Corsair MP700: Neue Firmware 22.1 gegen temperaturbedingte Abstürze

Michael Günsch
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Corsair MP700: Neue Firmware 22.1 gegen temperaturbedingte Abstürze

Corsairs neue PCIe-5.0-SSD MP700 stieg bei zu hohen Temperaturen schlichtweg aus, statt nur die Leistung zu drosseln. Jetzt gibt es die neue Firmware 22.1, mit der nicht nur temperaturbedingte Abstürze verhindert werden. Das neue „Link-State Thermal Throttling“ arbeitet auch effektiver als das „harte“ Drosseln bei Crucials T700.

Link-State Thermal Throttling

Wie Chris Ramseyer, Leiter des technischen Marketings bei Phison, in Korrespondenz mit der Redaktion erklärte, kommt bei der neuen Firmware das sogenannte Link-State Thermal Throttling zum Einsatz. Dabei soll es sich um eine Neuheit handeln, die sich Phison patentieren lassen will. Ob andere Anbieter nicht vielleicht ähnliches nutzen, ist der Redaktion allerdings nicht bekannt.

Beim Link-State Thermal Throttling werde der PCIe-Link temporär von PCIe 5.0 auf PCIe 4.0, PCIe 3.0 oder noch weiter heruntergefahren, um die Temperatur der integrierten Schaltung für die physische Schnittstelle (PHY) zu reduzieren. Wie Ramseyer, der nach eigenen Angaben an der Entwicklung der Firmware beteiligt war, erklärt, besteht ein SSD-Controller aus mehreren Modulen. Dazu zählt eben nicht nur der eigentliche Prozessor, sondern auch der PHY. Bei dem neuen Ansatz wird also nicht der Prozessor im Takt gedrosselt, sondern die PCIe-Schnittstelle limitiert, um ein Überhitzen des PHY zu verhindern.

Hitze-Shutdown wird verhindert

Ein Vorteil liege darin, dass die SSD am PCIe-Bus bleiben könne „ohne ein Herunterfahren zu erzwingen, um den Controller, den NAND-Speicher und wertvolle Daten zu schützen“. Genau dies war bei der Corsair MP700 vor dem Firmware-Update ein großes Problem: Bei zu hoher Temperatur schaltete die SSD einfach ab, was potenziell ein Risiko für Datenverlust darstellt.

Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass andere SSDs selbst mit dem gleichen Controller keine Abstürze verursachten. So drosselt etwa eine Crucial T700 die Leistung drastisch, stürzt aber nicht ab. Dass Crucial also eine andere Firmware als die Standardvorgabe von Phison nutzt, liegt auf der Hand.

ComputerBase kann mit eigenen Tests bestätigen, dass das neue Thermal Throttling funktioniert. Die Temperaturschwelle liegt wie bei Crucial bei rund 85 °C.

Temperatur Corsair MP700 2 TB – CrystalDiskMark 8
2540557085100°C 1102030405060708090100110120130140150160170180190200210220230240250Sekunden

Besseres Thermal Throttling als bei Crucial

Mit der neuen Firmware 22.1 will Phison aber nicht nur das Absturz-Problem beheben, sondern es gleich besser machen als die Konkurrenz, in dem die Leistung nicht annähernd so stark gedrosselt wird wie es bei Crucial der Fall ist. Nach der berechtigten Schelte folgt also die Flucht nach vorn.

Wird die Crucial T700 zu heiß, sinkt die Leistung extrem ab. So fällt etwa die Schreibrate im CrystalDiskMark von 11,8 GB/s auf 100 MB/s und auch das wahlfreie Lesen ist massiv verlangsamt.

Corsair MP700 R1 ohne Kühler: Schon im 1. Benchmark stürzt das Laufwerk ab
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Corsair MP700 R2 ohne Kühler mit FW 22.1: effektives Thermal-Throttling
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Crucial T700: Kein Absturz, aber hartes Throttling auf 100 MB/s
Crucial T700: Kein Absturz, aber hartes Throttling auf 100 MB/s

Die Corsair MP700 mit der neuen Firmware 22.1 schafft bei Drosselung immerhin noch über 2 GB/s beim Schreiben und auch wesentlich mehr beim wahlfreien Lesen. Mit der alten Firmware (Version 21 beim Testmuster) gelang überhaupt kein vollwertiger Screenshot mit CrystalDiskMark, da es ohne ausreichende Kühlung direkt zum Absturz kam.

Neue Phison-Firmware nicht nur für Corsair

Nicht nur die Corsair MP700, sondern auch die anderen SSDs mit Phison E26 sollen in nächster Zeit die neue Firmware über das jeweilige Update-Tool des Anbieters erhalten. Da Crucial augenscheinlich eine eigene Firmware verwendet, ist dies bei der T700 aber höchstfraglich und nach Prüfung mit dem Crucial-Tool steht zur Stunde auch kein Firmware-Update für die T700 zur Verfügung.

Bei kommenden Phison-Produkten soll das Link-State Thermal Throttling dann direkt gesetzt sein.

Um einen Kühler kommt man nicht herum

Am Ende sind dies aber nur notwendige Notfallmaßnahmen. Phison rät davon ab, SSDs mit E26-Controller ohne jeglichen Kühler zu verwenden. Stattdessen ist der Einsatz eines Kühlers, sei es eine Beilage des SSD-Anbieters, eine integrierte Lösung des Mainboards oder einer der inzwischen zahlreichen SSD-Kühler eines Drittanbieters, dringend empfohlen. Teures Geld für eine solche High-End-SSD auszugeben, nur um diese durch zu hohe Temperaturen mit angezogener Handbremse einzusetzen, erscheint auch nicht sehr logisch.

Weitere Verbesserungen

Der optimierte Code der neuen Phison-Firmware soll auch für noch etwas mehr Leistung sorgen. Im normalen Storage Test des PCMark 10 sollen etwa 100 MB/s mehr möglich sein, schreibt Phison.