Mir kommt in dieser Kolummne ein Aspekt zu kurz: Googles Verantwortung für die Updateproblematik.
Den Herstellern den schwarzen Peter zuzuschieben, mag richtig sein, sind sie doch diejenigen, die ihre Produkte supporten sollten. Doch stellen wir uns einmal vor, Microsoft würde es HP, Dell und Lenovo überlassen, Systemaktualisierungen für ihre Rechner bereit zu stellen anstatt dies zentral zu verwalten. Der Aufschrei wäre gigantisch, denn schließlich ist es der Hersteller des Systems selbst, der die Verantwortung trägt, wie Folgeversionen und Updates auf die Geräte finden.
Die Krux liegt in der Konzeption Androids. Google hatte von Anfang an im Sinn, die größtmögliche Verbreitung für Android zu erzielen. In der Anfangszeit dachte man nicht an die Zeit nach dem Verkauf der Geräte, sondern daran, Android überhaupt auf den Markt zu bringen. Es war nicht abzusehen, dass Android diesen Erfolg haben wird. So gestand man den Herstellern die größtmögliche Freiheit zu, unter welchen Umständen Android Verwendung findet.
Die Auswirkungen zeigen sich heute. Da die Hersteller nahezu volle Handlungsfreiheit über Android haben, verhalten sie sich wie Kinder auf dem Schulhof, die ab und an vom Lehrer aus dem Fenster ermahnt werden. Jeder macht, was er will. Klar könnte man Android updaten, aber warum? Jedes neu verkaufte Gerät schafft Umsatz, jedes Update nicht. Die User haben in ihrer Begeisterung für Android zwar die Mittel der Custom ROMs entdeckt, aber sie spielen damit den Herstellern letztlich in die Hände, denn wenn es für die updatewilligen User schlussendlich doch eine Möglichkeit auf eine neue Version gibt, wieso sollte man sich dann selbst darum kümmern? Folge davon ist, dass nur die Topseller, und von denen auch längst nicht alle, offizielle Updates bekommen. Wenn der Smartphonemarkt weiter so wächst, ist es auch egal, ob man ein paar User vergrätzt. Es kommen schließlich mehr neue hinzu, als man verlieren könnte.
Problematisch wird das in Zukunft, wenn die Fragmentierung aus Hard- und Software Ausmaße erreicht, dass die Weiterentwicklung nur noch in einem exklusiven Highendbereich stattfindet. Wenn Googles Zahlen von 500.000 Aktivierungen pro Tag stimmen, steigt die Zahl der Sackgassengeräte so rapide, dass kein Appentwickler mehr den Überblick behalten kann und das wirkt sich bereits jetzt auf die Qualität aus. Immer mehr Bildschirmgrößen, Prozessoren und Auflösungen schaffen eben auch viel Frustration, weil Spiele ruckeln, Apps nicht starten oder Akkus schnell leer gesaugt werden.
Viel gefährlicher aber ist der mögliche Fall, dass sich in eine Majordistribution ein nicht aus der Ferne zu fixender Bug einschleicht, der womöglich Millionen von Geräten zum Freiwild für Hacker macht. Der Tag wird kommen und Google wird das auch bei bester Codekontrolle nicht verhindern können. Das lehrt die Erfahrung.
Wie aussichtslos die Situation ist, zeigt allein Googles "Verpflichtung", dass die Hersteller gefälligst Updates bereit zu stellen haben. Wir wissen alle, dass dies die schlechteste aller Möglichkeiten ist. Wäre es Google ernst, würde man die Konzeption von Android ändern und die Updates an den Herstellern vorbei selbst einspielen. Entweder will man das nicht oder man kann es schlicht nicht. Und jedes verkaufte Gerät, welches weiter nicht zentral updatebar ist, wird die Situation zu Ungunsten des Kunden verschlechtern.
Es muss ein Schnitt her, eine neue Android Version. Zentrales Paketmanagement, Oberflächen als Zusatz, unabhängig vom Grundsystem. Ich befürchte nur, dass Google den Marktanteil als wichtiger erachtet als die Konzeption des Systems. Schade.