Antwort vom Duden-Verlag
Sehr geehrter Herr Schenemene,
die Frage nach einem Wort für "nicht mehr durstig" war Thema eines
Preisausschreibens, das der Dudenverlag 1999 gemeinsam mit der
Getränkefirma Lipton veranstaltet hat. Ich zitiere aus der Pressemeldung:
Der deutschen Sprache fehlt ein Wort - das Wort für "nicht mehr
durstig". In einer groß angelegten Aktion haben deswegen Duden und der
Tee-Hersteller Lipton dazu aufgerufen, einen neuen Begriff zu kreieren.
Zwischen Anfang April und Ende August haben sich mehr als 100 000
Menschen aller Altersgruppen beteiligt und insgesamt mehr als 45 000
Wortvorschläge eingereicht, davon allein über das Internet 9 600.
Einsendungen kamen nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, sondern
auch aus Kanada, Spanien, Ungarn und vielen anderen Laendern. Ganze
Schulklassen haben kreativ gestaltete Poster mit Vorschlaegen
eingereicht.
Hier eine Auswahl:
· dulip, liptoniced, gecoked, tetra(gepackt), spritee (Woerter, in
denen Markennamen vorkommen)
· getraenkt, soff, abgefuellt, aquarisiert, hydriert
(Bedeutungserweiterungen zu schon bekannten Woertern)
· thirstbust, cool, filled up (Woerter aus einer anderen Sprache)
· sattgetrunken, antidurstig, gedurstloescht (zusammengesetzte Woerter)
· nimedu (nicht mehr durstig), dulo (durstlos), fritt (frisch, fit und
satt) (zusammengezogene Woerter)
· boerps, burbs, plupp, glucksig, plisch, bezischt (lautmalerische
Woerter)
Anfang September tagte eine Jury, die sich aus Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der beiden Unternehmen zusammensetzte, um das neue Wort
anhand eines Kriterienkatalogs auszuwählen. Das Siegerwort des
Duden-Lipton-Wettbewerbs ist schlicht und einfach: sitt.
"Sitt" enthält keinen Markennamen. "Sitt" ist überaus leicht sprechbar
und alliteriert darüber hinaus in geradezu klassischer Weise mit "satt"
("Puh, jetzt bin ich sitt und satt!"). "Sitt" existiert im deutschen
Wortschatz noch nicht, ist also eine Neuprägung, die sich mit dem
gebührenden Augenzwinkern auf das lateinische "sitim sedare" (das
bedeutet: "den Durst löschen") zurückführen lassen könnte. "Sitt" fügt
sich darüber hinaus wie sein Partner "satt" auch ohne Probleme ins
deutsche Flexionssystem ein, denn es lässt sich tadellos steigern (sitt,
sitter, sittest).
Ob sich die neue Wortschöpfung im allgemeinsprachlichen Wortschatz
etabliert, muss nun die Sprachgemeinschaft entscheiden. Wenn es sich
zeigt, dass "sitt" weitere Verbreitung im Deutschen findet, steht einer
Aufnahme in den DUDEN eines Tages nichts im Wege. Momentan deutet
allerdings nichts darauf hin, dass sich der Begriff weiter verbreitet.
Mit freundlichen Grüßen
Carsten Pellengahr
Duden-Sprachberatung
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