Es ist wie mit Schockwellen. Sie breiten sich unaufhaltsam aus, bis sie abklingen. AMDs Absturz 2006 war die Nova, das Echo dieses Knalls ist bis heute zu vernehmen. Mit was will AMD gegen Intel kontern? Als 2003 der Opteron mit seiner 64Bit Erweiterung das Vakuum im 64Bit Feld stopfen mehr schlecht als recht konnte, machte man im naturwissenschaftlichen HPC Bereich Salti und viele leistungshungrige Anwender waren ebenso froh. Neben 64Bit gab es bei AMD noch andere, überaus wichtige Alleinstellungsmerkmale: höhere FPU Rechenleistung pro Taktzyklus, höhere IPC allgemein, einen IMC, der eine bis dahin bei von Intels x86-abgeleiteten Detritus Speicherbandbreite bereitstellte, einen sehr modernen und überaus schnellen Bus, um andere Prozessoren und Zusatzprozessoren anbinden zu können (Hyptertransport), ein konsequent durchgeführtes (relativ) langlebiges Sockelkonzept und eine nur um wenige Merkmale vom teuren professionellen Silizium abweichende Konsummarktlinie. Jeder Athlon64 konnte mit ECC Speicher umgehen und war somit potentielle günstige Workstation-CPU. Die Möglichkeit, die CPU via Hypertransport mit Hochleistungschips für dezidierte Aufgaben zu verkuppeln, war theoretisch ein Leckerbissen. Man sprach von zusätzlichen Coprozessoren für extrem hohen Fließkomma-Durchsatz. Auch heute noch ist der HT ein interessantes Konzept, ermöglicht er doch die einfache und performante Kopplung zweier physisch getrennter CPU Dice, die dann, wie im Magny Cours, zu einem Prozessor mit soppelter Kernezahl verschmolzen werden können.
Aber all das und noch viel mehr bietet in ähnlicher und gar besserer Form der lernfähige Konkurrent auch!
Eine CPU alleine macht noch keinen Rechner. AMD hat einfach zu lange nebst des innovativen Zweiges auch die Basis vernachlässigt. Nachdem mit dem Kauf ATIs AMD zum Konkurrenten nVidias wurde, fiel der mit Abstand potenteste Chipsatzhersteller für AMD mittel- bis langfristig weg! ServerWorks- oder Broadcomchipsätze waren nicht wirklich innovativ, sie leiteten sich hauptäschlich vom betagten AMD 8000er Design ab, ohne für wirkliche Neuerungen zu sorgen. Da war einfach ein unschönes Vakuum! Im Hochschulsektor flogen reihenweise ab 2004 Intel-, HP und MIPS-basierte Großrechensysteme zugunsten Opteron-basierter Plattformen 'raus, jetzt ist es wieder genau umgekehrt, die AMD Plattformen werden systematisch durch Intel-basierte Systeme ersetzt.
Wenn ich mir nun ansehe, wie sich AMD verhält, kann ich mich irgendwie nur noch wundern. Der Servermarkt ist schon deshalb lukartiv, weil Systeme über lange Zeiträume geplant, beschafft und gewartet werden. Die Gewinnmargen sind hoch, anders als im Wegwerf-Spielzeug-Land. Nun wird aber Bulldozer ersteinmal für den Massenmarkt hoffähig gemacht, neue Chipsätze für Server sind zwar irgendwie angekündigt, aber so richtig greifbar dann doch nicht. Irgendwie muß man sich, glaube ich nicht wundern. Zwar weiß man nicht genau, was hinter verschlossenen Türen in den Chefetagen konspiriert wird, aber wenn ich mir ansehe, wie schwer ich es mir machen müßte, um ruhigen Gewissens ein Forschungsbudget auf AMD Hardware zu setzen, weiß ich ziemlich genau, warum ich mitlerweile Intel und nVidia bevorzuge - und habe dabei noch nichteinmal ein reuiges Gefühl! AMD kriegt es nichteinaml gebacken, vernünftige GPGPU-Karten anzubieten, die eben GPGPU nicht durch dämliche Designdetails ihrer bisherigen VLIW-Architekturen der GPUs zunichte machen. Ganz zu schweigen von der äußerst schlechten Treiberunterstützung, einem unmöglichen Support für wissenschaftliche Belange und einer undurchschaubaren Politik in Sachen Opensource. Während ich auf nahezu allen Betriebssystemen, angefangen von LinSux über die Berkeley UNIXe hin zu Windoof auf nVidia Graphikkarten rechnen kann, krebse ich mit AMD unter Windoof auf dem Abstellgleis dahin. OpenCL, groß propagiert, dümpelt hoffnungslos vor sich her. Ambitionierte Projekte, die in OpenCL realisiert werden sollten, werden jetzt mit CUDA oder HMPP realisiert - auf nVidia. AMD ist außen vor. Warum also eine AMD Plattform kaufen, wenn es mit Intel nicht nur leistungsfahiger, sondern auch innovativer geht ...