Akustik für Podcast verbessern

sinnerman

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Hallo zusammen,

ich würde gerne die Akustik von meine Zimmer zur Aufnahme von Podcasts verbessern. Ich habe von Defusern und Absorbern gelesen bin aber etwas verloren.

Wie gehe ich hier am besten vor? Was brauche ich und wie teste ich es?

Das Zimmer ist relativ klein (2x3m), hat einen Holzboden, die Wand ist Tapete und vor dem Fenster hängt ein dünner Vorhang. Aufgenommen wird am Schreibtisch.

Anbei eine Übersicht von meinem Zimmer
1647182863041.png
 
Breitbandabsorber, kein Noppenschaufstoff. Zum Beispiel Basotect. Je dicker, desto besser, da dann auch tiefe Frequenzen gedämpft werden.

Ist bei dir alles leider ungünstig, da stark asymmetrisch, nahe Raumecken, wenig Platz.

Welches Mic nutzt du?
 
danke, wie viele absorber brauche ich und wo hänge ich die hin?

Microphone shure sm7b
 
Wie tief/dick dürfen die Abstober maximal sein?

Würde sie auf Kopfhöhe hängen. Wenn möglich immer symmetrisch links und rechts von dir auf gleicher Höhe.
Würde mal so bei grob 2-5 m² Absorber ansetzen, aber alles auch vom Budget und der möglichen Tiefe abhängig machen.
Würde mir dann Basotect in 100x50 cm oder 100x100 cm besorgen und um mich herum im Raum verteilen.

Käme zusätzlich ein Deckensegel über dir infrage?

Würdest du auch selbst Hand anlegen (DIY)?

Fotos vom Raum und Einrichtung wären sinnvoll, um die nächsten Schritte besser beurteilen zu können. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Kabelbinder schrieb:
Käme zusätzlich ein Deckensegel über dir infrage?
Eigentlich nicht, da wäre mir der Aufwand zu groß

Der Kabelbinder schrieb:
Wie tief/dick dürfen die Abstober maximal sein?
Gibt es glaube ich keine Beschränkung

Der Kabelbinder schrieb:
Würdest du auch selbst Hand anlegen (DIY)?
Kommt auf den Aufwand drauf an. Wenn es eine gute nicht zu teure Lösung gibt kaufe ich lieber selber

Wie wäre es mit 2x Sound absorber set Colore from Basotect G+?
 
Die Decke bietet halt viel nackte Fläche, die hervorragend Schall reflektiert.

Günstig ist es Basotect ohne Verkleidung direkt an die Wand zu packen. Zwei Nägel in die Wand und ein Modul einfach drauf stecken. Professioneller wäre halt mit extra Wandmontage.

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Das Amazon-Angebot hat quasi das Rohmaterial mit einem einfachen Filz beklebt. Geht noch günstiger, wenn es rein funktional sein soll.
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Du solltest beachten, dass der Absorptionskoeffizient immer von der Dicke des Materials abhängt. Tiefere Frequenzen brauchen auch tiefere Absorber, weil sie schlichtweg größere Wellenlängen haben.

basotect.jpg


Wenn die Absorber nicht dick genug sind, dann dämpfen sie im Grunde nur höhere Frequenzen. Du enziehst dem Schall im Raum also nur in einem bestimmten Frequenzbereich seine Energie. Das hat zur Folge, dass zwar die Höhen weniger nachhallen und schön trocken klingen. Die Mitten und vor allem der Bassbereich resonieren dann aber weiter munter vor sich hin, bei fast unveränderter Nachhallzeit. Die aufgenommene Stimme wirkt dann oft sehr dumpf und verwaschen. Das kann man auch bei vielen Youtubern beobachten, die einfach wahllos Unmengen an Noppenschaumstoff an die Wand kleistern, weil es zum einen schön billig ist und zum anderen professionell aussieht. Das Ergbenis ist aber die reinste Verschlimmbesserung und hat überhaupt nichts mit einer ausgewogenen Raumakustik zu tun.

Aber um so besser, wenn bei dir dahingehend keine Limitierungen bestehen.
Ich weiß nicht, wo speziell Basotect sein akustisches Limit erreicht, ab dem schon wieder die Reflektion eintritt. Wenn möglich, dann würde ich aber unbedingt die vollen 10 cm ausschöpfen, damit zumindest im Bereich von rund 400 Hz noch gut gedämpft wird. Unterhalb von grob 300 Hz helfen im Grunde nur noch große Eckenabsorber, für die du aber räumlich keinen Platz hast. Das gilt es natürlich weiterhin zu beachten. Daher würde ich auch nicht jede freie Ecke zupflastern, sondern erst mal mit so 3-4 m² Absorbern max. rangehen. Das sollte für die Größe des Raumes schon merkliche Verbesserungen bringen.

Ob es dann eine DIY-Lösung wird oder man lieber ein fertiges Set kauft, ist halt eine Frage der Zeit und des Aufwands versus den erhöhten Kosten einer Fertiglösung. Falls Zeit und Aufwand kein Problem sind, dann kannst du dir solche Absorberpanels auch vergleichsweise sehr kosteneffizient mit Mineralwolle zusammenbauen. Dazu nimmt man Dämmwolle und spannt sie in einen einfachen Holzrahmen. Das Ganze sollte wegen des Faserflugs dann einmal mit Folie überzogen werden. Darüber kann man der Optik halber dann dünnen Stoff spannen. Manche nutzen auch einfach nur Stoff und haben damit keine Bedenken bzw. praktischen Probleme. Das muss wohl jeder für sich entscheiden.

Dann zum Thema Basotect:
Kann man im Grunde auch im DIY sehr einfach umsetzen. Das Material ist gesundheitlich absolut unkritisch und kann quasi direkt an die Wand gehangen oder geklebt werden. Gegebenenfalls baut man sich eine kleine Rahmenkonstruktion dahinter. Dann kann man es wie einen Bilderrahmen aufhängen. Bei Bedarf kann der Optik halber natürlich auch dünner Stoff drüber gespannt werden.

Die Fertiglösungen sind in der Regel sehr sehr teuer. Zudem halte ich die lediglich 5 cm Stärke für grenzwertig. Im Vegleich hat Mineralwolle da den praktischen Vorteil, dass man es in sehr vielen Stärken und Variaten bekommen kann, mit denen man auch über 10 cm gehen und dadurch ein umso breiteres Spektrum an Hall reduzieren kann. Bei Basotect vermute ich, dass ab 10 cm Stärke schon zeitnah der Punkt der Reflektion eintritt, weil das Material einfach nicht für so hohe Schichtdicken abgestimmt ist.

Soweit dazu.
Alles Weitere ist dann natürlich in erster Linie eine praktische Abwägung bzw. eine Abwägung des verfügbaren Budgets.
 
Das Problem kenne/kannte ich, als ins Home-Office "musste". Bei Videokonferenzen hallte das Büro extrem und ich habe mich über Möglichkeiten informiert, um den Hall herauszubekommen.

Die Absorber wurde bereits ausgiebig vorgestellt - da kann ich nicht mehr viel zu sagen. Ein Teppich könnte ebenfalls ein wenig helfen und sind teilweise sehr kostengünstig und sehen zudem ganz gut aus.

Ich würde auch mit Diffusoren "experimentieren", die im Gegensatz zu den Absorbern nicht den Schall "schlucken"/aufnehmen sondern streuen. Ganz einfache Diffusoren sind Eierkartons, die man an die Wand klebt - ist aber nicht jedermanns Geschmack ;)
Blumen oder Deko-Artikel helfen die Akustik in deinem Büro zu verbessern. Je voller der Raum, desto weniger Reflektionen hast du.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Leranis
Diffusion spielt eigentlich eher bei Lautsprechern eine Rolle. Die Fläche dafür, die auch in diesem Fall wieder frequenzspezifisch behandt und abgestimmt werden muss, würde ich lieber für dicke Absorber nutzen. :)

https://www.soundandrecording.de/tu...ierkarton-die-absorber-und-architektur/#test1

Allerdings ist die streuende Wirkung von Oberflächen in ihrem Frequenzbereich begrenzt. Die geometrischen Abmessungen müssen der Größenordnung der Wellenlänge der zu streuenden Schallwelle liegen. Diffusoren sind daher in ihrer Bandbreite wesentlich uneffektiver als Breitbandabsorber. Das bedeutet, im Vergleich eines Diffusors mit einem Breitbandabsorber gleicher Bautiefe erreicht der Breitbandabsorber eine wesentlich tiefere Grenzfrequenz. Bei einer Frequenz, bei der der Absorber bereits nahezu die gesamte Energie der auftreffenden Schallwelle in Wärme umsetzt, erscheint die Oberfläche des Diffusors gleicher Bautiefe für die Schallwelle immer noch als glatte Wand. Die Schallwelle wird ungehindert reflektiert.
 
Sehr interessanter Beitrag den du verlinkt hast - danke dafür!

Die Eierkartons waren auch nur ein nicht ernst gemeinter Ratschlag. Ich glaube nicht, dass jemand ernsthaft das machen wird. Oder etwas doch? 😜

Diffusion spielt zwar eine größere Rolle bei Lautsprechern, machen aber auch beim Sprechen eine bessere Raumakustik. Gerade da die Stimme meist bei 1-4KHz liegt, passt es, dass die Diffusion eher in den höheren Frequenzen etwas bringt.
Zudem sind ein paar Blumen oder ein Regal einfache und schnelle Möglichkeiten der Optimierung - und sehen auch noch gut aus. Ich habe in meinem Büro ein großes Billy-Regal und ein paar Blumen, eine sogar ziemlich groß, hineingestellt und eine merkliche Verbesserung gehabt. OK, Absorber sind besser, aber auch teilweise teuer.
Zudem bringen Breitbandadsorber nicht so viel, da die menschliche Stimme, auf jeden Fall beim Sprechen, nicht den gesamten Frequenzbereich einnimmt.
 
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Leranis schrieb:
Oder etwas doch? 😜
Genau deswegen habe ich den Link gepostet. Es gibt auch genügend Leute, die sich massenweise recycelten Verbackungsschaumstoff als Zuschnitt in Noppenform andrehen lassen und glauben, dass dies professionelle Absorberelemente seien. ;)

Leranis schrieb:
Gerade da die Stimme meist bei 1-4KHz liegt
Leranis schrieb:
da die menschliche Stimme, auf jeden Fall beim Sprechen, nicht den gesamten Frequenzbereich einnimmt.
Also ich kenn ja deine Stimme nicht. Meine füllt jedenfalls das übliche Spektrum aus. :D

human-voice.jpg
 
Mit diesem tool hier kann man den Absorptions- und Reflexionsgrad bestimmen.

http://www.acousticmodelling.com/multi.php

Basotect hat einen Strömungswiderstand von ca. 12.000 [PA s/m2].

10 cm dickes Basotect direkt an der Wand wirkt etwa ab 500 Herz aufwärts. Mit zusätzlich 10 cm Luft dahinter kannst du die untere Wirkfrequenz nochmal etwas absenken. Reflexion tritt bei 100-200 Hz ein, aber ein Problem ist das meistens nicht, da man den Bassbereich nicht mit Basotect behandelt und kleinere Absorber sowieso kaum messbare Auswirkungen im Bassbereich haben.

Für den Bassbereich sind Materialien mit ca. 3.000 [PA s/m2] wirkungsvoll. Dazu eignet sich zB Steinwolle. Allerdings brauchst du viel Masse, unter 40cm Tiefe würde ich nicht anfangen. Ich hab statt Steinwolle Thermohanf genommen, das hat einen ähnlichen Strömungswiderstand, ist gesundheitlich unbedenklich und sorgt obendrein für ein besseres Raumklima. Kostet allerdings etwas mehr.
 
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@PeterPlan
Wobei der Absorptionsgrad in der Praxis natürlich auch immer vom Einfallswinkel der Wellenfront abhängt. 🤓
Auf Winkel legt der Schall ja mehr Strecke zurück, im Extremfall längs die ganze Breite des Absorbers, was dann auch zu einer geringeren Grenzfrequenz führt (heißt, der Absorber wird dadurch umso breitbandiger). Wenn die Absorber irgendwo um mich herum hinter mir hängen, dann dürfte der 0°-Einfall mit minimaler Strecke auch eher zur Seltenheit gehören. In so fern wird der praktische Wirkungsgrad vermutlich etwas besser sein als der, der in den obigen Modellen zu sehen ist.

Ansonsten scheint die Raumanordnung des TE ja nicht sonderlich viel Puffer für Bassfallen (Bass Traps, Superchunks) herzugeben. Die Möglichkeit, den Bass effektiv anzugehen, ist also schon mal grundsätzlich beschränkt.
 
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Das stimmt wohl, aber das tool ist ja nur eine Hilfestellung, damit man sehen kann, ob ein Absorber konzeptuell macht, was er soll. Dass die Werte in der Realität meistens sogar etwas besser sind, schadet ja nicht. :D

Der Raum sieht zwar sehr eng aus, aber vielleicht wäre hinter der Türe und hinter dem Sessel noch etwas Platz? Auch um den Schreibtisch herum könnte man schauen, ob da was machbar ist. Es geht ja nicht darum, Tiefstbass bis 20 Hz zu absorbieren. Wenn man zumindest in den Bereich um 100-200 Hz vordringen könnte, wäre das schon nicht schlecht. Das geht bereits mit kleineren Eckabsorbern.

Eine weitere Idee: Auf der linken Seite steht ein großes Regal. Daraus lässt sich ein guter Diffusor herstellen, zB mit Büchern. Einfach abwechselnd ein Buch etwas herausziehen, so dass eine diffuse Oberfläche entsteht. Alternativ möglichst viel Kram ins Regal stellen. Je mehr, desto besser.

Außerdem hilfreich: Ein Micscreen.
 
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Ich würde sogar davon ausgehen, dass ein 1m langer Absorber, der direkt an der Wand hängt, längs auch ein Stück Bass absorbiert. Das dürfte rechnerisch so bei um die 85 Hz (1m = 343 Hz, davon 1/4 auf den ersten Wellenberg, Punkt der Schallschnelle = 85 Hz) anfangen. Der größte Anteil an Bass sammelt sich zwar in den Raumecken. Aber besser als nix. :D

Und ja, da, wo Bassfallen bzw. Eckabsorber möglich sind, sollte man natürlich auch alles ausschöpfen ... so lange die Ausgewogenheit des Klangs im Raum wirklich an erster Stelle steht.
Ich denke aber, dass man mit ein paar flächigen Absorbern an der Wand in Verbindung mit einem Besprechungsabstand von <15 cm schon gute Ergebnisse erzielen können wird.

Ich würde @sinnerman zusätzlich auch noch raten, sich näher mit dem Thema Entzerrung von Stimmen auseinanderzusetzen:


PS: Von Mic-Screens halte ich persönlich nichts. Ich bemühe an der Stelle mal Herrn Sengpiel:
http://www.sengpielaudio.com/LiveEndDeadEndUndDasReflexionFilter.pdf
 
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Vielen Dank für die Hilfe soweit! Ich denke ich fange mal mit einem absorber von FeedMeMeow an und schau mal wie das Ergebnis ist. 40 cm dicke ist leider etwas viel - bleibt leider nicht viel vom Raum übrig 😂
Die Decke bietet halt viel nackte Fläche, die hervorragend Schall reflektiert.
FeedMeMeow schrieb:
Günstig ist es Basotect ohne Verkleidung direkt an die Wand zu packen. Zwei Nägel in die Wand und ein Modul einfach drauf stecken. Professioneller wäre halt mit extra Wandmontage.

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1000x500x50mm, Farbe nach Wunsch und mit Fase für 28,90€

Das Amazon-Angebot hat quasi das Rohmaterial mit einem einfachen Filz beklebt. Geht noch günstiger, wenn es rein funktional sein soll.
https://www.der-schaumstoffdiscount...jectPath=/Shops/61456034/Products/10000500050
1000x500x50 für 14,70€
 
5 cm eigenen sich allerdings fast nur als Höhenabsorber. Das würde ich im Hinterkopf behalten.
 
Ah sorry, ich würde schon 10-15cm dicke nehmen :) Ihr habt es ja gut beschrieben das 5cm nichts bringt
 
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Kannst deine bisherigen Podcast-Aufnahmen ja mal anschauen welche Frequenzen vornehmlich drin sind. Aus dem Bauch heraus sollten 10cm langen, da sie bis ca. 400Hz gut absorbieren. Darunter die noch tieferen Frequenzen zu behandeln ist schwer, da helfen nur fette Bassfallen in den Ecken, was ich für deine Anforderung allerdings für nicht notwendig halte.

Und gerne berichten :)
 
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