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Killerspiele
Allein dieses Wort verhindert doch schon jede sachliche Diskussion. Ich für meinen Teil habe den Verdacht, das ist politisch auch so erwünscht. Schliesslich muss es ein Betätigungsfeld für die Profilneurosen unserer Politiker geben.
Kaum ein Politiker kann heutzutage Wählerstimmen mit Sachthemen fangen.
Emotionen müssen her. Und Schlagworte wie "Killerspiele", verbreitet durch nur allzu sensationslüsterne Medien helfen dabei ungemein.
Das ganze untermauert mit einer Studie, kurz von einem "Experten" abschmecken lassen:
Fertig ist die Aufputschgspille. Dargereicht durch BILDhafte Darstellung sollten selbst die letzten Hinterwälder begreifen, wie man dem drohenden Untergang unseres heiligen Abendlandes verhindern kann.
Kaum ein politisches Thema, für das die Killerspiele nicht herhalten müssen.
schlechtes Abschneiden bei der Pisa-Studie?
- klarer Fall von Killerspiel
Verrohung der Jugend:
- riiiisschhhtiiiisssschhhhh, Killerspiele.
Verbote nützen nichts. Aber wem erzähle ich das. Verbote gibt es viele im Leben, aber welches davon hat sich tatsächlich effektiv durchsetzen lassen? Etwa das Minderjährige nicht mehr Rauchen oder Trinken?
Also müssen andere Ansätze her.
Aufklärung tut Not. Nur fürchte ich, diese Aufklärung ist
a) nicht sachlich (Stichwort: Killerspiele)
und
b) landet bei der falschen Adresse.
Einem 12jährigem Knirps auf die Finger klopfen, weil er CS, Doom oder FarCry spielt, ist durchaus richtig. Und nötig. Nur leider kommt es kaum dazu. Warum? Weil der oder diejnigen, die dafür zuständig wären, schlicht keine Ahnung haben.
Darum eine kleine Geschichte. Sie ist rein fiktiv, basiert aber auf bereits erlebten Tatsachen.
In dieser Geschichte geht es um, sagen wir mal Herrn Schmidt. Herr Schmidt ist verheiratet, hat ein Kind, ein Haus, ein Auto. Eben ein völlig normaler Mensch.
Herr Schmidt ist ein liebevoller Vater. Sein Sohn ist im wichtig und versucht er auch ihm eine gute Erziehung zukommen zu lassen. Selbstverständlich achtet Herr Schmidt darauf, dass sein Sohn weder raucht noch trinkt, sowas ist Gift für einen jungen Körper. Und auch wenn unsere heutige Gesellschaft sehr sexualisiert ist, Pornos gehören nicht in Kinderhände. Ebenso hat Herr Schmidt ein Auge auf das Fernsehprogramm, Sohnemann muss nicht unbedingt Arnie rummetzeln sehen.
Ja, das Fernsehprogramm: Unterhaltsam und informativ. So erfährt unser Herr Schmidt auch von den ominösen Killerspielen und ihren bösen Folgen. Herr Schmidt weiß nun natürlich nicht genau, was Killerspiele sind. Aber als anständiger Vater macht er sich Sorgen: Was spielt mein Sohn da am PC eigentlich?
PC's, denkt Herr Schmidt, die waren mir sowieso immer unheimlich. Es ist ihm peinlich, von seinem 14jährigem Sohn dahingehend vorgeführt zu werden.
Aber gut, die elterliche Pflicht ruft: "Sohn, Du spielst doch keine Killerspiele?" fragt Vater Schmidt mit einem misstrauischen Seitenblick auf den PC.
Killerspiele?, denkt sich der Sohn und ahnt böses. Wie stehe ich denn vor meinen Kumpels da, wenn ich kein Counterstrike mehr spielen darf? "Natürlich nicht!", lautet die Antwort. Vater Schmidt glaubt das aber nicht so recht. Nur, wie soll er das überprüfen, wenn er doch im Prinzip keine Ahnung hat?
Er beschliesst also, sich mal zu informieren. Doch wo? Wer sagt ihm, was Killerspiele sind?
So geht etwas Zeit ins Land und Herr Schmidt hat, nicht in böser Absicht versteht sich, die Sache mit den Killerspielen etwas aus den Augen verloren.
Sohenmann hat demnächst Geburtstag und Vater Schmidt eine ganz besondere Überraschung: Eine PS2. Sohnemann hat davon immer so geschwärmt, seine ganzen Kumpels haben auch eine.
Da unser Vater Schmidt grosszügig ist, gehen die beiden dann zusammen noch ein Spiel kaufen. Schliesslich hat Sohnemann da mehr Ahnung. Nach einer Weile kommt Sohnemann auch angelaufen. "GTA-San Andreas" prangt auf der Verpackung. Unser Vater hält etwas nachdenklich die Packung in der Hand. "Was soll das sein?" "Och", sagt der Sohn ausweichend. "da fährt man so mit Autos herum." Unser Vater dreht und wendet die Verpackung und sieht nach einigem hin und her eine Zahl auf der Rückseite stehen. 16+ steht da. Was das wohl ist? Den Sohn fragen? Und klar, Sohnemann, gar nicht dumm kennt die Antwort: "Das ist die Bewertung des Spiels. Je höher die Zahl, desto besser ist das Spiel." Vater ist erleichtert sich nicht übermässig blamiert zu haben und so wird zur Kasse gegangen und gezahlt.
So ähnlich habe ich das miterlebt. Der völlig überraschte Vater wollte im übrigen nicht wahrhaben, von Sohnemann so richtig auf's Kreuz gelegt worden zu sein.
Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, ihm begreiflich zu machen, dass es bei der Zahl um eine Alterseinstufung ging.
Es gab da mal so einen netten Werbespot: Es klingelt da so nacheinander an einer Wohnungstür: Die Mutter macht jedesmal auf und es stehen allerlei finstere Gestalten auf der Matte: Der böse Onkel, der finstere Dorgendealer: Jedem wird die Tür zugemacht.
Dann platzt plötzlich so ein 2,5 Meter grosser Typ mit einer mörderfetten Knarre zur Tür rein und fragt nach dem Sohn. Und die Mutter freudestrahlend: "Natürlich oben, am PC...."
Es nützen uns Verbote nichts. Es nützen uns die tollsten Regeln nichts, wenn der Sohn mehr Wissen über PC's und die neue Technikwelt besitzt, als beide Elternteile zusammen.
Da muss dringend etwas geändert werden, echte Aufklärung und Beschäftigung mit den neuen Medien FÜR ELTERN ist notwendig.
Allerdings ist mit den bösen Killerspielen das Leben einfacher, da kann man den Schuldigen immer ganz schnell finden.
Allein dieses Wort verhindert doch schon jede sachliche Diskussion. Ich für meinen Teil habe den Verdacht, das ist politisch auch so erwünscht. Schliesslich muss es ein Betätigungsfeld für die Profilneurosen unserer Politiker geben.
Kaum ein Politiker kann heutzutage Wählerstimmen mit Sachthemen fangen.
Emotionen müssen her. Und Schlagworte wie "Killerspiele", verbreitet durch nur allzu sensationslüsterne Medien helfen dabei ungemein.
Das ganze untermauert mit einer Studie, kurz von einem "Experten" abschmecken lassen:
Fertig ist die Aufputschgspille. Dargereicht durch BILDhafte Darstellung sollten selbst die letzten Hinterwälder begreifen, wie man dem drohenden Untergang unseres heiligen Abendlandes verhindern kann.
Kaum ein politisches Thema, für das die Killerspiele nicht herhalten müssen.
schlechtes Abschneiden bei der Pisa-Studie?
- klarer Fall von Killerspiel
Verrohung der Jugend:
- riiiisschhhtiiiisssschhhhh, Killerspiele.
Verbote nützen nichts. Aber wem erzähle ich das. Verbote gibt es viele im Leben, aber welches davon hat sich tatsächlich effektiv durchsetzen lassen? Etwa das Minderjährige nicht mehr Rauchen oder Trinken?
Also müssen andere Ansätze her.
Aufklärung tut Not. Nur fürchte ich, diese Aufklärung ist
a) nicht sachlich (Stichwort: Killerspiele)
und
b) landet bei der falschen Adresse.
Einem 12jährigem Knirps auf die Finger klopfen, weil er CS, Doom oder FarCry spielt, ist durchaus richtig. Und nötig. Nur leider kommt es kaum dazu. Warum? Weil der oder diejnigen, die dafür zuständig wären, schlicht keine Ahnung haben.
Darum eine kleine Geschichte. Sie ist rein fiktiv, basiert aber auf bereits erlebten Tatsachen.
In dieser Geschichte geht es um, sagen wir mal Herrn Schmidt. Herr Schmidt ist verheiratet, hat ein Kind, ein Haus, ein Auto. Eben ein völlig normaler Mensch.
Herr Schmidt ist ein liebevoller Vater. Sein Sohn ist im wichtig und versucht er auch ihm eine gute Erziehung zukommen zu lassen. Selbstverständlich achtet Herr Schmidt darauf, dass sein Sohn weder raucht noch trinkt, sowas ist Gift für einen jungen Körper. Und auch wenn unsere heutige Gesellschaft sehr sexualisiert ist, Pornos gehören nicht in Kinderhände. Ebenso hat Herr Schmidt ein Auge auf das Fernsehprogramm, Sohnemann muss nicht unbedingt Arnie rummetzeln sehen.
Ja, das Fernsehprogramm: Unterhaltsam und informativ. So erfährt unser Herr Schmidt auch von den ominösen Killerspielen und ihren bösen Folgen. Herr Schmidt weiß nun natürlich nicht genau, was Killerspiele sind. Aber als anständiger Vater macht er sich Sorgen: Was spielt mein Sohn da am PC eigentlich?
PC's, denkt Herr Schmidt, die waren mir sowieso immer unheimlich. Es ist ihm peinlich, von seinem 14jährigem Sohn dahingehend vorgeführt zu werden.
Aber gut, die elterliche Pflicht ruft: "Sohn, Du spielst doch keine Killerspiele?" fragt Vater Schmidt mit einem misstrauischen Seitenblick auf den PC.
Killerspiele?, denkt sich der Sohn und ahnt böses. Wie stehe ich denn vor meinen Kumpels da, wenn ich kein Counterstrike mehr spielen darf? "Natürlich nicht!", lautet die Antwort. Vater Schmidt glaubt das aber nicht so recht. Nur, wie soll er das überprüfen, wenn er doch im Prinzip keine Ahnung hat?
Er beschliesst also, sich mal zu informieren. Doch wo? Wer sagt ihm, was Killerspiele sind?
So geht etwas Zeit ins Land und Herr Schmidt hat, nicht in böser Absicht versteht sich, die Sache mit den Killerspielen etwas aus den Augen verloren.
Sohenmann hat demnächst Geburtstag und Vater Schmidt eine ganz besondere Überraschung: Eine PS2. Sohnemann hat davon immer so geschwärmt, seine ganzen Kumpels haben auch eine.
Da unser Vater Schmidt grosszügig ist, gehen die beiden dann zusammen noch ein Spiel kaufen. Schliesslich hat Sohnemann da mehr Ahnung. Nach einer Weile kommt Sohnemann auch angelaufen. "GTA-San Andreas" prangt auf der Verpackung. Unser Vater hält etwas nachdenklich die Packung in der Hand. "Was soll das sein?" "Och", sagt der Sohn ausweichend. "da fährt man so mit Autos herum." Unser Vater dreht und wendet die Verpackung und sieht nach einigem hin und her eine Zahl auf der Rückseite stehen. 16+ steht da. Was das wohl ist? Den Sohn fragen? Und klar, Sohnemann, gar nicht dumm kennt die Antwort: "Das ist die Bewertung des Spiels. Je höher die Zahl, desto besser ist das Spiel." Vater ist erleichtert sich nicht übermässig blamiert zu haben und so wird zur Kasse gegangen und gezahlt.
So ähnlich habe ich das miterlebt. Der völlig überraschte Vater wollte im übrigen nicht wahrhaben, von Sohnemann so richtig auf's Kreuz gelegt worden zu sein.
Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, ihm begreiflich zu machen, dass es bei der Zahl um eine Alterseinstufung ging.
Es gab da mal so einen netten Werbespot: Es klingelt da so nacheinander an einer Wohnungstür: Die Mutter macht jedesmal auf und es stehen allerlei finstere Gestalten auf der Matte: Der böse Onkel, der finstere Dorgendealer: Jedem wird die Tür zugemacht.
Dann platzt plötzlich so ein 2,5 Meter grosser Typ mit einer mörderfetten Knarre zur Tür rein und fragt nach dem Sohn. Und die Mutter freudestrahlend: "Natürlich oben, am PC...."
Es nützen uns Verbote nichts. Es nützen uns die tollsten Regeln nichts, wenn der Sohn mehr Wissen über PC's und die neue Technikwelt besitzt, als beide Elternteile zusammen.
Da muss dringend etwas geändert werden, echte Aufklärung und Beschäftigung mit den neuen Medien FÜR ELTERN ist notwendig.
Allerdings ist mit den bösen Killerspielen das Leben einfacher, da kann man den Schuldigen immer ganz schnell finden.