Razer der neuen V3 Pro rund 90 Stunden dauerhafte Bewegung bei 1.000 Hz – trotz des wesentlich niedrigeren Gewichts. Bei niedrigem Akkuladestand warnt die Maus mit einem roten Blinken der Indikator-LED vor dem Mausrad. Positiv fiel im Test auf, dass das Eingabegerät im Grunde genommen niemals ausgeschaltet werden muss, wenn es täglich verwendet wird. Die Energiesparmechanismen, die die DeathAdder V3 Pro nach einigen Minuten ausbleibender Bewegung in den Ruhezustand versetzen, funktionieren so gut, dass im Standby nahezu kein Prozent Ladestand verloren geht. Zu Verzögerungen beim Aufwecken kam es dabei nie.

Aber kabellose Konnektivität hat doch bestimmt eine Latenz?

Apropos Verzögerung: Weiterhin hält sich in den Köpfen vieler Spieler hartnäckig das Gerücht, kabellose Gaming-Mäuse gingen in Relation zu kabelgebundenen Modellen zwangsläufig mit einer spürbaren respektive höheren Latenz einher. Dem ist aber tatsächlich nicht so. Insbesondere Razers und Logitechs 2,4-GHz-Funktechnik bieten eine derart geringe Latenz, dass die DeathAdder V3 Pro schon bei 1.000 Hz mit einer geringeren Verzögerung zwischen Maus- und Zeigerbewegung daherkommt als die meisten kabelgebundenen Gaming-Mäuse – einem besonders leistungsfähigen Mikrocontroller und Motion-Sync sei Dank. Einzig und allein 8.000-Hz-Modelle bieten eine tatsächlich potenziell spürbar geringere Latenz.

Mächtige Software trifft erneut auf enttäuschenden Speicher

Auch wenn Nutzer der DeathAdder V3 Pro zum Betrieb keine Treiber benötigen, kann es sich lohnen, zusätzliche Software zu installieren. Razer bietet mit Synapse 3 ein eigenes Programm an, um beispielsweise die Sensorik, die Tastenbelegung oder die Beleuchtung der Maus nach eigenem Belieben umfangreich zu konfigurieren.

Eine Registrierung oder dauerhafte Internetverbindung ist dabei – im Gegensatz zu früher – nicht mehr vonnöten. Und eigentlich sollte das gar nicht erwähnenswert sein. Ebenso sollte es allerdings nicht erwähnt werden müssen, dass eine derart teure Gaming-Maus mit einem potenten internen Speicher einhergeht. Aber Razers neuestes Modell stellt hier wie schon zuvor die Viper V2 Pro eine Ausnahme dar – und die Ausrede des Herstellers ist schlicht und ergreifend lächerlich. So sei es der geringen Masse der Mäuse geschuldet, dass der Speicher von fünf Profilen bei der Viper Ultimate und DeathAdder V2 Pro auf nur noch eines reduziert wurde. Aber damit nicht genug, denn ein altes Razer-Problem ist wieder da: Der interne Speicher kann vieles gar nicht speichern.

So ist es zwar möglich, die Einstellungen zur Sensorauflösung oder grundlegende Tastenzuweisungen in einem Profil zu sichern, bei komplexeren vordefinierten Tastenfunktionen oder aber selbsterstellten Makros streikt die DeathAdder V3 Pro jedoch häufig und weist Nutzer an, doch bitte Synapse 3 permanent im Hintergrund laufen zu lassen. Betroffen sind auch zahlreiche Windows-Tastenkombinatoren oder aber die Multimedia-Steuerung. Bisher wagte es Razer lediglich, Nutzer der günstigeren Eingabegeräte auf diese Weise zu gängeln – quasi als Argument für teurere Produktlinien. Dass nun aber eine der teuersten Mäuse des Herstellers mit einem Speicher daherkommt, der weit unter dem liegt, was bei konkurrierenden Unternehmen teils für ein Drittel des Preises Standard ist, ist ebenso enttäuschend wie unangebracht.

So wäre es gerade bei einer E-Sport-Maus sinnvoll, beispielsweise die Push-to-Talk-Tastenkombination des Sprachchats per Maus ausführen oder zwischen mehreren Profilen wechseln zu können, ohne ein fast 1 GB großes Programm installieren zu müssen – so wie es bei der DeathAdder V2 Pro und vielen anderen Mäusen schon seit Jahren möglich ist. Und es finden sich noch zahlreiche weitere Beispielprobleme, die sich freilich durch ein wenig oder etwas mehr Aufwand umgehen lassen. Solche Umstände sollten bei einem UVP von 160 Euro aber eben gar nicht erst auftreten. Abseits dessen lassen sich zu Synapse 3 die üblichen Worte finden: Prinzipiell ist das Programm sehr mächtig, aber zur bloßen Mauskonfiguration viel zu überladen.