Funktioniert es mit einem Ping die "Leitung offen zu halten"?

shortrange

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Hallo,

häufig verwende ich meinen Laptop in WLANs, in denen zeitgleich viele andere Menschen arbeiten bzw. eingeloggt sind (zum Teil mehr als 100 gleichzeitig über RADIUS). Dabei muss ich leider oft feststellen, dass Webseiten langsam laden oder es zu Verbindungsabbrüchen kommt, obwohl ich nicht direkt aus dem WLAN herausgeschmissen werden.

Irgendwann habe ich mir angewöhnt, im Hintergrund ein Fenster mit dem Terminal/ Konsole zu öffnen und eine Seite wie Google oder Wikipedia dauerhaft anzupingen. Ich erhoffe mir dadurch, dass die WLAN-Verbindung irgendwie "offen gehalten" wird und durch den dauerhaften Datenaustausch auch andere Daten wie E-Mail, Webseiten, etc. schneller laden.

Funktioniert das in der Praxis wirklich? Oder hat der dauerhafte Ping keine Auswirkung auf die Geschwindigkeit der Datenübertragung zwischen WLAN-Access Point und Client (mein Laptop)?
 
WLAN Verbindungen werden nicht "offen gehalten". Das gibt es spezielle Verfahren dafür wer gerade Senden/Empfangen darf (wills hier nicht ausführlicher machen) und an diesen ändert auch ein Ping nichts.
Aus meiner Sicht hast du dadurch keinen Vorteil.
 
shortrange schrieb:
Irgendwann habe ich mir angewöhnt, im Hintergrund ein Fenster mit dem Terminal/ Konsole zu öffnen und eine Seite wie Google oder Wikipedia dauerhaft anzupingen. Ich erhoffe mir dadurch, dass die WLAN-Verbindung irgendwie "offen gehalten" wird und durch den dauerhaften Datenaustausch auch andere Daten wie E-Mail, Webseiten, etc. schneller laden.

Lass uns das mal in Gedanken durchspielen: Du hast eine Autobahn mit vielen Verkehrsteilnehmern. Es staut sich ein wenig, aber so ein wenig fließt es noch. Und weil es soviel Spaß macht und einfach ist, stopfst Du einfach noch mehr Autos rein...

Funktioniert das in der Praxis wirklich? Oder hat der dauerhafte Ping keine Auswirkung auf die Geschwindigkeit der Datenübertragung zwischen WLAN-Access Point und Client (mein Laptop)?

Nein, es ist kontraproduktiv. Alle Teilnehmer am AP teilen sich die Bandbreite und weil Du nicht genug Airtime bekommst, belastest Du Deine Verbindung mit zusätzlichen Paketen. Pings bzw. Keep Alives haben ihren Sinn, wennn Du Tunnelverbindungen offen halten willst (z.B. SSH, VPN), aber sie helfen Dir nicht bei Deinem Bandbreitenproblem.

Du kommst mit einem Client nicht an das Kernproblem des WLANs ran: Alle Sender/Empfänger teilen sich die verfügbare Bandbreite/Sendezeit eines AP. Je mehr Clients auf dem Luftkanal aktiv werden, desto weniger bleibt im Endeffekt für den einzelnen übrig - stark vereinfacht. Daher werden größere Veranstaltungsräume/-hallen mit mehreren APs versehen, deren Funkzellen sich nach Möglichkeit kaum überlappen.

Wenn die Infrastruktur schlecht ist, dann kannst Du mit Deinem Client auch nichts reißen.


Grüße,
Christian
 
Vor allem werden Keep-Alive-Pings nicht als Dauerping im eigentlichen Sinne eingesetzt. Es ist zB bei OpenVPN üblich, alle 10 Sekunden einen Ping zu schicken und wenn dann nach einer gewissen Zeit kein Reply kommt, wird die Verbindung zurückgesetzt. Da läuft aber kein "ping -t a.b.c.d", der das ganze Netz vollspammt.

Banal kann man sagen, dass bei WLAN jeder Sender vor dem Sender vorher in den Äther lauscht "ob die Luft rein ist". Wenn gerade kein anderer funkt, wird selbst gefunkt. Das ist der Grund warum sich viele WLANs auf demselben bzw. auf benachbarten Kanälen beißen, jeder wartet immer mal wieder auf die anderen. Ein Ping bringt dabei überhaupt nichts, weil die Funkverbindung als solche ja durch äußere Einflüsse belastet ist. Ein Ping hat ja keine Priorität oder so - frei nach dem Motto: "Platz da, ich bin ping!" - sondern muss ebenso auf das Funkmodul warten wie jedes andere Datenpaket auch.

Keep-Alive-Pings dienen dazu, dass eine Datenverbindung nicht in den Timeout läuft. Wenn nämlich für einen gewissen Zeitraum keine Daten fließen, kann es sein, dass der Netzwerk-Controller bzw. das Betriebssystem die Verbindung einfach kickt, weil sie als inaktiv betrachtet wird. Ungefähr so als wenn man einen Youtube-Clip ohne Puffer guckt und Pause drückt - ohne Puffer fließen dann auch keine weiteren Daten im Stream, 0, nada, niente. Wenn der Controller bzw. das OS die Verbindung nun cancelt, drückt man "Play" und das Video geht eben nicht weiter, weil die Datenverbindung abgebrochen ist und neu hergestellt werden muss.

Würden Controller bzw. OS sowas nicht tun, müsste man den PC mehrmals am Tag neustarten, weil 3059634636 inaktive Verbindungen im System sind, die nicht korrekt bzw. offiziell beendet bzw abgebaut wurden.
 
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